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The Walking Dead 3: Roman (German Edition)

The Walking Dead 3: Roman (German Edition)

Titel: The Walking Dead 3: Roman (German Edition)
Autoren: Robert Kirkman , Jay Bonansinga
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Spiele …«
    » Was ist?« Die Frau neben ihr blickt von einem Thermosbecher voll lauwarmen grünen Tees auf. »Hast du was gesagt?«
    Lilly schüttelt den Kopf. »Nein.«
    »Geht’s dir gut?«
    »Super … Alles bestens.« Lilly lässt den Blick in die Ferne schweifen, während der Rest der Menge wild auf und ab springt, grölt und jault. Obwohl sie erst Anfang dreißig ist, erscheint Lilly Caul mindestens zehn Jahre älter. Tiefe Falten der Fassungslosigkeit und des Entsetzens haben sich in ihre Stirn gebrannt. »Wenn ich ganz ehrlich sein soll … ich weiß nicht mehr, wie lange ich diese ganze Scheiße noch aushalten kann.«
    Die andere Frau nippt nachdenklich an ihrem Tee. Unter ihrem Parka trägt sie einen verblichenen Kittel, und ihr Haar ist zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden. Es handelt sich um Woodburys Krankenschwester – eine ernste, meistens stille Frau namens Alice –, die mit Sorge Lillys gefährdeten Status in der Hierarchie der Gemeinde beobachtet. »Es geht mich ja nichts an«, beginnt Alice endlich und so leise, dass niemand der Umstehenden sie hätte verstehen können, »aber wenn ich du wäre, würde ich das eher für mich behalten.«
    Lilly blickt sie fragend an. »Was zum Teufel redest du da?«
    »Zumindest für den Augenblick.«
    »Da komme ich nicht mit.«
    Alice scheint nicht ganz wohl dabei zu sein, mitten am Tag und in Anwesenheit aller über so etwas reden zu müssen. »Er beobachtet uns, weißt du das etwa nicht?«
    »Wie bitte?«
    »Selbst jetzt, in diesem Augenblick. Er hat es auf uns abgesehen.«
    »Bei dir piept es …«
    Lilly hält inne. Erst jetzt begreift sie, dass Alice auf die dunkle Gestalt anspielt, die unterhalb der maroden und nicht mehr funktionierenden Anzeigetafel keine dreißig Meter nördlich entfernt von ihnen im Eingang eines gewölbten Gangs steht. Er ist in Schatten getaucht, aber die Lichter für die Käfige hinter ihm verleihen seiner Silhouette etwas Unheimliches. Die Hände in die Hüften gestemmt, steht er da und starrt auf das Geschehen in der Arena. Seine Augen leuchten vor Zufriedenheit auf.
    Er ist nicht groß, aber auch nicht klein, weder dick noch dünn. Ganz in Schwarz gekleidet, trägt er eine großkalibrige Waffe an der Hüfte. Auf den ersten Blick macht er einen beinahe harmlosen, ja gutmütigen Eindruck – ganz der stolze Landbesitzer oder Adelige aus dem Mittelalter, der sein Gut beäugt. Aber selbst aus dieser Entfernung kann Lilly seinen schlangenartigen Blick spüren – so gerissen wie der einer Kobra –, wie er jeden Winkel der Tribünen überfliegt. Und alle paar Sekunden fällt dieser elektrisierte Blick auf die Plätze, auf denen jetzt Lilly und Alice vor Kälte bibbernd sitzen.
    »Besser, wenn er glaubt, dass alles in Butter ist«, flüstert Alice, den Mund tief in die Tasse getaucht.
    »Verdammt noch mal«, entgegnet Lilly und starrt dabei die von Müll übersäte Tribüne hinab. Eine weitere Welle der Jubelschreie und des Klatschens schwillt an, als die Gladiatoren im Innenfeld wieder aufeinander losgehen – Bruce schwingt seine Kreuzhacke durch die Luft, während Gabe von einer Reihe angeketteter Zombies umringt ist. Lilly aber zollt ihnen keine Aufmerksamkeit.
    »Lächeln, Lilly! Immer schön lächeln!«, ermahnt Alice sie.
    »Lächle du doch … Ich kriege das nicht mehr über die Lippen.« Lilly blickt auf das Gemetzel im Stadion, sieht zu, wie der Morgenstern den verwesenden Schädel eines Beißers in tausend Stücke explodieren lässt. »Ich verstehe das einfach nicht.« Sie schüttelt den Kopf und wendet sich angeekelt vom Geschehen ab.
    »Was verstehst du nicht?«
    Lilly holt tief Luft und blickt Alice an. »Und was ist mit Stevens?«
    Alice zuckt mit den Schultern. Dr. Stevens ist seit fast einem Jahr so etwas wie ihr Rettungsanker, hat sie stets bei Verstand gehalten, ihr das nötige Fachwissen beigebracht, gezeigt, wie man halb zu Brei geschlagene Gladiatoren mit Hilfe der immer spärlicher werdenden Vorräte an medizinischer Ausrüstung, die in den Katakomben unterhalb der Arena gelagert sind, wieder auf die Beine bringt. »Was soll denn mit ihm sein?«
    »Der macht bei dieser ganzen widerlichen Scheiße doch auch nicht mit.« Lilly reibt sich die Augen. »Was macht ihn so besonders, dass er es nicht nötig hat, dem Governor in den Arsch zu kriechen? Vor allem nach dem, was im Januar passiert ist!«
    »Lilly …«
    »Versuch jetzt nicht, dich rauszureden.« Lilly starrt Alice an. »Gib es einfach zu.
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