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The Hunter - Die komplette erste Staffel

The Hunter - Die komplette erste Staffel

Titel: The Hunter - Die komplette erste Staffel
Autoren: Katja Piel
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die Schubladen. Leer. Sie waren mit Zeitungspapier ordentlich ausgelegt worden. Wieder fragte sie sich, wer sich um das Haus gekümmert haben könnte. Plötzlich hörte sie Stimmen im Flur und lauschte.
    „Wer sind Sie und wer ist da oben?“, hörte sie eine aufgeregte, weibliche, älter klingende Stimme.
    „Nun, ich wollte Miss Thompson einen Gefallen tun …“
    Medina vernahm Schritte, die die Treppe hinaufstampften. Sie wich ins Zimmer zurück, aus Angst, wer gleich vor ihr stehen würde. Im Türrahmen erschien eine robuste Mittvierzigerin mit kurzen, ausgeblichenen Haaren und sah sie zunächst überrascht an.
    „Medina? Bist du das wirklich?“, flüsterte sie und kam näher.
    Hinter ihr erschien Alex und machte ein entschuldigendes Gesicht. Medina warf ihm einen bösen Blick zu.
    „Jetzt bloß keine Umarmung, ja? Wer sind Sie? Sind Sie die Person, die aufgepasst hat auf … auf Grandmas Haus?“
    Die Frau blieb stehen und hob kurz die Schultern, als hätte sie die Reaktion erwartet. Beide musterten sich und dann drehte sich die Frau um und sagte leise: „Komm mit runter, ich werde dir alles erklären. Mister?“, sprach sie Alex an, der ihr den Weg versperrte. Er trat beiseite und wirkte etwas verloren. Fast tat er Medina leid. Er ist der Mann, er wird sich wohl wehren können , dachte sie und folgte ihr nach unten.
    „Mein Name ist Ruth Simmon, ich bin die Nachbarin und Freundin deiner Grandma gewesen“, begann sie, zog ein Laken vom Sofa und faltete es ordentlich zusammen, bevor sie sich setzte. Mit der Hand bedeutete sie Medina, sich ebenfalls zu setzen. Alex wurde von beiden Frauen gar nicht beachtet, so blieb er einfach stehen.
    „Nun“, fuhr Ruth fort und strich dabei durch ihr kurzes Haar. „Deine Grandma fing so ein halbes Jahr vor dem Unglück damit an, mir mitzuteilen, was geschehen sollte, wenn sie sterben würde.“ Ihre Augen sahen traurig aus, die Mundwinkel hingen schlaff nach unten. Ruth war deutlich vom Alter gezeichnet. „Ich war besorgt und fragte sie, ob sie ernsthaft krank war, aber sie verneinte und wollte über die Hintergründe nicht sprechen. Und wer sie kannte, wusste, dass es keinen Sinn gemacht hätte, in sie zu dringen. Also teilte sie mir mit, was mit dir und mit Ross passieren sollte. Wobei ihr Hauptaugenmerk nicht auf Ross lag. Es hatte mich damals schon gewundert, aber ich durfte nicht widersprechen und langsam hielt ich sie für senil. Jedenfalls sollte ich mich um das Haus kümmern. Dann wollte sie, dass du auf deinen eigenen Füßen stehen solltest und damit meinte sie, ich dürfe mich nicht einmischen. Egal, was passiert. Denn erst habe ich ganz selbstverständlich angeboten, dass ihr beiden zu mir kommen könnt. Davon wollte sie nichts hören und wurde richtig wütend.“
    Verwirrt lauschte Medina ihren Worten. Das bedeutete also, wegen ihrer Grandma hatte sie so aufwachsen müssen? Immer eine andere Pflegefamilie, Übergriffe der Väter, Schläge der Mütter, bis sie es nicht mehr ausgehalten hatte, sie bestahl und fortlief? Bei dem Gedanken gefror ihr Herz zu Eis und sie ballte unwillkürlich die Fäuste.
    „Heißt das, meine Gran wollte nicht, dass mir jemand hilft?“ Die Worte kamen ihr erstaunlich ruhig über die Lippen.
    „Nicht nur das, Medina. Deine Granny hat dir sogar eine beträchtliche Summe hinterlassen. Das Geld liegt in einem Treuhandfonds und weißt du, was das Merkwürdigste ist?“
    Eigentlich hatte Medina noch damit zu kämpfen, dass ihre geliebte Grandma sie auch nach ihrem Tod im Stich gelassen hat, und jetzt fing die alte Schlampe noch an, ihr zu erzählen, sie wäre wohlhabend. Kopfschüttelnd blickte sie auf ihre immer noch geballten Fäuste.
    „In wenigen Stunden ist der Fonds frei, das heißt, die Erbin erhält offiziell das Geld. Aber noch viel merkwürdiger ist, dass deine Grandma das heutige Datum dort festgeschrieben hat und mir mitteilte, dass an diesem Tag etwas passieren würde.“ Ruth strich sich über die Stirn.
    Ungläubig starrte Medina ihr ins Gesicht. Das dämmrige Licht machte sie nervös und die Luft schien so dick, dass sie kaum atmen konnte. Eine Entschuldigung murmelnd verließ sie auf unsicheren Beinen das Haus, zündete sich schnell eine Zigarette an und sah in den Himmel. Ihre Hände zitterten und sie hatte das Gefühl, sie würde träumen, aber dazu war alles zu real. Vor dem Haus war es auch nicht besser, die hohe Luftfeuchtigkeit ließ sie schwindeln, also schnippte sie die Kippe nur halbgeraucht weg und
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