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The Homelanders - Im Visier des Todes (Bd. 4) (German Edition)

The Homelanders - Im Visier des Todes (Bd. 4) (German Edition)

Titel: The Homelanders - Im Visier des Todes (Bd. 4) (German Edition)
Autoren: Andrew Klavan
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ich irgendwas vergessen?«
    Zum ersten Mal ließ Rose so etwas wie Anspannung erkennen. Erschöpft rieb er sich die Augen. Es war nur eine schnelle, sehr kurze Geste, aber sie verriet, wie müde er war und wie hart er an dieser Sache arbeitete.
    »Du musst versuchen, Geduld zu haben …«
    »Geduld?« Ich schlug mit der Faust auf den Tisch. »Sie wissen ja nicht, wie es hier drin ist!«
    »Ich verstehe dich, aber …«
    »Was, wenn ich mich an die Presse wende?«, fragte ich. »Was, wenn ich den Zeitungen von Waterman erzähle? Von den Homelanders? Was sich abgespielt hat und wie das alles gekommen ist?«
    »Wem wird man wohl glauben?«, entgegnete Rose leise. »Einem verurteilten Mörder, der den Leuten erzählt, er sei insgeheim ein Held, oder einer Menge seriös wirkender Offizieller in Anzügen, die behaupten, er gehöre nur zu einer Bande von Unruhestiftern?«
    Ich antwortete nicht. Niemand würde mir glauben, wenn ich die Wahrheit sagte. Es fiel mir ja selbst schwer, es zu glauben. Ich vergrub mein Gesicht in den Händen. Noch nie in meinem ganzen Leben hatte ich mich so schwach und hilflos gefühlt.
    »Hör zu«, fuhr Rose fort. »Ich arbeite an etwas, verstehst du?«
    Es dauerte einen Moment, bevor ich aufblicken konnte. »An was?«
    »An einer Berufung bei Gericht. Über deinen Anwalt. Wir haben Freunde dort, Leute, die die Wahrheit kennen. Wenn sie durchfechten können, dass man die Beweise gegen dich für manipuliert erklärt, könnte dein Urteil aufgehoben werden.«
    »Aufgehoben«, wiederholte ich abfällig. Ich brachte das Wort kaum über die Lippen.
    »Ich weiß. Es ist keine vollständige Rehabilitierung, aber … zumindest würdest du hier rauskommen.«
    Ich schaute Rose an, und wieder blinzelte er, wandte den Blick ab. Er schämte sich für seine Lage und für das, was die Regierung mir antat. Ich machte ihm keinen Vorwurf. Als Waterman mich für den Job anwarb, hatte er nichts beschönigt. Er hatte mir gesagt, dass ich dabei alles aufs Spiel setzte. Nicht nur mein Leben, sondern auch meinen Ruf. Er hatte offen zugegeben, dass er außerhalb der offiziellen Wege operierte und ich womöglich nicht die Unterstützung der Anzugträger in Washington haben würde. Sie könnten behaupten, dass ich gar nicht existierte. Und er hatte gesagt, die Menschen, die ich liebte, könnten in dem Glauben zu Grabe getragen werden, ich sei ein Verräter, ja sogar ein Mörder.
    All das wusste ich, als ich mich verpflichtet hatte. Aber ich hatte gewonnen. Ich, Waterman, Rose und die anderen, wir hatten unser Ziel erreicht. Wir hatten die Homelanders zerschlagen, sie aufgehalten – zumindest die meisten von ihnen –, bevor sie ihre Pläne in die Tat umsetzen konnten. Alle bis auf Prince und ein paar seiner Freunde.
    Es gab also nichts, worüber ich mich beschweren konnte. Ich hatte von Anfang an gewusst, worauf ich mich einließ.
    Nur von Abingdon und wie hart es sein würde, hatte ich nichts geahnt. Wie einsam und schrecklich und erdrückend. Das weiß man erst, wenn man dort ist und es am eigenen Leib spürt.
    Jetzt wusste ich es. Aber würde ich es auch aushalten?
    »Wie lange?«, fragte ich Rose heiser. »Wie lange würde eine Berufung dauern?«
    »Wenn unsere Freunde sich anstrengen, vielleicht ein paar Monate. Du könntest Anfang nächsten Jahres hier raus sein, wenn alles gut geht.«
    »Weihnachten in Abingdon«, seufzte ich. »Davon habe ich immer geträumt.«
    »Es tut mir leid«, meinte Rose, schaute mich aber noch immer nicht an.
    Nach einer Pause, die mir wie eine halbe Ewigkeit vorkam, schob Rose schließlich seinen Stuhl mit einem kratzenden Geräusch nach hinten. Er stand auf und blieb am Tisch stehen.
    »Charlie, als du diese Sache begonnen hast, warst du ein Junge. Aber jetzt bist du ein Mann, und du bist Amerikaner. Ich sage das nicht einfach so dahin. Einige Leute, die dir nicht annähernd das Wasser reichen können, setzen dir verdammtzu. Die Regierung, der Staat verhält sich manchmal so. Das ist einer der Gründe, warum wir nicht zu viel davon haben wollen.«
    Er ging zu der weißen Tür in der weißen Wand und klopfte dagegen. Dann schaute er zu mir zurück.
    »Du wirst mich von nun an nicht mehr sehen, Charlie. Ich werde nicht direkt mit dir Kontakt aufnehmen können. Aber glaub mir, ich werde dich nicht vergessen. Ich werde alles daransetzen, dich hier rauszuholen. Und wenn es etwas Neues gibt, werde ich einen Weg finden, es dich wissen zu lassen.«
    Die Tür ging auf. Draußen auf dem Gang stand
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