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The Homelanders, Band 2: The Homelanders - Auf der Flucht (Bd. 2) (German Edition)

The Homelanders, Band 2: The Homelanders - Auf der Flucht (Bd. 2) (German Edition)

Titel: The Homelanders, Band 2: The Homelanders - Auf der Flucht (Bd. 2) (German Edition)
Autoren: Andrew Klavan
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auf. Seine Reifen machten ein hässliches Geräusch, als ich an ihm vorbeifuhr, und der Fahrer schrie fluchend hinter mir her.
    Ich schaute über die Schulter zurück. Noch bevor der Laster wieder losfahren konnte, bogen die Polizeiautos mit lautem Sirenengeheul um die Ecke. Die Polizei war mir direkt auf den Fersen. Ich gab Gas, raste weiter.
    Und irgendwo tief in meinem Inneren war da diese kleine Stimme, die sagte:
    Vielleicht solltest du stehen bleiben.
    Vielleicht solltest du aufgeben.
    Vielleicht haben die Polizisten recht.
    Vielleicht bist du wirklich ein Verbrecher.

8

D IE W AHRHEIT , DIE DU LEBST
    In stillen Momenten erinnerte ich mich manchmal an Dinge aus meinem Leben, bevor der Albtraum begann. So dachte ich zum Beispiel oft an meinen Karatelehrer, an Sensei Mike.
    Sensei Mike war so ziemlich der coolste Typ, dem ich je begegnet war. Er war lange in der Army gewesen und hatte in Afghanistan und im Irak gegen islamische Extremisten gekämpft. Der Präsident der Vereinigten Staaten hatte ihm sogar einen Orden verliehen. Aber Mike sprach nie darüber.
    Er sprach allerdings viel über andere Dinge. Meistens natürlich über Karate, darüber, wie man kämpfte – und wie man einen Kampf vermied, wenn auch nur die geringste Möglichkeit dazu bestand. Wie man seine Gefühle und seinen Körper kontrollierte, seine Ängste im Zaum hielt und seine Nervosität in Energie und Konzentration verwandelte. Von Konzentration sprach er oft, und von Achtsamkeit – nicht nur im Zusammenhang mit Karate, sondern auch, wenn es um die Menschen ging, die man liebte und die einen brauchten. Um das, was man im Leben erreichen wollte. Um das Leben überhaupt. Hinter seinem dicken Schnauzbart schien er ständig zu lächeln, als würde er alles lustig finden. Und nach allem, was er durchgemacht hatte, gab es wohl nicht viel im Leben, was Mike wirklich ernst nahm. Bis auf ein paar Dinge.
    Die Dinge, die wirklich wichtig waren.
    Einmal passierte jedenfalls etwas im Dojo … Strenggenommen endete es nur dort. Begonnen hatte es schon viel früher, und zwar am Morgen, im Geschichtsunterricht bei Mr Sherman.
    Zwei Jahre lang hatte ich Mr Sherman in Geschichte gehabt. Mein Problem mit ihm war, dass er sich selbst für einen ganz tollen Radikalen hielt. Er wollte uns immer dazu bringen, unsere »Anschauungen zu hinterfragen«. Daran ist ja eigentlich nichts auszusetzen, aber Mr Sherman übertrieb es.
    Seiner Ansicht nach war nichts wirklich gut oder wirklich schlecht, alles war einfach nur Ansichtssache. Das ergab für mich zwar keinen Sinn, aber ich muss zugeben, dass es mir manchmal schwerfiel, mit ihm zu diskutieren.
    Am Morgen dieses Tages war Folgendes in der Klasse passiert: Wir führten eine Diskussion über aktuelle Ereignisse. Mr Sherman saß vorn auf der Kante seines Lehrerpults, warf einen seiner Marker für das Whiteboard in die Luft und fing ihn wieder auf. »Das Problem in diesem Land ist«, sagte er, »dass zu viele Menschen blind an absolute Moral, an absolute Wahrheit glauben. Unser ganzes Land wurde auf Absolutismus gegründet: auf Wahrheiten, die angeblich ›selbstverständlich‹ sind. Und da wir unsere Wahrheiten für absolut und selbstverständlich halten, hassen wir nur allzu schnell andere Menschen und zwingen ihnen unsere Wahrheiten auf. Absolutismus ist das Wesen von Tyrannen. Wirkliche Moral verändert sich ständig. Sie hängt von der jeweiligen Situation und der kulturellen Tradition ab.«
    An der Aussage waren meiner Meinung nach so viele Dinge falsch, dass sie einen regelrechten Denkstau in meinem Gehirn verursachten. Zum einen gibt es sehr viele Länder in derWelt, die andere Völker hassen und andere Länder grundlos angreifen, die sogar ihre eigenen Bürger zwingen, bestimmte Dinge zu glauben, ob sie es wollen oder nicht. In Amerika ist das nicht so. Aber bevor ich überhaupt zu diesem Punkt kommen konnte, platzte es aus mir heraus: »Moment mal. Sie sprechen von der Unabhängigkeitserklärung, nicht wahr? Die einzigen Wahrheiten, die darin als ›selbstverständlich‹ angesehen werden, sind die, dass alle Menschen gleich sind und dass sie von ihrem Schöpfer mit dem Recht auf Leben, Freiheit und das Streben nach Glück ausgestattet wurden.«
    »Ah, ich wusste, dass Charlie etwas dazu sagen würde«, sagte Mr Sherman und ließ seinen Blick über den Rest der Klasse schweifen. »Charlie ist ein wahrer Gläubiger. Ich kann mich immer darauf verlassen, dass er blind der Masse folgt. Der vorbildliche
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