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Teuflische List

Teuflische List

Titel: Teuflische List
Autoren: Hilary Norman
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Richtige. Das Einzige.
    »Außerdem besteht immer noch eine gute Chance«, sagte Jules, »dass du gar nicht ins Gefängnis musst.«
    »Mach dir keine falschen Hoffnungen, Jules.«
    »So falsch sind sie vielleicht gar nicht.«
    »Doch, das sind sie«, sagte Abigail. »Darauf möchte ich wetten.«

62.
    Am 2. Februar, nach vier letzten Wochen, in denen Philip Quinlan und Trevor Butler sie auf die Urteilsverkündung vorbereitet hatten, saß Abigail auf der Anklagebank des Central Criminal Court und hörte zu, während Sara Gallman ein fast einstündiges Plädoyer für die Anklage hielt. Dann sprach Butler fast ebenso lang für die Verteidigung.
    Die ganze Zeit über, jede schmerzvolle Sekunde lang, war Abigail sich Eddie Gibsons Eltern bewusst, die oben in der Galerie saßen. Sie fühlte ihre Blicke auf sich, fühlte, wie sie sie ebenso sehr für den Rufverlust ihres Sohnes hassten wie für dessen Tod.
    Abigail zweifelte nicht daran, dass man sie verurteilte.
    Das Urteil lautete drei Jahre.
    »Ich verstehe nicht, wie er das tun konnte«, sagte Jules später, als sie, Quinlan und Michael Moran bei einem Whisky im Pub saßen. »Nach allem, was sie im vergangenen Jahr alleine durchgestanden hat.«
    »Es ist durchaus vorstellbar«, erklärte Quinlan, »dass es einen negativen Einfluss auf die Strafzumessung gehabt haben könnte, dass sie im Vorfeld so lange in Freiheit gewesen ist – erst um Thomas zu bekommen und dann wegen der Operation.«
    »Eine Augenoperation auf Kaution – was für ein Luxus«, bemerkte Moran ironisch.
    »O Gott.« Jules trank einen Schluck von ihrem Whisky und zuckte unwillkürlich zusammen.
    »Es hätte schlimmer kommen können«, sagte Quinlan.
    »Fangen Sie jetzt bitte nicht an, von der Höchststrafe zu reden, Philip!«, sagte Jules scharf. »Abigail hätte gar nichts bekommen dürfen.«
    Sie alle nahmen einen kräftigen Schluck und versuchten die Erinnerung an Abigail auszublenden, wie sie von Beamten aus der Anklagebank herausgeführt worden war.
    »Alles in allem«, sagte Quinlan, »sollte sie bei guter Führung – woran ich bei ihr nicht zweifle – in fünfzehn Monaten wieder draußen sein.«
    »Und was ist jetzt mit ihrer zweiten Operation?«, fragte Moran. »Wenn ich es richtig im Kopf habe, war sie für Sommer oder Herbst angesetzt.«
    »Die wird warten müssen«, sagte Quinlan.
    »Haben Sie das nicht gewusst?« Jules wurde sarkastisch. »Sie ist jetzt nur noch halbblind, und diese Art von Operation ist ›fakultativ‹.«
    »Der Herr bewahre uns«, murmelte Moran und leerte sein Glas.
    »Noch einen?«, fragte Quinlan.
    »Sie wird den Rest von Thomas’ Babyzeit verpassen.« Jules war den Tränen nahe.
    »Immerhin«, Moran tätschelte ihr die Hand, »wird sie wissen, dass er bei Ihnen und Olli ist.«
    Quinlan stand auf. »Und so Gott will, wird sie vor seinem zweiten Geburtstag wieder bei Thomas sein.«
    »Ich wusste ja gar nicht, dass Sie gläubig sind, Philip«, sagte der Priester.
    »Dann und wann«, erwiderte Quinlan.

63.
    Es begann in Holloway.
    Abigail erzählte Jules am Telefon – womit sie ihre erste, unendlich wertvolle Telefonkarte aufbrauchte –, dass es ihr gut gehe und dass man sie erst einmal im Krankenhausflügel behalten würde, bis keine Gefahr mehr bestünde, dass sie in der Haft zusammenbreche. Sie und Jules wussten beide, dass man sie in Wahrheit vom Selbstmord abhalten wollte, doch keiner von beiden sprach es aus; stattdessen bemühten sie sich, das Gespräch so locker wie möglich zu halten.
    Abigail bat Jules, Olli zu sagen, wie sehr sie ihn liebe, und ihm herzlich zum zweiten Geburtstag zu gratulieren, den er an diesem Tag feierte. Jules versprach, dass sie Thomas von seiner Mami knuddeln werde.
    »Das ist nicht nötig«, sagte Abigail. »Ich habe ihm in unserer letzten Nacht gesagt, dass ich ihm all meine Liebe gegeben hätte, und ihn gebeten, sie festzuhalten, bis wir uns wiedersehen. Das war natürlich dumm, aber ich habe mich hinterher besser gefühlt.«
    »Das war überhaupt nicht dumm«, widersprach Jules. »Ich werde ihn trotzdem knuddeln.«
    »Philip hat mich schon besucht«, sagte Abigail nach einer kurzen Pause. »Er hat mich sehr getröstet.«
    In den langen Monaten der Kaution hatte sie festgestellt, dass Jules mehr und mehr Gefallen an Quinlan gefunden hatte, und insgeheim hegte sie die romantischeHoffnung, dass der Anwalt und Jules merkten, dass sie wie füreinander geschaffen waren – und dass sie noch derartig romantische Gedanken hegen
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