Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teufelsmauer

Teufelsmauer

Titel: Teufelsmauer
Autoren: Richard Auer
Vom Netzwerk:
war.
Morgenstern sah die weiße Fassade der Schutzengelkirche, doch die war ihm nun
wieder herzlich gleichgültig, von einem Gedanken an eine Kerze ganz zu schweigen.
In der einbrechenden Julidämmerung flanierten Spaziergänger, schlenderten
Grüppchen von Studenten der nahen Katholischen Universität, trödelten
Fahrradtouristen in aufreizender Gemächlichkeit durch die schmale Ostenstraße.
Morgenstern, der eilige Vater, hupte sie ungnädig zur Seite und handelte sich
von Fiona dafür einen strafenden Blick ein.
    Â»So pressiert es nun auch wieder nicht«, sagte sie. »Unsere Jungs
sind in sicherem Gewahrsam, das steht fest.«
    Morgenstern presste die Lippen zusammen und drückte das Gaspedal bis
zum Bodenblech durch.
    Als sie den Wagen auf dem Parkplatz vor der Inspektion abstellten,
sah Morgenstern bereits einen untersetzten uniformierten Kollegen fröhlich aus
dem Fenster spähen. Er kannte ihn, wie die meisten Beamten der Eichstätter
Landpolizei. Schließlich war er, als er von Nürnberg nach Ingolstadt versetzt
worden war, der Volleyballmannschaft der örtlichen Polizei beigetreten, um
Anschluss zu finden.
    Â»Das ist der Ludwig Nieberle. Der lacht sich einen Ast«, sagte er finster
zu Fiona.
    Â»Jedenfalls können die Jungs dann nichts allzu Schlimmes angestellt
haben«, erwiderte sie aufmunternd. »Da musst du jetzt durch.«
    Sie läuteten an der Eingangstür, die sich im selben Moment öffnete.
Hinter einer dicken Glasscheibe stand feixend der dicke Beamte und winkte sie
in einen Besucherraum, vollgehängt mit Fahndungsplakaten, Hinweisen zur
Verkehrssicherheit und Werbepostern für eine angeblich glänzende Berufskarriere
bei Bayerns Ordnungshütern.
    Â»Da hätten wir die Familie Morgenstern ja komplett«, sagte Nieberle
und stellte sich Fiona kurz vor. »Warten Sie, ich hole die Kinder, diese
Schlawiner. Ganz der Vater. Ich habe schon gehört, dass die Steinschleudern,
die wir bei ihnen gefunden haben, von dir stammen, Mike.«
    Morgenstern nickte. »War wohl keine so gute Idee. Wo sind die
Jungs?«
    Â»Drüben in der Funkzentrale«, sagte Nieberle. »Der Sandner-Fritz
muss ihnen alles ganz genau erklären. Zuerst waren sie ziemlich kleinlaut, aber
inzwischen haben sie wieder Oberwasser. Wie gesagt, ganz der Vater halt.«
Nieberle grinste von einem Ohr zum anderen. »Der Kleine hat sogar die
Dienstmütze vom Fritz auf und durfte mit den Kollegen auf Streife funken.« Er
imitierte Bastians hohe Stimme: »Schutter 1, bitte melden.«
    In diesem Moment kamen die beiden Kinder in den Besprechungsraum,
gefolgt von Sandner. Als sie ihre Eltern sahen, senkten sie die Köpfe, um
rechtschaffene Reue zu bekunden.
    Â»Da sind sie, unsere beiden Einbrecher«, sagte Sandner. »Auf frischer
Tat ertappt bei der Durchsuchung einer Luxusimmobilie.« Er versuchte, ernst
dreinzublicken. »Drei Fensterscheiben sind kaputt.«
    Â»Was war das für ein Haus?«, fragte Fiona.
    Â»Das steht gleich in der Nähe vom Bolzplatz«, antwortete Marius
kleinlaut. »Da gehen die anderen auch manchmal rein. Die anderen Kinder.«
    Sandner räusperte sich. »Na, ganz so nahe beim Bolzplatz ist das allerdings
nicht. Es ist das alte Seifensiederhäusl, oben hinter der Rebdorfer Straße. Das
steht schon seit über zwanzig Jahren leer und verfällt.«
    Â»Eine Fensterscheibe war schon kaputt«, betonte Bastian.
    Â»Und die Tür beim hinteren Eingang ist nie zugesperrt«, versicherte
Marius.
    Â»Dann wart ihr da also schon öfter drin?«, fragte Morgenstern.
    Â»Heute zum zweiten Mal«, gestand Marius. »Aber wir wollen es auch
nie wieder tun. Versprochen.« Treuherzig schaute der Neunjährige in die Runde.
    Â»Das will ich auch hoffen«, sagte Morgenstern mit extra tiefer
Brummstimme. »Und was machen wir jetzt?«, fragte er den Kollegen von der
Inspektion. »Brauchen wir wirklich einen Bericht und all diese Dinge? Das wäre
mir ehrlich gesagt ziemlich peinlich.«
    Fiona pflichtete bei: »Es sind ja noch Kinder, der Bastian ist erst
sieben.«
    Â»Erst? Mir hat er vorhin voll Stolz erklärt, dass er schon sieben ist.« Ludwig Nieberle lächelte. »Zweite
Schulklasse. Und dass er bald schon ein Drittklässler wird.«
    Â»Jetzt drück halt ein Auge zu«, bat Morgenstern. »Das lässt sich doch
bestimmt auf dem kleinen Dienstweg regeln. Wem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher