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Terror: Thriller (German Edition)

Terror: Thriller (German Edition)

Titel: Terror: Thriller (German Edition)
Autoren: Martin Maurer
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des Alfas schlingerte, der Wagen kam zum Stehen. Direkt vor der Kühlerhaube stand ein etwa fünfjähriges Mädchen. Es hatte blonde Haare und war völlig durchnässt vom Regen. Und es blutete. So viel konnten Fabrizio und Cesare sehen, bevor das Mädchen wieder verschwunden war. Die beiden Carabinieri sahen sich einen Moment lang erschrocken an, dann rissen sie die Autotüren auf und stürmten um den Wagen herum. Das Mädchen lag jetzt vor der Kühlerhaube auf dem Asphalt. Es war Anna, die Tochter der Deutschen.
    Sie lag auf dem Rücken, als habe sie sich hier hingelegt, um sich auszuruhen. Ihr Gesicht war ausdruckslos. Soweit Fabrizio das überblickte, blutete sie aus mehreren Wunden am ganzen Körper. Cesare kniete sich neben das Mädchen. Er wirkte wie unter Schock. »Kannst du mir sagen, was passiert ist?«
    Das Mädchen antwortete nicht.
    »Sie versteht dich nicht, Cesare.«
    Cesare sah auf, sah Fabrizio an, aber es schien, als blicke er durch ihn hindurch.
    »Du kannst doch ein bisschen Deutsch, oder?«, fragte Fabrizio.
    »Ich verstehe ein bisschen, aber ich kann nicht …«
    »Versuch es. Frag sie, was passiert ist.«
    Cesare versuchte es. Fabrizio konnte nicht beurteilen, ob das ein einigermaßen verständlicher deutscher Satz war, den Cesare an Anna richtete. Er sah gespannt in ihr Gesicht.
    Anna schaute Cesare an, eine Ewigkeit, so kam es Fabrizio vor, und dann endlich sagte sie etwas auf Deutsch, das er nicht verstand. Cesare wandte sich zu ihm. Sein Gesicht machte ihm Angst. Es sah vollkommen zerstört aus. Vielleicht war der Regen schuld.
    »Was hat sie gesagt?« fragte er.
    Cesares Stimme drang sehr leise durch den strömenden Regen.
    »Ich bin mir nicht sicher … ich glaube, sie hat gesagt: So viel Blut.«

Ligurische Küste,
Donnerstag, 28. Januar 2010, 21:06 Uhr

    Bei der Ausfahrt Albenga fuhren sie von der Autobahn ab. Es war kurz nach 21 Uhr. Anna war eingeschlafen. Je weiter sie sich von der Küste entfernten, desto enger und bedrückender wurde das Arroscia-Tal. Sie fuhren schweigend. Kurz vor Vessalico bogen sie in die Straße ab, die nach Lenzari hinaufführte. Nach etwa hundert Metern hatten sie die letzen Häuser hinter sich gelassen. Es war jetzt stockdunkel. Die Scheinwerfer wischten über die Olivenbäume links und rechts der Straße. Hinter Wolkenfetzen kam ein verwaschener Mond zum Vorschein und Conny sagte: »Ich bin froh, aus diesem Tal raus zu sein.«
    »Ich auch.« Marc schaltete in den ersten Gang und fuhr langsam um die nächste Kurve. Immer wieder lagen Steine und Felsbrocken auf der Straße, auch größere Zweige und Äste. Wahrscheinlich hatte es vor Kurzem ein Unwetter gegeben. Marc schaute auf die Temperaturanzeige: sechs Grad. Unten im Tal waren es noch neun Grad gewesen. Die Olivenbäume waren jetzt verschwunden. Sie fuhren durch ein Waldstück. Zweige schlugen gegen die Windschutzscheibe und strichen am Auto entlang. Der Wald streckte seine Finger nach ihnen aus. Ein Schatten huschte über die Straße und verharrte; Edelsteinaugen blitzten sie an.
    Ein längeres Stück gerader Strecke. Die Straße führte direkt auf den Berg zu. Dann sahen sie die Lichter von Lenzari. Der Mond hatte sich ganz aus den Wolken gelöst und gab dem Berg seine Konturen zurück: Der knochige Brustkorb, der spitze Rücken, ein langer Hals mit einem zu kleinen Kopf. Der Berg sah aus wie ein schlafender Hund, und Lenzari hatte sich Schutz suchend an seine magere Flanke geschmiegt.
    Das Ortsschild tauchte im Scheinwerferlicht auf. Rechts der Straße ein halb verfallenes Haus. Sie fuhren langsam daran vorbei auf einen kleinen Platz, beleuchtet von einer einzigen Laterne. Ein wenig zurückgesetzt die Kirche. Davor eine große Kastanie.
    »Hier ist es«, sagte Conny. »Hier sollen wir parken, haben sie gesagt.«
    Marc zog die Handbremse an und schaltete den Motor aus. »Puh. Jetzt reicht’s.«
    Sie stiegen aus. Die plötzliche Stille traf sie wie ein Schlag ins Gesicht. Das Rauschen von Wasser irgendwo unten im Tal, die Rufe eines Käuzchens, ansonsten nichts. Es war völlig windstill. Marc lehnte sich auf das Geländer, das den Platz umgab. Conny trat zu ihm. Sie legte ihre Hand auf seinen Rücken. Vor ihnen ging es steil nach unten ins Tal. Auf dem gegenüberliegenden Bergrücken lag ein weiteres Dorf; es schien ein bisschen größer zu sein als Lenzari. Wieder schrie das Käuzchen.
    Ein paar Meter weiter rechts stand ein Schild. Zwei Meter lang, anderthalb hoch, schätzte Marc. Aus Metall. Es
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