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Terror auf dem Planet der Affen

Terror auf dem Planet der Affen

Titel: Terror auf dem Planet der Affen
Autoren: George Alec Effinger
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keine besonders zufriedenstellende Philosophie«, sagte sie. »Versuchen Sie damit die Familie des Patienten zu trösten! Ich werde zu den üblichen entschuldigenden Redensarten Zuflucht nehmen müssen, und glauben Sie mir, es ist nie leicht. Vielleicht ist es zu lange her, daß Sie jemandem eröffnen mußten, der Vater oder die Mutter sei auf dem Operationstisch gestorben.«
    »Schielen Sie vielleicht schon nach meinem Posten, Doktor Kira?« fragte Leander lächelnd. Kira seufzte vielsagend. Offenbar gab es keine Möglichkeit, zu ihm durchzudringen.
    »Natürlich nicht«, sagte sie nach einer Pause. »Ich denke nur, daß Sie vielleicht den Kontakt mit der persönlichen Seite der Medizin verloren haben. Für Sie ist alles ein nüchternes und mechanisches Experimentieren.«
    »Halten Sie mich für grausam, Doktor Kira?« fragte Leander lächelnd. »Sie können mir ruhig die Wahrheit sagen.«
    »Meinem Arbeitgeber? Die Wahrheit?« sagte Kira mit gespielter Verblüffung. »Ein solcher Leichtsinn könnte mich die Stellung kosten.«
    Leander nahm den Arm von ihrer Schulter. »Nur ein Dummkopf würde seine beste und obendrein hübscheste Chirurgin entlassen«, sagte er. Nach kurzer Pause setzte er hinzu: »Wir sehen uns heute abend bei der Konferenz, nicht wahr?«
    Kira blickte ihn verdutzt an. »Bei welcher Konferenz?« fragte sie. Es gab ständig so viele Sitzungen und Konferenzen, und soviel Papierarbeit, die ihre Aufmerksamkeit verlangten, daß sie oft an Termine erinnert werden mußte. Aber im Sekretariat hatte man ihr nichts von einer Abendkonferenz gesagt.
    Leander setzte eine übertrieben ernsthafte Miene auf, als er ihre Frage beantwortete, und sie merkte, daß er einen seiner durchsichtigen Witze machte. »Es handelt sich um eine private Vorlesung«, sagte er. »Über die therapeutischen Vorzüge von Gemüseeintopf und Aprikosenwein. Ich halte sie um acht Uhr in meiner Wohnung.«
    »Ist Teilnahme Pflicht?« fragte Kira.
    Leander lachte. Anscheinend hatte sie noch nicht erraten, was er damit sagen wollte. »Nur für Sie«, sagte er und lachte wieder.
    Kira stimmte mit ein, um Leander zu zeigen, daß sie verstanden hatte. »Wenn es so ist, werde ich natürlich kommen«, sagte sie. Sie berührte seinen Arm in einer kleinen Geste der Zuneigung und verließ den Waschraum. Leander sah ihr mit einem Ausdruck tiefer Gemütsbewegung nach, dann lächelte er zufrieden bei dem Gedanken, was für ein witziger und kultivierter Bursche er sei.
    Kira ging unterdessen den Korridor entlang, vorbei an geschäftigem Krankenhauspersonal. Die Pfleger und Pflegerinnen waren Affen und trugen weiße Arbeitskittel, während die niederen Arbeiten von Menschen besorgt wurden. Kira hatte für die Grüße, die ihr von allen Seiten entboten wurden, kaum ein Kopfnicken übrig; ihre Gedanken waren bei dem Patienten, den sie gerade verloren hatte, und bei dem bevorstehenden Gespräch mit den Angehörigen des Verstorbenen. Sie erreichte ihr Büro nahe dem Ende des Korridors, öffnete die Tür und ging hinein.
    Der Raum war fast dunkel, und als erstes ging sie zu den Fenstern, öffnete die Vorhänge und ließ das Licht ein. Darauf blieb sie eine Weile stehen, blickte aus dem Fenster und dachte an ihre Position, ihre Verantwortung, die Ehre, die ihre Erfolge ihr brachten, und an den Schmerz, den sie über jeden Fehlschlag empfand. Sie dachte an Leander und an andere, die in ihrem Leben eine Rolle spielten, und an das häusliche Dasein, das sie ihrer Karriere geopfert hatte. Sie wandte sich vom Fenster weg und betrachtete nachdenklich die Symbole des selbstgewählten Lebensstils: Schreibtisch, Stühle, Aktenschrank, Instrumentenschrank, Bücher. Sie zog ihren Operationsmantel aus und wandte sich dem kleinen Kleiderspind in der Ecke zu. Im nächsten Moment fuhr sie heftig zusammen und stieß einen leisen Schreckensschrei aus, als sie Galen im Halbdunkel neben dem Spind stehen sah.
    »Hallo, Kira«, sagte er. Er rührte sich nicht von der Stelle. Seine Stimme war leise, nicht viel mehr als ein Flüstern. Kira wußte nicht, ob es an seinen Gefühlen lag oder an seiner Angst vor Entdeckung.
    Sein plötzliches Erscheinen verblüffte sie bis zur Sprachlosigkeit, und lange Sekunden vergingen, bis sie sich endlich gefaßt hatte. »Galen!« sagte sie schließlich im Ton höchster Verwunderung. »Was tust du hier?«
    Nun, da ihm der schwierigste Teil des Unternehmens geglückt war und er unerkannt ins Krankenhaus gelangt war, übermannten Galen die Gefühle,
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