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Tensegrity. Die magischen Bewegungen der Zauberer

Tensegrity. Die magischen Bewegungen der Zauberer

Titel: Tensegrity. Die magischen Bewegungen der Zauberer
Autoren: Carlos Castaneda
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Tensegrity lernen, sind keine Schamanen auf der Suche nach schamanistischen Alternativen, die eine rigorose Disziplin, Anstrengung und Askese voraussetzen würde. Bei den magischen Bewegungen liegt der Schwerpunkt daher auf ihrem Wert als Bewegungen und auf den Resultaten, die diese Bewegungen hervorbringen können.
    Don Juan Matus hatte erklärt, daß es den Zauberern seiner Tradition, die in alter Zeit in Mexiko lebten, bei den magischen Bewegungen vor allem darauf ankam, sich mit Bewegung auszulasten, zu sättigen. Sie faßten alle Körperhaltungen, alle Bewegungen, an die sie sich erinnern konnten, in Gruppen zusammen. Sie glaubten, daß die Vielfältigkeit dieser Gruppen in Relation zur erzielten Sättigung steht. Und desto mehr mußten die Übenden ihr Gedächtnis bemühen, um sich an die Bewegungsgruppen zu erinnern.
    Nachdem die Zauberer die magischen Bewegungen in großen Gruppen zusammengefaßt und als Sequenzen eingeübt hatten, fanden sie, daß jenes Kriterium der Sättigung seinen Zweck erfüllt habe, und sie ließen es fallen. Danach wurde das Gegenteil angestrebt - die Unterteilung der großen Gruppen in Abschnitte, die als unabhängige, einzelne Einheiten ausgeübt wurden. Die Art, wie Don Juan Matus die magischen Bewegungen seinen vier Schülern - Taisha Abelar, Florinda Donner-Grau, Carol Tiggs und mir - vermittelte, war das Ergebnis dieses Strebens nach Unterteilung.
    Don Juan war der Meinung, daß der Nutzen beim Einüben langer Bewegungsabläufe offenkundig sei. Diese Art der Übung zwinge die Schamanen-Schüler, ihr kinästhetisches Gedächtnis zu gebrauchen. Die Aktivierung des kinästhetischen Gedächtnisses hielt er für den wahren Gewinn, der den Schamanen sozusagen in den Schoß gefallen war. Sie bewirkt, daß der Lärm des Verstandes, der innere Dialog, verstummt.
    Don Juan hatte mir erklärt, daß solche Selbstgespräche für uns ein Mittel sind, um unsere Wahrnehmung der Welt zu verstärken und sie auf ein gewisses Maß an Effizienz und Funktionalität zu fixieren.
    »Die ganze menschliche Rasse«, sagte er einmal, »bewahrt sich mit Hilfe des inneren Dialogs ein bestimmtes Maß an Effizienz und Funktionalität. Der innere Dialog ist entscheidend für die Fixierung des Montagepunkts an der Stelle, die allen Menschen gemeinsam ist - in Höhe der Schulterblätter, eine Armlänge von diesen entfernt. Indem die Übenden das Gegenteil erreichen, nämlich die innere Stille, können sie die Fixierung ihres Montagepunkts auflösen und so eine außerordentliche Flexibilität ihrer Wahrnehmungen gewinnen.«
    Tensegrity bezieht sich auf die Ausführung jener umfangreichen Bewegungsgruppen, die Folgen genannt werden, um die Implikationen einer generischen Bezeichnung wie Gruppen zu vermeiden, die Don Juan gebrauchte. Um diesen Aufbau zu verwirklichen, war es notwendig, das Kriterium der Sättigung wieder einzubeziehen, das einst zum Entstehen der großen Gruppen geführt hatte. Es erforderte Jahre gewissenhafter und konzentrierter Arbeit, um eine Vielzahl zergliederter Bewegungsabläufe wieder zusammenzufügen.
    Die Wiedereinführung des Kriteriums der Sättigung durch das Ausführen langer Bewegungsfolgen führte zu einem Resultat, das schon Dort Juan als modernes Ziel der magischen Bewegungen definiert hatte: die Umverteilung von Energie. Don Juan war überzeugt, dies sei immer, auch schon zu Zeiten der alten Zauberer, das unausgesprochene Ziel der magischen Bewegungen gewesen. Die alten Zauberer hätten dies offenbar nicht gewußt. Aber selbst wenn sie es wußten, hätten sie es nie in solche Begriffe gefaßt. Was die alten Zauberer allem Anschein nach so eifrig anstrebten und als Gefühl des Wohlbefindens und der Vollkommenheit erlebten, wenn sie die magischen Bewegungen ausführten, war im Grunde die Wirkung einer sonst ungenutzten Energie, die für die Vitalzentren des Körpers wiedergewonnen wurde.
    In Tensegrity wurden die großen Gruppen wieder zusammengefügt. Eine Vielzahl von Fragmenten wurde als eigenständige funktionale Einheiten bewahrt. Die Einheiten wurden mit einer bestimmten Absicht gebildet, zum Beispiel der Absicht des Intendierens, der Rekapitulation, der inneren Stille und so weiter. Auf diese Weise sind die Tensegrity-Folgen entstanden. Es wurde ein System geschaffen, bei dem die besten Resultate durch das Üben in langen Bewegungssequenzen erzielt werden, die eindeutig hohe Anforderungen an das kinästhetische Gedächtnis des Ausübenden stellen.
    In jeder anderen Hinsicht
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