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Tenebra 2 - Dunkle Reise

Tenebra 2 - Dunkle Reise

Titel: Tenebra 2 - Dunkle Reise
Autoren: Dave Luckett
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einem freundlichen Gesprächston vor. Silvus' Blick schoss zu Eumas, der in sich gekehrt schweigend dastand. Aber in seinen Augen lag ein gequälter Ausdruck.
    Die Pause zog sich in die Länge. Silvus befeuchtete sich die Lippen. Nathan starrte ihn an. »Nun, Ser de Castro?« Die Freundlichkeit schien etwas zurückgenommen, und unter ihr lag eine Andeutung eiserner Härte.
    Silvus richtete sich auf und nahm die Schultern zurück wie ein Mann, der im Begriff steht, die Stufen zum Schafott zu betreten. »Ich bin für Mana… sensitiv, Hoheit.«
    »Ah.« Nathan erhob sich bedächtig, ging zur Wand und zog einen Vorhang zur Seite. Dahinter zeigte sich eine in die Vertäfelung eingelassene Tür, die er öffnete. »Kommen Sie, bitte«, befahl er und ging hindurch.
    Wir sahen einander an und folgten.
    Der benachbarte Raum war größer, reicher vertäfelt und von einem großen Kronleuchter und zahlreichen Wachskerzen hell beleuchtet. In der Mitte des Raumes stand ein Stuhl einem niedrigen Podium gegenüber, wie man es bei Staatsbanketten verwendet, um den Tisch des Herrschers durch Erhöhung hervorzuheben. Fürst Nathan ließ sich auf dem Stuhl nieder, streckte die Beine von sich und winkte einem Lakaien, der neben der anderen Tür wartete. Ohne zu wissen, was wir tun sollten, standen wir drei da und blickten in verschiedene Richtungen.
    Auf dem Podium stand ein kleiner Tisch, über den ein Tuch aus purpurnem Samt gebreitet war. Es sah sehr gebraucht aus und wirkte neben der Pracht des Raumes ärmlich und geschmacklos. Auf der herabhängenden Seite, uns gegenüber, konnte ich zwischen ein paar funkelnden Sternen die Worte Der Große Wandini lesen. Mehr zu sehen, hatte ich keine Zeit, weil die äußere Tür geöffnet wurde und drei Personen einließ. Eine davon war Georghe Barras, und das war kein willkommener Anblick. Ich begann mich zu fragen, ob der Rest des Gesprächs mit Nathan aus zielgerichteten Fragen und knappen Befehlen in einem Raum bestehen würde, dessen Einrichtung solch einem Verhör entgegenkam. Wenn Georghe dabei war, musste man es tatsächlich als eine Möglichkeit einschätzen, und mein Magen zog sich zusammen.
    Aber Barras gesellte sich bloß zu uns und beobachtete das Podium, als die beiden anderen hinaufstiegen und mit den Vorbereitungen für eine Zaubervorstellung begannen. Das war das Letzte, das ich erwartet hatte.
    Sicherlich haben Sie Vorführungen von Zauberkunststücken gesehen. Gewöhnlich tritt ein Zauberer mit seiner Assistentin auf. So auch hier. Er war ein kleiner, etwas rundlicher Mann in einem verblichenen schwarzen Gewand. Sie war…
    Ich stand gerader und zupfte mein Wams und meinen Umhang zurecht, fuhr mir mit den Fingern durchs Haar. Sie war größer als er und schlank, und ihr Haar war aschblond und fiel ihr auf eine Schulter. Sie lächelte in einer professionellen Art und Weise, die nicht zu ihrem Gesicht passte; es war nämlich ein von Natur aus sonniges Gesicht mit klaren graugrünen Augen, die offen und gerade blickten. Ehrlichen Augen.
    Und ihr Kostüm war… nun ja, es war ein Bühnenkostüm, farbig und mit blinkenden Pailletten besetzt. Es bedeckte sie ziemlich anständig; sicherlich musste man ihre Arme sehen können, um zu wissen, dass sie nichts im Ärmel versteckte, und das Gleiche galt für das Oberteil ihres Kostüms, wo sie kaum etwas verbergen konnte… allerdings war dort ohnedies nicht genug Raum… und der Rock war ziemlich kurz, damit sie leichter auf das Podium steigen konnte.
    Während ich zusah, konnte sie nichts versteckt haben; dafür beobachtete ich sie viel zu aufmerksam.
    Der kleine Mann im langen Gewand führte ein paar Kunststücke vor, zauberte Blumenvasen und zeigte Kartenkunststücke, wie man sie des Öfteren zu sehen bekam. Von Zeit zu Zeit blickte ich auch zu ihm. Und dann warf ich Silvus einen Seitenblick zu, den er erwiderte, Verständnislosigkeit in den Augen. Er zuckte kaum die Achseln, und in diesem Augenblick ergriff Fürst Nathan das Wort.
    »Genug«, sagte er. »Das Finale, wenn ich bitten darf.«
    Der Zauberer legte die Karten weg, nickte dem Mädchen zu. Sie ging zur Rückseite des Podiums und öffnete den Deckel eines kleinen Kastens, den ich vorher nicht bemerkt hatte. Sie hob ein Kaninchen heraus. Unterdessen klappte der Zauberer einen kleinen Käfig auseinander, der aus dünnem Drahtgeflecht gebaut war, und klopfte an die Seiten und auf die Oberseite, um zu beweisen, dass nicht etwa schon etwas darin war.
    Sie setzten das Kaninchen in den
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