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Tenebra 2 - Dunkle Reise

Tenebra 2 - Dunkle Reise

Titel: Tenebra 2 - Dunkle Reise
Autoren: Dave Luckett
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linken Arm aus den Schlaufen und das Messer mit der linken Hand heraus. Der Schmerz der Operation hielt mich wach. Und der Anblick von Ariennes Talisman, der nass war von meinem Blut. Noch immer lag ich auf ihm. Er fuchtelte schwächlich mit dem Schwert, aber ich drückte mein ganzes Gewicht auf den Schild, der sich noch zwischen uns befand.
    Er machte seltsame Geräusche, und erst jetzt bemerkte ich, dass die Schildkante auf seinem Gesicht lag. Ich presste sie mit meinem ganzen Gewicht nieder. Er hatte jedoch zwei gesunde Hände und stieß und rüttelte an dem Schild, nachdem er sein Schwert losgelassen hatte.
    Vielleicht hätte er die Last von sich stoßen können, aber dazu benötigte er Kraft, und seine Kraft strömte aus ihm auf den Boden. Ich brauchte nur Gewicht. Mit der Linken veränderte ich den Griff am Messer, setzte die Spitze gegen seinen Bauch und stieß zu. Dazu musste ich mein Gewicht vom Schild verlagern, und er dachte zuerst, dass er gewinnen würde, weil er nichts sehen konnte, und stieß den Schild von seinem Gesicht fort. Aber das erlaubte mir, mein volles Gewicht auf die Messerspitze zu verlagern. Die Klinge war aus besserem Stahl als das Kettenhemd und scharf zugespitzt. Es verfing sich in einer Masche des Stahlgeflechts, vergrößerte die Öffnung und glitt mit schrecklicher Bedächtigkeit durch Kettenhemd und Unterhemd in seine Gedärme.
    Ich habe Schlimmeres getan. Feuer ist eine furchtbare Waffe, und das Verbrennen ein grausamer Tod, und in Ys verwendeten wir Feuer, das nicht gelöscht werden konnte. Ich sah die Unterirdischen, möge die Göttin mir vergeben, brennend von den Sturmleitern fallen, um am Boden zwischen den Steinen zerschmettert zu werden oder in die brandende See zu stürzen und gleichzeitig zu brennen und zu ertrinken. Aber wenn ich alt bin, falls ich so lange verschont bleiben sollte, werde ich noch immer meine schlimmsten Nächte haben, falls ich aus dem Albtraum erwache, in dem ich wieder Georghe Barras Gesicht aus einer Handspanne Entfernung sah, als der Stahl sich in seinen Leib bohrte.
    Schließlich starb er. Ich war der Einzige, der es merkte. Er machte kein Geräusch.
     

KAPITEL XVI
    »Es steht Ihnen frei, zu gehen. Sie brauchen keine Erlaubnis von uns.«
    Es war zwei Tage später. Priorin Winterridge richtete das Wort an die Gardisten, die in einer Reihe vor ihr im Konklave standen. In letzter Zeit schien es viele Konklavesitzungen gegeben zu haben, und wenn man die Priorin gut kannte, sah man ihr an, wie sehr es sie ermüdete. Sie hatte stets das Handeln dem Reden vorgezogen, solange es einwandfrei war.
    Sie rückte auf ihrem Stuhl und ließ sich zur Behandlung praktischer Fragen herab. »Sie haben Pferde, reichlich Ersatzpferde und Vorräte. Trotzdem rate ich Ihnen, nicht unnötig zu verweilen. Der Pass ist zwar nicht weit von hier und wird erst in einem Monat geschlossen sein, aber oft kommt der Wintereinbruch früher, und im Gebiet der östlichen Vorberge und Ausläufer sind harte und frühe Winter die Regel. Doch wenn Sie sich nicht aufhalten, können Sie mit dem ersten Schnee in Tenabra sein.«
    Die Gardisten sahen einander an. Winterridge richtete ihren Blick auf den Nordmann, der ein wenig abseits stand. »Und Sie, Ser. Sie wären gut beraten, Ihren wohlverdienten Lohn zu nehmen und auf direktem Weg in Ihre Heimat zurückzukehren. Ich würde nicht vorschlagen, dass Sie sich in die Gewalt des Fürsten des Stromlandes begeben. Wie an dieser Stelle schon gesagt worden ist, sind sein Arm und sein Gedächtnis beide lang.«
    Keiner sagte etwas. Sie blickte zu den hohen, schmalen Fenstern des Palas hinaus, wo noch immer schwacher Rauch in den sonnigen Himmel stieg. Er stammte von dem Scheiterhaufen, auf dem der Leichnam Georghe de Barras' eingeäschert worden war, des Ritters vom Orden des Goldenen Speeres und getreuen Dieners seines Herrn. Dann hob sie ein zusammengefaltetes und versiegeltes Papier von dem niedrigen Tisch vor sich und richtete das Wort an den Ältesten von ihnen:
    »Und noch etwas. Sie werden mir den Gefallen tun, diese Botschaft Ihrem Fürsten zu überbringen. Sie macht ihn – wenn er sich dessen noch nicht bewusst war – mit der Tatsache bekannt, dass der Orden nicht sein Vasall ist und es niemals war, und dass unsere Länder unser eigen sind. Und sie erklärt unsere ernste Besorgnis über sein Vorhaben, ein Kollegium oder eine Akademie der Magie zu gründen. So etwas wäre Blasphemie, eine Herausforderung und Beleidigung der Göttin und
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