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Tenebra 2 - Dunkle Reise

Tenebra 2 - Dunkle Reise

Titel: Tenebra 2 - Dunkle Reise
Autoren: Dave Luckett
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drückte den Nasenrücken zwischen Daumen und Zeigefinger.
    »Du hast natürlich Recht«, seufzte er. »Ich ärgere mich über dich, dass du dies tust, und einen Augenblick später denke ich: Er wird morgen in besserer Form als Barras sein. Und doch ist Barras wenigstens fünf Jahre jünger als ich. Wenn ich daran denke, meinen Verstand zu gebrauchen, ist es klar, dass du für diese Aufgabe der bessere Mann bist, Will. Es hängt so viel davon ab, dass ich verrückt sein müsste, es jemand anderen tun zu lassen. Aber deswegen muss es mir nicht gefallen.«
    »Wenn ich verliere…«
    »Dann verlieren wir. Wenn du verlierst, bedeutet es, dass die Göttin die Entscheidung des Konklaves rückgängig gemacht hat. Die Freistatt wird nicht gewährt. Wir werden Barras ausgeliefert.«
    »Dann sollte ich lieber nicht verlieren.«
    Das Gleiche sagte ich einige Zeit später zu Arienne. Sie lag noch in der Krankenstation, noch immer schmal und blass. Blass war gut. Es bedeutete, dass sie Blut verloren hatte, aber das war besser als die hektische Röte des Fiebers. Die Wunde musste sauber ausheilen.
    Sie nickte. »Die meisten Leute scheinen der Meinung zu sein, dass du nicht verlieren wirst. Die Heilerin sagt, dass deine Chancen gegen Barras drei zu eins stehen.« Sie schloss für eine Weile die Augen. »Natürlich sind sie voreingenommen. Aber ich hoffe, sie haben Recht.«
    »Gut. Ich auch. Hast du gewettet?«
    »Ich dachte, ich hätte mit dieser Geschichte schon genug Sorgen.«
    Sie klang müde, und natürlich hatte sie in ihrem Zustand auch ein Recht, es zu sein. Ich sollte aufhören, sie zu ermüden, aber es fiel mir noch etwas ein, was ich fragen musste. »Ah«, murmelte ich, bewegte unbehaglich die Schultern. »Hm… ich glaube, es ist Tradition…« Wieder wusste ich nicht weiter.
    »Was?«, fragte sie nach einer Weile.
    »Ach, ich dachte, ob du vielleicht… einen Schal oder ein Tuch hast, irgendetwas von der Art…«
    »Wofür?«
    »Ich – ich dachte, ich könnte es tragen. Um den Arm, weißt du. Als ein, ah, Andenken oder Talisman.«
    Sie beobachtete mich ein paar Augenblicke lang durch verengte Augenlider, dann stieß sie den Atem aus, was ihr Schmerzen machte. »Du tust so, als wäre es ein Spiel!«, rief sie mit schwacher Stimme. »Es ist kein Spiel. Kein Turnier.« Ich schüttelte den Kopf und blickte zu Boden. »Hör zu, Will, ich kann hinnehmen, dass dies getan werden muss, es gibt keine Wahl, und dass du am besten geeignet bist, es zu tun. Aber wenn du getötet wirst…«
    »Das wird nicht sein. Ich verspreche dir, dass ich um Schonung bitten werde, wenn…«
    »Du meinst, Barras würde darauf hören? Es gibt keine Regeln, hörte ich. Er würde dich umbringen, ohne sich um die möglichen Folgen zu kümmern. Ah!« Der Ausruf wurde vom Schmerz in ihrer Seite verursacht. Sie hatte sich auf einen Ellbogen gestützt.
    Ich sprang auf und hielt sie bei den Schultern und ließ sie vorsichtig zurücksinken, drückte das Kissen zurecht und blieb dann bei ihr stehen, als ihr Gesicht sich entspannte und sie die Augen wieder öffnete. »Ich weiß. Aber wenn ich gegen Barras anzutreten habe, möchte ich deinen Talisman tragen, falls du ihn mir gibst. Er kann es ruhig wissen. Und ich möchte es auch wissen. Bitte, Liebes. Die Göttin bemerkt solche Dinge. Es wird mir Glück bringen.«
    Sie wandte den Blick von mir und schüttelte den Kopf, dann schnaubte sie. Vielleicht wäre ein Lachen daraus geworden, wenn ihre Seite nicht geschmerzt hätte. »Gut, ja, Glück. Mit dem Glück oder der Göttin will ich nicht streiten. Schau in der Truhe nach«, sagte sie. Ich tat es. »Da ist mein altes Übergewand, das ich trug, als ich dich in die Schlammpfütze stieß – und danach auf dem ganzen Weg durch die westlichen Marken.«
    Ich reichte es ihr, ein verblasstes, fleckiges Gewand aus grob gewebtem Fries. »Ich weiß, diese Dinge sollten eher kleine Tüchlein aus Seide sein, zierlich bestickt von meinen eigenen zarten Händen«, sagte sie und zog an dem Stoff. »Wenn ich sticken könnte, was ich nicht kann. Und ich bringe die Kraft nicht auf, einen Streifen abzureißen.« Sie klang enttäuscht.
    Ich nahm ihr das Gewand aus den Händen und riss einen Streifen wie ein Band vom unteren Saum, stumpfblau und braun gefleckt. Ich gab ihr den Streifen und sie streckte die Arme aus, verzog ein wenig das Gesicht und band den Streifen um meinen rechten Oberarm, wo die losen Enden sich in der leichten Brise vom Fenster bewegten.
    Wir saßen und
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