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Taylor Jackson 02 - Der Schneewittchenmörder

Taylor Jackson 02 - Der Schneewittchenmörder

Titel: Taylor Jackson 02 - Der Schneewittchenmörder
Autoren: J.T. Ellison
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sein. Ihr glorreicher Vater war verschwunden? Taylor ließ den Kloß in ihrer Kehle sich setzen und blinzelte die für sie untypischen Tränen zurück, die sich in ihren Augen sammelten.
    Ihr Vater. Die Brust wurde ihr eng. Oh Mann, sie wollte nicht einmal daran denken, was das bedeuten konnte. Vermisst. Das war gleichbedeutend mit tot, wenn man von einem Boot auf hoher See verschwand, oder?
    Vater. Erstaunlich, wie ein einziges Wort eine solche Lawine der Bitterkeit auslösen konnte. Sie hörte die Gerüchte wie Zugvögel durch ihren Kopf schwirren. Daddy hat seinem kleinen Mädchen einen Platz in der Akademie besorgt. Daddy hat seinem kleinen Mädchen eine Versetzung von der Streife zum Morddezernat gekauft. Daddy hat dem Bürgermeister eine große Wahlkampfspende zukommen lassen und damit seinem kleinen Mädchen den Rang eines Lieutenants verschafft. Der gute alte Win Jackson. Heuschrecke, Investmentbanker, Anwalt, Politiker. Ein Gauner durch und durch, mit einem herzhaften Lachen in einer trügerisch gut aussehenden Verpackung. Win war eine Legende in Nashville. Eine Legende, von der Taylor sich so weit wie möglich fernhielt.
    Auf der Bettkante in ihrem dunklen Schlafzimmer sitzend, brachte alleine der Gedanke an ihn den schweren Duft seines teuren Aftershaves in ihre Nase. Seitdem er es einmal in London gekauft hatte, bestand er darauf, jedes Jahr zu Weihnachten eine neue Flasche zu importieren.
    Sie hörte ihre Mutter nach ihr rufen.
    „Taylor? Taylor, bist du noch da?“
    „Ja, Mutter, ich bin hier. Was hatte er überhaupt auf der THE SHIVER zu suchen? Ich dachte, er segelt nicht mehr.“
    „Du kennst doch deinen Vater.“
    Nein, tue ich nicht.
    „Er hat sich entschlossen, die Jacht nach St. Barts zu bringen. Oder St. Kitts? Saint ach was weiß ich. Eine der karibischen Inseln auf jeden Fall. Ich bin sicher, dass er eine kleine Schlampe bei sich hatte, mit der er in den Sonnenuntergang gesegelt ist. Und nun sieht es so aus, als wenn er über Bord gegangen wäre.“
    Kitty Jacksons Stimme verriet keine Emotionen. Kein Gefühl, keine Liebe, kein gar nichts. Manchmal fragte Taylor sich, ob das Herz ihrer Mutter schon aufgehört hatte, zu schlagen.
    „Wurde die Küstenwache benachrichtigt?“
    „Taylor, du bist doch diejenige bei der Strafverfolgungsbehörde. Ich weiß die Antwort darauf ganz sicher nicht. Außerdem verlasse ich das Land. Ich werde in Gstaad überwintern.“
    „Was?“
    „Skifahren. Von Oktober bis Januar. Erinnerst du dich nicht? Ich habe dir den Reiseplan geschickt. Auf jeden Fall habe ich keine Zeit, mich mit deinem Vater zu beschäftigen. Ich muss packen.“
    Beim gereizten Ton ihrer Mutter stellten sich Taylor die Nackenhaare auf. Kittys erste Sorge hatte immer nur Kitty gegolten. Mein Gott, ihr Ehemann wurde vermisst. Vielleicht war er über Bord gegangen, war tot … aber so war Kitty nun mal. Immer eine eigene Leidensgeschichte parat.
    „Danke, dass du mich informiert hast, Mutter. Ich werde mich darum kümmern. Genieß deine Ferien. Auf Wiederhören.“
    Taylor legte auf, bevor ihre Mutter etwas erwidern konnte.
    Verdammt, Win. In was für einen Schlamassel hast du dich denn jetzt wieder geritten?
    Taylor war gerade dabei, sich wieder unter die Decke zu kuscheln, um wenigstens noch eine Stunde zu schlafen, als das Telefon erneut klingelte. Wer war das denn jetzt? Sie schaute auf das Display und erkannte die Rufnummer. Mit professionellerem Ton als bei ihrer Mutter nahm sie den Anruf entgegen.
    „Taylor Jackson.“
    „Ich habe hier ein totes Mädchen, das du dir ansehen musst.“
    „Ich bin gleich da.“

1. KAPITEL
    Zwei Monate später
    Nashville, Tennessee
    Sonntag, 14. Dezember
    19:00 Uhr
    Die Halogenlampen spiegelten sich in der zinnoberroten Pfütze, die langsam überfror und umso heller wurde, je näher sie dem Gefrierpunkt kam. Kurze schwarze Haare schwebten unter der hart werdenden Oberfläche, wie Venen im Blut. Als sie endgültig zufror, pulsierte sie noch einmal, zweimal, wie ein sterbendes Herz. Lebensblut im wahrsten Sinne.
    Die Frau war nackt, ihr Körper mit blauen Flecken übersät. Sie lag auf ihrer rechten Seite, das Gesicht in Richtung des Hügels gewandt, der zum Capitol hinaufführte. Lange, ebenholzschwarze Haare umflossen sie wie ein matschiger Bach. Ihr Gesicht war weiß, weißer als ein Geist; ihre Lippen waren blutrot gefärbt. Sie sah aus wie eine Märchenprinzessin, die in einem Glassarg gefangen gehalten wurde. Aber dieses Mädchen war nicht dank
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