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Tausendschön

Tausendschön

Titel: Tausendschön
Autoren: K Ohlsson
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begehen zu lassen und sie dann wieder nach Hause zu schicken. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, hatten sie lediglich drei Personen wieder nach Hause geschickt, ehe ihnen klar wurde, dass sie die Tausendschönchen auf andere Art und Weise loswerden mussten. Die Leute plauderten zu viel, so einfach war das.
    Er würde nie den Abend vergessen, an dem er gerade ins Bett gehen wollte und im Radio hörte, dass am Odenplan ein Ehepaar in seiner Wohnung erschossen worden war. Bis zuletzt hatte er gehofft, dass sie nicht so weit gehen müssten und dass man Jakob zur Vernunft würde bringen können. Doch Jakob hatte sich wie immer nicht abschrecken lassen, und da konnte es nur auf die eine Weise enden. Und Marja … Johanna hatte gesagt, auch sie müsse weg, weil sie niemals schweigen würde.
    Die Erinnerung an Johannas ausdrucksloses Gesicht, als sie verkündete, dass sie selbst die Verantwortung dafür übernehmen werde, würde nie verblassen. Außerdem würde Ragnar Vinterman auch nie eine Antwort auf die Frage erhalten, die ihn als Pfarrer so furchtbar schmerzte: Was ging in einem Menschen eigentlich vor, der seine eigenen Eltern tötete?
    Es klingelte an der Tür, und Ragnar Vinterman ging hin, um aufzumachen. Die Polizei würde ihm die Namen der anderen abringen, die einst Teil seiner Organisation gewesen waren. Die Frau, die ein paar Dokumentenfälscher kannte, der Mann, der Arabisch sprach, und all die anderen, die vom Menschenschmuggel lebten.
    Ich werde ihnen alle Namen geben, beschloss Ragnar. Ich habe nichts mehr zu verlieren.
    Wortlos öffnete er die Haustür und ließ sich widerstandslos von den Polizisten festnehmen. Damit hatte die Gemeinde einen weiteren seiner Glaubensdiener verloren.
    Das nächste Gespräch kam in dem Augenblick, als Fredrika gerade nach Hause gehen wollte. Es war schon neun Uhr, und Alex hatte einen kurzen Bericht durchgegeben, der so verrückt war, dass sie ihn kaum verstanden hatte. Johanna Ahlbin hatte sich der Polizei ergeben und behauptet, dass sie Viggo Tuvesson in Notwehr erschossen hätte, nachdem dieser Karolina ermordet hatte. Die Ärzte hatten nur noch Viggos Tod feststellen können, doch Karolina selbst würde wahrscheinlich durchkommen.
    » Auf ihre Zeugenaussage können wir gespannt sein«, sagte Alex ironisch, und dann ermahnte er Fredrika, nach Hause zu gehen.
    Doch Fredrika ging nicht nach Hause. Erst sortierte sie ihre Papiere, und dann fiel ihr ein, dass jemand Peder anrufen und ihm erzählen sollte, was geschehen war.
    Er klang fröhlich, als sie ihn anrief. » Wir essen gerade zu Abend«, erklärte er. » Mein Bruder ist auch da.«
    Sie freute sich für ihn. Es war für alle gut, wenn Peder sein Leben wieder in den Griff bekam.
    Als sie ihren Mantel überzog und sich für ihren Abendspaziergang nach Hause bereit machte, hatte der Wind nachgelassen, und es schneite nicht mehr. Während sie sich die Mütze aufsetzte, klingelte das Handy, und sie sah aufs Display. Spencers Festnetznummer. Seltsam, dachte Fredrika noch, dass er nicht das Handy nahm.
    » Sind Sie Fredrika Bergman?«, fragte eine unbekannte Frau, als sie dranging.
    Erstaunt über die Erkenntnis, mit wem sie da sprach, blieb Fredrika mitten auf dem leeren Korridor stehen.
    » Ja«, antwortete sie schließlich.
    » Hier ist Eva Lagergren. Spencers Ehefrau.«
    Das war Fredrika klar, aber sie war dennoch so geschockt, dass sie sich setzen musste. Langsam sank sie auf den Boden. Und dann sprach Eva Lagergren die Worte aus, die jeder Mensch zu hören fürchtet.
    » Ich habe schlechte Nachrichten.«
    Fredrika hielt die Luft an.
    » Spencer hatte einen Autounfall. Er liegt im Krankenhaus in Lund.«
    Nein, nein, nein. Das nicht. Alles, nur das nicht.
    Die Verzweiflung traf sie mit einem Schlag in den Bauch, und sie musste sich im Sitzen vorbeugen.
    Einatmen. Ausatmen.
    » Wie geht es ihm?« Ihre Stimme war nur ein Wispern.
    Sie hörte die andere Frau Luft holen. » Sie sagen, sein Zustand ist kritisch, aber nicht lebensbedrohlich.« Eva schien zu zögern, und dann klang es, als würde sie weinen, als sie weitersprach: » Es wäre gut, wenn Sie gleich heute Abend hinfahren könnten. Er möchte sicher, dass Sie dort sind, wenn er aufwacht.«
    Als Alex einige Stunden später nach Hause fuhr, herrschte draußen fast weihnachtliche Stimmung. Er hatte viel zu viel Adrenalin im Körper gehabt, um von Ekerö direkt nach Hause fahren zu können. Daher war er noch ins Haus gefahren, um seinen Bericht zu tippen. Fredrika schien
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