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Tatsache Evolution

Titel: Tatsache Evolution
Autoren: U. Kutschera
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Bates erforschte elf Jahre lang die südlicheren Regionen und wurde als Entdecker einer Form der Insekten-Tarnfärbung (Bates-Mimikry ) ein weltbekannter Evolutionsbiologe, dessen Publikationen noch heute zitiert werden.
    Wallace blieb vier Jahre lang im Amazonasgebiet; er sammelte Naturgegenstände, zeichnete (als Landvermesser) Karten |32| unerkundeter Urwaldregionen und dachte über die Ursachen des Artenwandels nach. Insbesondere das in den 1840er-Jahren gelesene, auch von Darwin geschätzte Buch des Geologen Charles Lyell (1797 – 1875),
Principles of Geology
(1842), inspirierte ihn wegen des dort formulierten Prinzips des Uniformismus . Er studierte auch die Sprachen der Ureinwohner und freundete sich mit den ihn unterstützenden Südamerikanern an. Im Juli 1852 kehrte der immer wieder an Tropenkrankheiten leidende Wallace per Schiff nach England zurück. Im August brach ein Feuer aus, das Schiff sank und Wallace musste den »Daseinswettbewerb in der Natur« am eigenen Leib ertragen (Darwin blieb eine derartige Erfahrung zeitlebens erspart). Er erreichte über ein Rettungsboot, das heftigen Stürmen ausgesetzt war, am 1. Oktober 1852 das englische Festland – seine Naturaliensammlung und die Dokumente, mit Ausnahme einiger Zeichnungen, waren verloren (Abb. 1.8 A).
    Nachdem dann auch ein erster publizierter Reisebericht nicht den erhofften kommerziellen Erfolg brachte, war für den 29-Jährigen die Situation hoffnungslos. Er startete daher eine zweite Exkursion in die Inselgruppe des Malaiischen Archipels, dessen Insekten- und Vogelwelt damals weitgehend unerforscht war. Mit Unterstützung durch die
Royal Geographical Society
erreichte Wallace am 20. April 1854 Singapur, von wo aus er eine achtjährige Exkursionsreise startete.
    Während dieser Jahre besuchte Wallace alle Inseln des Malaiischen Archipels, sammelte 125 660 Einzelstücke (zumeist Arten), darunter nahezu eintausend unbeschriebene Spezies , und fasste seine Erkenntnisse in der 1869 erschienenen Monographie
The Malay Archipelago
zusammen – eines der besten Reise-Bücher über das Indonesien seiner Zeit. In einer 1855 erschienenen Publikation, die als »Sarawak-Paper« bekannt wurde, postulierte Wallace einen langsamen, graduellen Artenwandel in der Natur, wobei er eine Stammbaumdarstellung andeutete. Jedoch erst sein 1858 im Fieber-Rausch verfasster »Ternate-Essay« enthielt einen hypothetischen Mechanismus der Spezies-Transformation: Da alle Tiere gemäß dem Prinzip von T. Malthus (Abb. 1.6) zu viele Nachkommen produzieren , kommt es zu einem »struggle for existence« (Daseinswettbewerb |33| ), bei dem pro Generation nur wenige übrig bleiben, die dann die optimal an die Umwelt adaptierten Varietäten (bzw. Spezies) der Population repräsentieren. Der 1858 verfasste Essay von Wallace wurde noch im gleichen Jahr gemeinsam mit zwei Aufsätzen seines Briefpartners Charles Darwin publiziert . Eine Analyse dieser Darwin-Wallace Doppelveröffentlichung (1858) folgt im nächsten Abschnitt.
    Wallace studierte während all dieser Jahre als Forschungsreisender die geographische Verbreitung der Tiere und ist u. a. aufgrund einer zweibändigen Monographie zu diesem Thema zum Begründer der Zoogeographie geworden. Eine Zone zwischen den zoogeographischen Regionen Südostasiens und Australiens wurde ihm zu Ehren »Wallace-Linie« genannt. Im Februar 1862 verließ Wallace den Malaiischen Archipel und kehrte nach England zurück.
     
    Evolutionstheoretiker und Biogeograph
(
1863 bis 1889
): Als der 39-jährige Wallace am 1. April 1862 in seinem Heimatland ankam , hoffte er, sich als Privatgelehrter und Schriftsteller niederlassen zu können. Es kehrte aber keine Ruhe ein, da sich der Mit-Entdecker des Prinzips der natürlichen Selektion (dieser Begriff fehlt allerdings in seinem Ternate-Essay) von Darwins Thesen in mancherlei Beziehung entfernt hatte und dem Spiritualismus zuwandte (s. unten). 1864 publizierte er eine Arbeit zum Ursprung der Menschenrassen mit Bezug zur Theorie der natürlichen Selektion; es folgten seine berühmten Werke zur Biologie der Tiere des Malaiischen Archipels und zur Biogeographie (
The Malay Archipelago
, 1869, mit seinen Studien der Paradiesvögel und Orang-Utans sowie den Erfahrungen mit den Ureinwohnern;
The Geographical Distribution of Animals,
1876, mit einer Erstbeschreibung zoogeographischer Regionen der Erde, die noch heute gilt). Diese und andere Werke machten A. R. Wallace weltberühmt – er galt als einer der
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