Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts

Titel: Tarean 03 - Ritter des ersten Lichts
Autoren: Bernd Perplies
Vom Netzwerk:
Unterholz des Waldes nicht behinderten. Er warf sich den dunkelgrünen Kapuzenmantel über, den er in Altengrund gekauft hatte, um endlich den vor einigen Wochen am Bruch verlorenen Reisemantel zu ersetzen. Zu guter Letzt ergriff er den Drachenstab, den er zugleich als Wanderstab nutzte, und zog los.
    Gleichwohl es in den Tiefen des Cerashmon weder Weg noch Steg gab, sah man von gelegentlichen Wildwechseln ab, war der Pfad, den Tarean wählte, kein völlig zufälliger. Er hätte nicht zu sagen vermocht, woher er das Wissen nahm, doch eine Ahnung in seinem Inneren lenkte seine Schritte in eine ganz bestimmte Richtung. Inwieweit er dieser Ahnung trauen durfte, würde sich in naher Zukunft zeigen. Sein Vorrat an Proviant hatte bereits bedenklich abgenommen, und die Ausbeute an Nahrung, die Tarean dem Cerashmon hatte abringen können, war äußerst spärlich. Wenn nicht bald etwas geschah, war er gezwungen umzukehren. Aber noch ist es nicht so weit!
    Tarean wandte sich nach links und erklomm die sanfte Anhöhe, an deren Abhang er genächtigt hatte. Die fächerförmigen Blätter kniehoher Farne strichen um seine Beine, und Laub und totes Geäst knisterte unter seinen Stiefelsohlen. Er war sich ziemlich sicher, dass ihn seine Wanderung mehr oder weniger genau nach Nordwesten führte, wenngleich es unter dem dichten Blätterdach, das sich hoch über seinem Kopf erstreckte, schwer war, den Stand der Sonne und somit die Himmelsrichtungen zu bestimmen.
    Als er die Hügelkuppe erreicht hatte, blieb er stehen, um sich zu orientieren. Langsam ließ er den Blick von rechts nach links schweifen und versuchte, mit den Augen das Dämmerlicht zu durchdringen, das ihn umgab. Direkt vor ihm fiel der Waldboden einige Dutzend Schritt weit flach ab und endete dann im Ufergestrüpp eines kleinen, murmelnden Bachlaufs. Zur Linken versperrten einige moosige Felsbrocken den Weg, die Tarean auf unangenehme Weise an die versteinerten Trolle erinnerten, denen er in der ersten Nacht nach seinem Aufbruch aus dem Almental vor mehr als einem halben Jahr begegnet war. Zur Rechten lag ein Feld hüfthoher Pilzgewächse, deren ausladende Schirme von einer ölig wirkenden, blassviolett schimmernden Schicht überzogen waren.
    »Hilfe.«
    Der Ruf war so leise und kam so unerwartet, dass Tarean ihn zunächst gar nicht richtig wahrnahm. Erst als er das helle Stimmchen zum zweiten Mal hörte, merkte er auf. Irgendwo jenseits der Findlinge ist jemand in Not! Dem Jungen lief ein Schauer über den Rücken. Dieser Jemand klang erschreckend nach Moosbeere. Es dauerte einen Herzschlag, bis ihm klar wurde, was das zu bedeuten hatte. »Ein Irrlicht! Endlich!« Mit einem Mal kam Bewegung in seine trägen Knochen. Tarean packte den Drachenstab fester und rannte los.
    »Hilfe!«
    Er rutschte den mit Laub bedeckten Hang hinab, sprang über dicke, aus dem Boden ragende Wurzeln hinweg und hatte binnen weniger Herzschläge die Findlinge erreicht. Ohne weitere Gedanken daran zu verschwenden, ob er womöglich soeben über den ausladenden Bauch oder die verwachsene Schulterpartie eines Trolls kletterte, erklomm er die Felsbrocken, die ihm den Weg versperrten, nur um auf der anderen Seite an ihnen wieder herunterzurutschen.
    »Ist nicht irgendwo jemand, der mir helfen kann?«, rief das Stimmchen.
    »Doch! Hier!«, antwortete Tarean. Sein Kopf wanderte von links nach rechts auf der Suche nach der Quelle des Geräuschs. »Wo bist du?«
    »Äh … Ich hänge zwischen den Bäumen fest«, erklärte das Stimmchen. »Schau her, ich gebe dir Zeichen.«
    Etwa hundert Schritt vor ihm blitzte im Dämmerlicht zwischen den dicken Baumstämmen ein goldener Lichtschimmer auf. Tarean eilte darauf zu, und seine Hoffnung, auf ein Irrlicht zu treffen, wurde bestätigt. Das handtellergroße Geschöpf hing leicht schräg an einem etwa fingerdicken Strang, der sich zwischen den mächtigen, borkigen Säulen der uralten Bäume des Cerashmon spannte.
    »Hallo, ich bin Goldblüte, und wer bist du?«, piepste das Irrlicht.
    »Mein Name ist Tarean«, antwortete der Junge. »Und ich bin heilfroh, dich zu treffen. Ich suche schon seit Tagen nach einem Irrlicht.«
    »Freut mich, dass du dich freust, mich zu sehen. Ich freue mich auch«, bekannte Goldblüte freimütig. »Denn du musst wissen, dass in diesem Teil des Waldes nicht viele Leute vorbeikommen, und ich fürchtete schon, ich müsste so lange rufen, bis ich ganz heiser bin.«
    Lächelnd trat Tarean näher. »Dann haben wir ja beide Glück … gehabt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher