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Taran Bd 1 - Das Buch der Drei

Taran Bd 1 - Das Buch der Drei

Titel: Taran Bd 1 - Das Buch der Drei
Autoren: Lloyd Alexander
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verloren: Vögel und Sonnenlicht, helle Morgen und warme Feuer, Essen und Trinken, Freundschaft und Treue und alle anderen Dinge, für die es sich lohnt zu leben.
    Gwydion legte Taran die Hand auf die Schulter. »Gwyms Horn will uns warnen«, sagte er. »Nimm dir die Warnung zu Herzen, wie immer du sie verstehen magst – doch hüte dich vor dem Widerhall! Manch einer hat ihm zu lange nachgelauscht, und nun wandert er ruhelos und verzweifelt von Land zu Land.«
    Taran wurde mitten in der Nacht von einem Wiehern Melyngars geweckt. Während Gwydion aufstand und sich dem Schimmel näherte, gewahrte der Junge einen Schatten zwischen den Büschen. Er blickte betroffen hin, Gwydion wandte der Stelle den Rücken zu. Nun bewegte der Schatten sich abermals, im Mondlicht war er gut auszumachen.
    Taran schluckte seine Furcht hinunter, sprang auf und stürzte sich ins Gebüsch. Dornenranken zerkratzten ihm das Gesicht und die Arme. Dann kriegte er etwas zu fassen, das heftig um sich schlug. Er spürte, dass er einen struppigen Kopf bei den Ohren gepackt hielt. Der Geruch eines feuchten Wolfshundes stieg ihm in die Nase.
    »Gurgi!«, schrie Taran wütend. »Was hast du hier in der Nacht herumzuschleichen?«
    Gurgi rollte sich zu einer Kugel zusammen, und Taran wollte im Zorn auf ihn einschlagen.
    Gwydion hinderte ihn daran, er rief: »Lass das! Merkst du nicht, dass er vor Angst halb tot ist, der arme Kerl?«
    »Rettet Euch Euer Leben ein andermal selbst!«, erwiderte Taran patzig, während Gurgi in höchsten Tönen zu jaulen anfing. »Ich hätte mir ja denken können, dass glorreiche Feldherren auf den Beistand von meinesgleichen nicht angewiesen sind.«
    »Dass du dich nur nicht irrst«, meinte Gwydion freundlich. »Im Gegensatz zu gewissen Hilfsschweinehirten verachte ich keines Mannes Hilfe, die mir zuteil wird. Aber ein nächstes Mal solltest du lieber erst zu ergründen suchen, was dich erwartet, bevor du kopfüber in einen Dornenbusch springst …« Er unterbrach sich und klopfte Taran auf die Schulter. »Nun – immerhin glaubtest du ja mein Leben in Gefahr.«
    »Wie konnte ich auch ahnen, dass es bloß dieser alberne Gurgi war!«
    »Nehmen wir den guten Willen für die Tat«, sagte Gwydion. »Du magst alles Mögliche sein, Taran von Caer Dallben: Ein Feigling, das sehe ich, bist du nicht. Ich spreche dir meinen Dank aus.«
    »Und was wird aus dem armen Gurgi?«, heulte Tarans Gefangener auf. »Kein Dank für ihn, nein, o nein! Nichts wie Hiebe von großen Herren! Nicht mal ein wenig Reißen-und-Beißen, als Dank für die Hilfe beim Schweinchensuchen.«
    »Wir haben Hen Wen nicht gefunden«, erwiderte Taran barsch.
    »Und wenn du mich fragst – es sollte mich nicht wundern, wenn du uns an den Gehörnten König verraten hättest!«
    »Nein doch, nein! Der Herr mit dem großen Hirschgeweih ist ein Bösewicht. Der tapfere Gurgi fürchtet die schrecklichen Knüffe und Püffe auf sein armes, zartes Haupt. Er folgt tausendmal lieber seinen wirklichen Freunden und Beschützern! Das ehrliche, treue Gurgi will sie nie mehr verlassen.«
    »Und was ist mit dem Gehörnten König los?«, fragte Gwydion schnell.
    »Oh, sehr ärgerlich ist er, sehr ärgerlich!«, sagte Gurgi mit einem Achselzucken. »Die bösen Herren reiten mit Murren und Knurren im Wald umher, da sie ein gewisses Schweinchen nicht finden können.«
    »Wo sind sie jetzt?«, wollte Gwydion wissen.
    »Nicht weit von hier«, sagte der Tiermensch. »Sie haben den Fluss überschritten und viele Feuer angezündet. Aber nur der brave, tüchtige Gurgi, der nichts als Undank erntet, weiß den Ort.«
    »Kannst du uns hinführen?«, fragte Gwydion. »Ich muss ihre Pläne kennenlernen.«
    Gurgi verdrehte die Augen und winselte: »Reißen-und-Beißen?«
    »Darauf musste es ja hinauslaufen!«, stöhnte Taran.
    Gwydion sattelte Melyngar, dann wanderten sie im Schatten der Bäume auf die mondhellen Berge zu. Gurgi lief leicht vornübergebeugt an der Spitze und schlenkerte mit den Armen. Sie durchquerten zwei Täler, dann führte der Tiermensch sie auf die Kuppe eines Berges. Ihnen zu Füßen lag eine weite, von Fackeln und Lagerfeuern erhellte Ebene.
    »Nun?«, brachte Gurgi sich in Erinnerung. »Reißen-und-Beißen?« Gwydion schenkte ihm keine Beachtung. Ein tiefes, dumpfes Getrommel dröhnte aus der Ebene zu ihnen herauf. Pferde wieherten, Männer lärmten, und Waffen klirrten. Gwydion duckte sich ins Farnkraut und hielt Ausschau. Eine Gruppe von Kriegern bewegte sich singend um
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