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Tanz auf dem Regenbogen

Tanz auf dem Regenbogen

Titel: Tanz auf dem Regenbogen
Autoren: Kinky Friedman
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Ehrlichkeit, die den meisten Hochzeiten fehlt.«
    »Ich mag Beerdigungen auch, besonders wenn es deine ist.«
    Ich wollte noch etwas sagen, merkte aber, daß die Leitung, wie auch das Thema der Diskussion, von der Beziehung selbst ganz zu schweigen, tot war. Ich legte den Hörer vorsichtig auf die Gabel, mit der sanften Endgültigkeit, die man fühlen mag, wenn man einen kleinen Hund beerdigt. Trauernde Frauen waren noch nie meine beste Seite gewesen. Im Augenblick war ich mir sowieso nicht sicher, was meine beste Seite war. Vielleicht stand sie immer noch vorm Spiegel.
    Nur für den Fall, daß man sich fragt, was der Tod eines kleinen Hundes mit dem offensichtlichen Verschwinden eines großen Mannes zu tun haben mag, ist die Antwort, wie zu erwarten war, nicht wirklich viel. Natürlich gibt es aber eine kosmische Verbindung zwischen diesen beiden Ereignissen, und als am Nachmittag ein leichter Regen einsetzte, wünschte ich fast, die Katze und ich wären zu Pyramus’ Beerdigung eingeladen gewesen, und sei es nur, um einen Regenschirm über Stephanies gebrochenes Herz zu halten. Es schien jedoch ein Leck in der Traurigkeit zu geben, das die heißen Tränen auf Stephanies Antlitz um ihren kleinen Hund mit den wehmütigen Wellen des Pazifischen Ozeans, die an eine weit entfernte tropische Küste rollten, an der McGovern vom Antlitz der Erde verschwunden war, verband. In Kombination hatten diese beiden Katastrophen eine ohnmächtige Wut in mir ausgelöst, die den Tiefen meines Herzens entsprang und punktgenau gegen das Universum im Allgemeinen gerichtet war.
    »Wir müssen das Thema Pyramus zur letzten Ruhe betten«, sagte ich zur Katze. »Sie ist in Sicherheit und hat keine Sorgen mehr. Und was McGovern anbelangt, der ist noch immer schwanzwedelnd wieder aufgetaucht. Wir sind jedoch ein wichtiger Bestandteil seiner Familie. Wenn er sich in irgendwelchen Schwierigkeiten befände und ich jetzt nichts unternähme, würde ich mir selbst nie verzeihen, wenn er zu Schaden käme.«
    Die Katze saß auf dem Küchentresen und sah mich zweifelnd an. In ihrem begrenzten Weltbild gab es keine entlegenen Orte und jeder, der ging, kam auch unweigerlich irgendwann wieder zurück.
    Ich war im Begriff, mit meinem kleinen Vortrag zum Ende zu kommen, als die beiden roten Telefone auf meinem Schreibtisch zur Venus abflogen. Ich bewegte mich mit größtmöglicher Eile in ihre Richtung.
    »Das wird Hoover sein«, sagte ich, als ich den Hörer auf der linken Seite abnahm. Aber es war nicht Hoover, es war Rambam.
    »Perfektes Timing«, sagte ich.
    »Sag nicht, du vögelst schon wieder.«
    »Leider nein. Aber ich brauche den Rat eines Experten bei einem Problem, das kürzlich aufgetreten ist. Wo bist du, Rambam?«
    »In einer kleinen Stadt namens Umm-al-Fakem, ich rufe von meinem Schuhtelefon aus an.«
    »Was machst du da?«
    »Den Arabern beim Steineschmeißen zuschauen. Wo ist das Problem?«
    »McGovern ist an einem Strand in Hawaii verschwunden.«
    »Ist er wirklich verschwunden oder mal wieder nur davon spaziert?«
    »Das ist das Problem. Ich kenne die Nummer von unseren Reisen nach Australien, Tahiti, Mexiko, San Antonio und ins East Village, um nur ein paar Orte zu nennen, an die ich mich noch erinnern kann. Er ist zur einen Hälfte amerikanischer Indianer und man kann ihm nicht die Schuld dafür geben, daß er ab und zu mal aus dem Reservat streunt, ohne es zu merken. Und die andere Hälfte ist natürlich irisch, also kann man ihm auch nicht die Schuld dafür geben, daß er nicht sofort zurückkommt. Aber das ist jetzt drei Tage her und…«
    »Drei Tage!« rief Rambam. »Drei ganze beschissene Tage! Was ist, wenn er wirklich verschwunden ist? Wenn er entführt wurde…«
    »Das ist lächerlich. Kein Mensch würde McGovern kidnappen wollen. Zum einen kennt er niemanden, der genug Schotter hat, um das Lösegeld zu zahlen, und zum anderen ist er zu groß, um entführt zu werden. Kriminelle Machenschaften kannst du ausschließen.«
    »Genau an diesem Punkt liegst du falsch, Kinky. Du darfst nie Vermutungen darüber anstellen, was einer vermißten Person zugestoßen sein könnte. Wir reden hier nicht über Photos von vermißten Kindern auf Milchtüten. Die ersten vierundzwanzig Stunden sind absolut entscheidend. Danach spült die Flut alle möglichen Spuren davon. Touristen, die vielleicht Augenzeugen waren, reisen ab. Sag mal, wo hat McGovern auf Hawaii gewohnt?«
    »In Honolulu, bei meinem Freund Hoover.«
    »Hoover soll die 110 anrufen,
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