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Tante Dimity und der unerhoerte Skandal

Tante Dimity und der unerhoerte Skandal

Titel: Tante Dimity und der unerhoerte Skandal
Autoren: Nancy Atherton
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wie eine Verabredung zum Essen mit einem Klienten, und beide würden mit dem gleichen Respekt behandelt werden.
    »Ich habe geklingelt und geklopft«, erzählte Nell, »und als sich keiner rührte, sind Bertie und ich reingegangen.« Während die meisten Zwölfjährigen sich lieber den Kopf kahl rasieren lassen würden als zuzugeben, dass sie noch immer an ihrem Kuscheltier hängen, war es Nell keineswegs peinlich, dass sie ihren Teddybär immer noch liebte. Sie nahm Bertie überallhin mit, besprach alles mit ihm und erzählte ohne jede Verlegenheit von ihm, egal, ob sie zu Hause oder in Gesellschaft von Fremden war. Ich dachte an ein gewisses rosa Flanellhäschen, zu dem ich ein ähnlich inniges, wenn auch weniger öffentlich zur Schau gestelltes Verhältnis hatte, und bewunderte Nells Unverfrorenheit. »Wir haben uns ein bisschen umgesehen«, schloss sie, »dann fanden wir den Brief und haben euch angerufen.«
    »Er hat einen Brief hinterlassen?«, fragte ich schnell.
    Nell nickte. »Er liegt im Arbeitszimmer auf dem Schreibtisch. Er ist an dich adressiert, Lori. Bertie denkt …«
    »Jetzt nicht, Nell«, unterbrach ich sie. Ich verließ das Wohnzimmer und lief ins Arbeitszimmer, wobei ich eine gewaltige Erleichterung verspürte.
    Willis senior hatte eine Nachricht hinterlassen.
    Nells Geschichte, dass er zusammen mit Tante Dimity verschwunden war, war nur ein Produkt ihrer lebhaften Fantasie gewesen. Ich hätte es mir denken können. Nell hatte einen Hang zum Dramatischen, und ich wusste besser als jeder andere, wie bereitwillig Fantasien in diesem Haus gediehen.
    Das Arbeitszimmer war schummrig und still, der Kamin kalt, die Lampen ausgeschaltet. Die Sonne fiel durch den Efeu, der die Fenster umrahmte, auf den großen hölzernen Schreibtisch und warf Schatten auf die Bücherborde und die beiden Ledersessel, die vor dem Kamin standen.
    Ich trat zum Schreibtisch, knipste die Lampe an und sah mitten auf der Schreibunterlage einen cremefarbenen Briefumschlag liegen. Ich griff danach, zögerte, dann drehte ich mich zum Kamin um, ich war leicht verunsichert. Der Sessel von Willis senior war leer; seine Tasse Tee stand unberührt auf dem kleinen Tisch, wo ich sie heute Morgen hingestellt hatte, und das Buch, in dem er gelesen hatte, lag offen mit dem Gesicht nach unten auf der Ottomane.
    Es war das Buch, was mich beunruhigte. Diese Erstausgabe der Arktischen Memoiren von F. W.
    Beechey war ein Geburtstagsgeschenk von Stan gewesen und für Willis senior ein hochwillkommener Zuwachs für seine Sammlung. Er schätzte es sehr, und trotzdem war es hier so achtlos liegen gelassen worden wie ein billiges Taschenbuch vom Flughafen. Emma bemerkte es ebenfalls, als sie mir zusammen mit Nell, Harn und Bertie ins Arbeitszimmer folgte. Sie sah mich verwundert an, nahm das Buch, schloss es und legte es auf den Tisch neben die Tasse mit dem kalten Tee.
    Ich drehte mich um, öffnete den cremefarbenen Briefumschlag und las schnell vor:

    » Mein liebes Mädchen ,
    ich muss gleich abreisen , darum will ich es kurz machen . Ich bin unerwartet wegen einer dringenden Angelegenheit weggerufen worden . Es kann eine Weile dauern , und es kann sein , dass es etwas schwierig sein wird , dich über meinen Aufenthalt zu informieren , aber du brauchst dir keine Sorgen zu machen .
    Bitte richte Eleanor mein aufrichtiges Bedauern aus und sage ihr , ich hoffe , dass sie Zeit haben wird , unsere Partie nach meiner Rückkehr fortzusetzen .
    Dein liebender und gehorsamer Diener William «

    Ich spitzte die Lippen. »Ich glaube, wir sind das Opfer von zwei unverschämten Spaßvögeln geworden«, sagte ich und sah Emma an. »Dieser Brief ist eine Fälschung.«
    Emma wandte sich an Nell, die Augenbrauen hochgezogen.
    »Es sieht William tatsächlich nicht ähnlich, so wenige Informationen zu hinterlassen«, sagte Nell, indem sie Hams Ohren kraulte.
    Ich sah sie eindringlich an, dann ließ meine Spannung nach. »Okay, Nell. Bis jetzt war es ein ganz netter Witz, aber ich habe euch durchschaut.«
    »Witz?«, sagte Nell. »Was für ein Witz?«
    »Dieser Witz.« Ich klopfte ungeduldig auf den Brief. »Diese Nachricht ist unwahrscheinlich. William würde in tausend Jahren so was nicht schreiben. Es steht nicht drin, wo er hinfährt, noch warum, noch für wie lange … und dann heißt es noch, ich soll mir keine Sorgen machen?« Ich schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Und ich sehe auch nicht, was das alles mit Tante Dimity zu tun haben soll.«
    Als
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