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Tango Vitale

Tango Vitale

Titel: Tango Vitale
Autoren: Eva Wlodarek
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wird. In dem Fall fordert uns die Entscheidung eine Menge Mut ab.
     
    Werner treten heute noch die Tränen in die Augen, wenn er sich daran erinnert, durch welches unerwartete Ereignis damals das Leben seines Sohnes gerettet wurde. Bei dem 15-jährigen Max war Morbus Hodgkin, ein bösartiger Tumor des Lymphsystems, entdeckt worden. Gerade hatte man Werner die niederschmetternde Diagnose und die geringen Heilungschancen mitgeteilt. Deprimiert ging er über den Krankenhausflur. Da kam ihm ein junger Arzt entgegen und sprach ihn an: »Sie sind der Vater von Max, nicht wahr? Ich möchte Ihnen einen Vorschlag machen. Unser Professor ist gerade aus den USA zurückgekommen. Dort hat man eine neue Therapie für diese Krebsart entwickelt. Der Professor will in unserem Haus dazu eine Studie durchführen. Er könnte Ihren Sohn in die Versuchsgruppe aufnehmen. Allerdings müssten Sie vorab sämtlichen Maßnahmen zustimmen.« Werner überlegte fieberhaft. Sollte er das Risiko eingehen und einen Blankoscheck auf die Gesundheit seines Sohnes ausstellen? »Ich bin einverstanden«, sagte er dann entschlossen. Die neue Therapie erwies sich als erfolgreich, Max wurde geheilt. »Was wäre gewesen, wenn dieser junge Arzt mich nicht auf dem Flur angesprochen hätte? Oder wenn ich den Vorschlag als zu unsicher abgelehnt hätte?« Werner möchte sich das nicht ausmalen.
    Der Intuition trauen
    Dass wir im Zweifel oft wenig Zeit haben, das Für und Wider zu erwägen, sollte uns trotzdem nicht zögern lassen. Wir sind nämlich klüger, als wir glauben. Wie Sie ja bereits wissen, haben wir in unserem Unterbewusstsein jede Menge Informationen über Menschen, Situationen |195| und Dinge gespeichert, die wir blitzschnell abrufen können. Im positiven Fall spüren wir dann die innere Gewissheit: »Das ist jetzt gut für mich.« Der Wissenschaftsjournalist Malcolm Gladwell beschreibt diesen Vorgang in seinem Bestseller
Blink! Die Macht des Moments
: »Wenn wir eine spontane Entscheidung treffen oder eine Ahnung haben, dann geht unser Unbewusstes so vor: Es überblickt die Situation, in der wir uns befinden, sortiert alles Unwichtige aus und konzentriert sich absolut auf das Wesentliche. Unser Unbewusstes schneidet eine Situation in dünne Scheibchen, und darin hat es eine wahre Meisterschaft entwickelt, sodass diese Methode oft zu besseren Ergebnissen führt als langes Nachdenken und ausführliche Analysen.« 50
     
    Marlen und Sebastian können das bestätigen. Schon lange wünschten sie sich eine kleine Ferienwohnung. Nach dem hektischen Alltag in der Großstadt Hamburg sehnten sie sich am Wochenende nach Ruhe und Natur. Viel Geld konnten die beiden für ihren Traum nicht aufbringen. Trotzdem lasen sie regelmäßig hoffnungsvoll die Zeitungsanzeigen. An einem Samstagmorgen blätterte Marlen beim Frühstück durch die Wohnungsangebote. Plötzlich sagte sie aufgeregt: »Sebastian, ich glaube, hier ist etwas!« Annonciert wurde eine Ferienwohnung mit drei Zimmern in einem alten Bauernhaus, mitten in einem Naturschutzgebiet nahe der Elbe. Der Mietpreis lag in ihrem Budget. Sebastian rief sofort die angegebene Nummer an, doch der Vermieter vertröstete ihn: »Die Besichtigung ist leider erst am nächsten Wochenende möglich. In dem Haus ist niemand, und ich wohne selbst nicht im Ort.« Sebastian schaffte es, ihm wenigstens die Adresse zu entlocken. Marlen und Sebastian ließen ihr Frühstück stehen, setzten sich ins Auto und fuhren eineinhalb Stunden zu dem Bauerhaus. Die Lage war wunderschön, ein großer Garten grenzte direkt an einen Wald. Die Haustür war verschlossen. Durch die Fenster konnte man nur teilweise in zwei der drei Zimmer sehen. »Das nehmen wir«, sagte Marlen. Sebastian zog sein Handy aus der Tasche und wählte die Nummer des |196| Vermieters. »Entschuldigen Sie, dass wir Sie schon wieder stören. Aber wir stehen gerade vor Ihrem Haus an der Elbe. Die Wohnung ist genau das, was wir suchen. Wir möchten sie mieten.« »Aber Sie haben sie doch noch gar nicht besichtigt«, sagte der Vermieter verblüfft. »Nein, aber was wir sehen konnten, hat uns so gut gefallen, dass wir sicher sind, sie ist für uns richtig.« Der Vermieter war von der Entschlossenheit des Paares so beeindruckt, dass er ihnen nach einer kurzen Frage zu ihren finanziellen Verhältnissen den Mietvertrag zusandte. Seitdem verbringen die beiden entspannte Wochenenden im Grünen. Sie haben nie bereut, dass sie sofort zugegriffen haben. Marlen sagt: »Wir hatten ein
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