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Tango Vitale

Tango Vitale

Titel: Tango Vitale
Autoren: Eva Wlodarek
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gutes Gefühl, deshalb haben wir gleich Nägel mit Köpfen gemacht. Hätten wir auf die offizielle Besichtigung gewartet, wären wir unter vielen Konkurrenten gewesen und hätten die Wohnung wahrscheinlich nicht gekriegt.«
     
    Neben intuitiver Erkenntnis sind auch Freude, Lust und Interesse zuverlässige Anzeiger dafür, dass wir zugreifen sollten. Etwa wenn es sich um eine Reise, die Liebe oder ein berufliches Angebot handelt. Kribbeln im Bauch, positive Aufgeregtheit oder spontane Begeisterung weisen uns darauf hin, dass hier eine Gelegenheit zu unserer Persönlichkeit passt. In Abwandlung eines Spruches von Bert Brecht gilt: »Dein Weg geht dahin, wo die Freude ist.«
    Kairos aus Angst verpassen
    Manche Menschen leiden allerdings so unter dem Druck, sich entscheiden zu müssen, dass sie nicht mehr in der Lage sind, ihre ursprüngliche Freude zu spüren. Der Gedanke an mögliche negative Folgen lähmt sie: Was ist, wenn ich bei der neuen Aufgabe versage? Wenn die große Liebe sich als Strohfeuer entpuppt? Wenn die Heilmethode nicht hält, was sie verspricht?
    |197| Ob Sie Gefahr laufen, Kairos aus mangelndem Mut zu verpassen, lässt sich mit einem kleinen Trick feststellen. Fragen Sie sich: Würde ich noch zögern, wenn mir jemand garantieren könnte, dass ich erfolgreich bin?
    Taucht bei diesem Gedanken wieder Lust und Freude in Ihnen auf, dann bremst Sie vermutlich nur die Angst vor der Entscheidung. Die hat übrigens sogar einen Namen: Sinnigerweise lautet der psychologische Fachbegriff »Kairophobie«. Kairophobiker starren wie das Kaninchen auf die Schlange darauf, was alles schiefgehen könnte, sobald sie zugreifen.
    Falls Sie zu dieser Gruppe zählen, geht es darum, Ihre Entschlusskraft zu stärken. Versuchen Sie es einmal auf diese Weise: Listen Sie sämtliche Vorteile auf, die Ihnen eine positive Entscheidung bringen würde. Zum Beispiel: Sie werden neue Leute kennen lernen, sich einen Lebenstraum erfüllen, interessante Herausforderungen bestehen oder die Liebe erleben. Erwarten Sie allerdings nicht, dass sich Ihre Angst damit vollständig auflöst. Ein kleiner Rest bleibt immer, weil schließlich niemand in die Zukunft schauen und Ihnen eine hundertprozentige Versicherung geben kann. Auch wenn Sie Angst verspüren, handeln Sie trotzdem.
    Aber Achtung: Sich die Vorteile des Zugreifens gegen überflüssige Ängste vor Augen zu führen ist etwas anderes, als ein deutliches Unlustgefühl mit Vernunftgründen zu übertönen.
    Vorsicht, falscher Kairos!
    Mit Blick auf scheinbaren Gewinn reden wir uns gerne ein, es handele sich um einen echten Kairos, den wir keinesfalls ungenutzt lassen dürfen. Wir bringen unsere innere Stimme mit rationalen Argumenten zum Schweigen, obwohl sie ziemlich deutlich sagt: Lass die Finger davon.
     
    |198| Stefan, freiberuflicher Computerspezialist, bekam das Angebot, an einem Projekt mitzuarbeiten. Ein paar junge Unternehmer hatten die Idee, eine neue Art von Partnerschaftsbörse im Internet aufzuziehen. Der Clou daran war, dass man den Singles zum Kennenlernen exklusive Events an ihrem Wohnort anbieten wollte. Sie sollten sich beim Golfen oder bei Kochkursen mit Spitzenköchen näherkommen. Die Initiatoren fragten Stefan, ob er dafür die Software entwickeln würde. Ein Honorar gäbe es zwar nicht, dafür würde er später am Gewinn beteiligt. Stefan war zunächst wenig begeistert. »Das ist nicht mein Ding«, sagte er zu seiner Frau. Die sah das ganz anders. »Stefan, das ist doch eine Riesenchance. Singlebörsen sind das Geschäft der Zukunft, und jetzt hast du die Gelegenheit, da einzusteigen. Die kommt vielleicht nicht mehr wieder. Überleg mal, wenn das erst einmal läuft, dann ist das eine dauerhafte Einnahmequelle, für die du nichts mehr tun musst.« Stefan ließ sich von ihr überzeugen. Er traf sich mit den Unternehmern und unterzeichnete einen Vertrag, der ihn zur Mitarbeit verpflichtete. Im Verlauf erwies sich das Projekt als äußerst schwierig, zumal die Initiatoren aus einer anderen Branche kamen und von der Materie keine Ahnung hatten. Die meiste Arbeit blieb an Stefan hängen. Das Projekt fraß große Teile seiner Arbeitszeit und blockierte ihn für neue Aufträge. Der Schock kam, als das Team feststellen musste, dass es diese Art von Partnerschaftsbörse längst im Internet gab.
     
    Die Angst, etwas zu verpassen, kann uns auch im Privatleben vorgaukeln, es handle sich um einen Kairos und wir müssten unbedingt zugreifen. Doch meist entpuppt sich die
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