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Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Titel: Tamuli 2 - Das leuchtende Volk
Autoren: David Eddings
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Die Tatsache, daß sein gesamtes Vermögen in der Staatskasse steckt, zwingt jeden Beamten, so hart zu arbeiten, wie er nur kann, um dafür zu sorgen, daß die Wirtschaft floriert. Viele haben sich für die Interessen der Republik zu Tode gearbeitet.«
    »Ich glaube, auf eine so zweifelhafte Ehre würde ich verzichten.«
    »Das ist völlig unmöglich, Hoheit. Sobald jemand für ein öffentliches Amt nominiert wird, steht er unter strenger Bewachung. Nach der Wahl wird er noch strenger bewacht. Die Republik sorgt unerbittlich dafür, daß niemand sich seinen Pflichten entzieht.«
    »Dann ist die Republik eine gestrenge Herrin.«
    »Das ist sie in der Tat, Prinz Sperber, und genauso soll es auch sein!«
    Obwohl seine Gefährten bereits sehr ungeduldig waren, verschob Sperber die Abreise um zwei weitere Tage, die er damit verbrachte, im Eiltempo die Briefe an Ehlana zu verfassen. Der Verlauf der angeblichen Suche mußte überzeugend und zumindest ein bißchen interessant sein. Sperber erdachte falsche Spuren und Handlungen und ungelöste Rätsel für seinen Bericht. Er vertiefte sich immer mehr in die Entwicklung seiner Geschichte, so daß er manchmal nahe daran war, selbst alles zu glauben, was er da niederschrieb. Er wurde regelrecht stolz auf seine Leistung und begann, vielfache stilistische Änderungen vorzunehmen; er fügte hier etwas hinzu, strich dort etwas fort und formulierte einen holperigen Absatz neu, bis er die Grenze zwischen sorgfältiger Kunstfertigkeit und Pedanterie überschritt, ohne es zu merken.
    »Sie sind gut genug, Sperber«, versicherte ihm Vanion, nachdem er die Briefe am Abend des zweiten Tages gelesen hatte. Vanion trug mit voller Absicht den schlichten Kittel und die schweren Reitstiefel, die Pandioner für gewöhnlich anzogen, ehe sie sich auf eine längere Reise begaben.
    »Ihr haltet sie nicht für zu durchschaubar?«
    »Sie sind genau richtig.«
    »Vielleicht sollte ich den dritten Brief ein wenig anders formulieren. Irgendwie kommt er mir schrecklich nichtssagend vor.«
    »Ihr habt ihn bereits dreimal umgeschrieben. Er ist gut genug.«
    »Ich bin aber gar nicht glücklich damit, Vanion.« Sperber nahm seinem Freund den unbefriedigenden Brief aus der Hand, las ihn noch einmal durch und griff während des Lesens automatisch nach seinem Schreibstift.
    Vanion aber blieb unnachgiebig und nahm Sperber den Brief wieder ab.
    »Laßt mich wenigstens den letzten Absatz in Ordnung bringen«, bat Sperber.
    »Nein!«
    »Aber…«
    » Nein! « Vanion steckte den Brief an seinen Platz zurück, faltete das Päckchen und schob es unter sein Wams. »Oscagne schickt Norkan mit uns. Wir werden ihm die Briefe geben. Er kann sie Ehlana nach und nach zukommen lassen. Norkan ist schlau genug, sie so zu verteilen, daß Ehlana nicht mißtrauisch wird. Das Schiff steht jetzt schon eine ganze Woche bereit, und Emban wird ungeduldig. Wir fahren mit der Morgenebbe.«
    »Ich glaube, ich weiß jetzt, was ich falsch gemacht habe«, sagte Sperber. »Ich brauche bestimmt nicht mehr als eine oder zwei Stunden, diesen dritten Brief zu ändern!«
    »Nein, Sperber. Kommt überhaupt nicht in Frage!«
    »Bist du sicher, daß sie schläft?« flüsterte Sperber.
    »Natürlich bin ich sicher, Vater«, erwiderte Prinzessin Danae.
    »Das leiseste Geräusch wird sie aufwecken, das weißt du doch. Sie hört sogar, wenn eine Fliege über die Decke spaziert.«
    »Nicht heute nacht. Dafür habe ich gesorgt.«
    »Ich hoffe, du weißt, was du tust, Danae. Sie kennt selbst den kleinsten Kratzer an diesem Ring. Falls es auch nur den geringsten Unterschied zwischen diesem und dem neuen Ring gibt, wird sie es sofort bemerken!«
    »O Vater! Du machst dir zu viele Gedanken! So etwas tue ich nicht zum erstenmal. Schließlich hat Ghwerig diese Ringe gemacht, und ich habe sogar ihn getäuscht. Ich habe sie in den Tausenden von Jahren immer wieder gestohlen. Glaub mir, Mutter wird keinen Unterschied bemerken!«
    »Muß es denn wirklich sein?«
    »Ja. Bhelliom würde dir gar nichts nutzen, wenn du nicht beide Ringe hast. Und du wirst ihn möglicherweise sofort benötigen, kaum daß wir ihn vom Meeresgrund geborgen haben.«
    »Warum?«
    Sie rollte die Augen himmelwärts und seufzte. »Weil die ganze Welt schwankt, sobald Bhelliom sich bewegt. Als du ihn nach Zemoch gebracht hast, hat die Erde die ganze Zeit wie Sülze gewackelt. Meine Familie und ich mögen es gar nicht, wenn Bhelliom sich bewegt. Es macht einige von uns regelrecht
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