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Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin

Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin

Titel: Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin
Autoren: Lynn Flewelling
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diesen in einen Ring, der zum gewachsten Ende des Hornes hin verlief. Er spähte zu Mahti, wog die Größe des Mundstücks ab und kniff das Wachs, bis die Öffnung etwa zwei Daumenbreiten maß.
    Endlich zufrieden, bedachte er Mahti mit einem zahnlückigen Grinsen. »Bereit, den Namen dieses Stücks kennen zu lernen?«
    Mahtis Herz schlug schneller, als er die steifen Beine streckte. Sein letzter Oo’lu, der den Namen Mondpflug trug, hatte ihm sieben Jahre lang gedient. In jener Zeit war er zu einem Mann und Heiler geworden. Zu Ehren des Zeichens des Mondpflugs hatte er bei Mutter Shek’mets Festen viele stramme Kinder in die Bäuche von Frauen gepflanzt. Seine Söhne und Töchter lebten über drei Täler verteilt, und einige der ältesten zeigten bereits Hexereibegabung.
    Als Mondpflug sprang, endete dieser Abschnitt seines Lebens. Er war dreiundzwanzig Sommer alt, und seine nächste Zukunft sollte ihm gleich offenbart werden.
    Er zog sein Messer, schnitt sich die rechte Handfläche auf und hob sie über das Mundstück des Oo’lu , das Teolin hielt. Einige Tropfen seines Blutes fielen hinein, und er sang den Inbesitznahmezauber. Die schwarzen Muster der Hexenmale in seinem Gesicht, an seinen Armen und auf seiner Brust kribbelten wie Spinnenfüße. Als er die Hand in das Feuer streckte, spürte er dessen Hitze nicht. Dann richtete er sich auf, ging zur anderen Seite des Feuers und sah dem alten Mann ins Gesicht. »Ich bin bereit.«
    Teolin hielt den Oo’lu aufrecht und sang den Segen, dann warf er ihn Mahti zu.
    Er fing ihn linkisch mit der Feuerhand auf und hielt ihn ein gutes Stück unterhalb der Mitte. Selbst hohl war es ein schwerer Gegenstand. Beinah entglitt er ihm, und wäre er gefallen, hätte er ihn verbrennen und von vorne beginnen müssen. Doch es gelang ihm, den Oo’lu festzuhalten. Er biss die Zähne zusammen, bis die Hexenmale an seinen Armen vollständig unsichtbar wurden, dann ergriff er das Horn mit der linken Hand und begutachtete es. Der glänzend schwarze Abdruck seiner Feuerhand war in das Holz gebrannt.
    Teolin nahm es zurück und untersuchte sorgfältig, wie die Abdrücke von Mahtis gespreizten Fingern die eingeritzten Muster kreuzten. Er ließ sich lange Zeit dafür, summte dabei und nuckelte an seinem Zahnfleisch.
    »Was ist?«, fragte Mahti. »Ist es ein ungünstiger Abschnitt?«
    »Das ist das Zeichen für Aufenthalt , das du gemacht hast. Spuck besser dafür aus.«
    Teolin kratzte mit dem Messer einen Kreis in die Asche am Rand des Feuers. Mahti trank einen Schluck Wasser aus der Kürbisflasche und spuckte kräftig in den Kreis, dann wandte er sich rasch ab, während sich Teolin hinkauerte, um die Zeichen zu deuten.
    Der alte Mann seufzte. »Du wirst unter Fremden reisen, bis dieser Oo’lu springt. Ob das Glück oder Pech ist, weiß allein die Mutter, und ihr ist heute Nacht nicht danach zumute, es mir zu sagen. Jedenfalls ist es ein starkes Mal, das du geschaffen hast. Es wird eine weite Reise werden.«
    Mahti verbeugte sich respektvoll. Wenn Teolin es sagte, würde es so sein. Es schien am besten, sich einfach damit abzufinden. »Wann breche ich auf? Werde ich noch miterleben, wie Lhamilas Kind geboren wird?«
    Teolin nuckelte erneut an seinem Zahnfleisch und starrte auf das Spuckemuster hinab. »Geh morgen geradewegs nach Hause und breite deinen Segen auf ihren Bauch aus. Du wirst ein Zeichen erhalten. Aber jetzt lass uns hören, wie dieses Horn klingt, das ich für dich gemacht habe!«
    Mahti presste die Lippen fest in das Mundstück aus Wachs.
    Es war noch warm und roch nach Sommer. Er schloss die Augen, füllte die Wangen mit Luft und blies behutsam durch die leicht geöffneten Lippen.
    Aufenthalts tiefe Stimme erwachte durch seinen Atem zum Leben. Mahti blieb kaum Zeit, seine Spielweise anzupassen, bevor das volle, stete Dröhnen das Holz in seinen Händen erwärmte. Er blickte zum weißen Mond empor und sandte einen stummen Dank zur Mutter. Wie sein neues Schicksal auch aussehen mochte, er wusste bereits, dass er mit Aufenthalt große Magie wirken und alles übertreffen würde, was er mit Mondpflug vollbracht hatte.
    Als er das Inbesitznahmelied beendete, fühlte er sich schwindlig. »Es ist ein gutes Instrument!«, stieß er hervor. »Bist du bereit?«
    Der Greis nickte und humpelte zurück in die Hütte.
    Die Bezahlung hatten sie bereits an ihrem ersten gemeinsamen Tag vereinbart. Mahti zündete die mit Bärenfett gefüllte Lampe an und stellte sie neben die
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