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Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Titel: Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin
Autoren: Lynn Flewelling
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gestorben, als mit dem Gedanken daran weiterzuleben!« Krampfhaft umklammerte er Tobins Hand. »Tu das nie wieder – niemals!«
    »Das werde ich nicht. Es tut mir leid, Ki.«
    »Schwör es, Tob. Wohin du gehst, dahin gehe auch ich, komme, was wolle. Schwör es bei den Vieren.«
    Tobin verlagerte ihre rechten Hände in den Kriegergriff.
    »Ich schwöre es bei den Vieren.«
    Bruder hat sich geirrt, dachte er zornig. Oder er hat mich aus Gehässigkeit belogen.
    »Gut. Dann hätten wir das geklärt.« Ki versuchte, den Kopf zu drehen und sich die Wange zu trocknen, doch es gelang ihm nicht völlig. Tobin verwendete für den Rest den Saum des Lakens.
    »Danke«, sagte Ki verlegen. »Also, was ist geschehen?«
    Tobin erzählte ihm, was er konnte, wenngleich er nicht wusste, wie Ki zu Lhels Lager gefunden hatte und sich noch immer nicht daran erinnern konnte.
    »Ich frage mich, was der alte Wabbelbauch zu all dem zu sagen haben wird.«
    »Keine Sorge, ich werde ihm erklären, was geschehen ist. Es war nicht deine Schuld.« Ki war noch nicht kräftig genug, um von dem Brief zu erfahren.
    Vorerst zufrieden, schloss Ki die Augen. Tobin blieb sitzen, bis er überzeugt davon war, sein Freund wäre eingeschlafen. Als er jedoch die Hand von ihm lösen wollte, schlossen sich Kis Finger fester um die seinen.
    »Ich hätt' mich nich' über dich lustig gemacht, Tob«, murmelte er, mehr schlafend als wach. »Würd' ich nie.« Eine weitere Träne quoll unter seinen Wimpern hervor und kullerte auf sein Ohr zu.
    Tobin wischte sie mit einem Finger ab. »Ich weiß.«
    »Fühl mich nicht so gut. Kalt … Kletterst du rein?«
    Tobin trat sich die Schuhe von den Füßen und kroch unter die Decke, wobei er darauf achtete, Ki nicht zu rempeln. Sein Freund brummte leise und drehte ihm das Gesicht zu.
    Tobin beobachtete ihn beim Schlafen, bis seine eigenen Lider schwer wurden. Falls Tharin mit dem Apfelwein zurückkam, hörte Tobin ihn nicht.
     
    Arkoniel und Iya trafen Tharin in der Halle und erfuhren von ihm die gute Neuigkeit. Arkoniel weinte beinah vor Erleichterung, sowohl darüber, dass Ki endlich aufgewacht war, als auch darüber, dass er sich an nichts erinnerte, was sein Leben gefährden würde. Ob dies Bruder oder Lhel zu verdanken war, kümmerte ihn nicht, solange Ki in Sicherheit war.
    »Ich denke, heute Nacht werde ich in Tobins Bett schlafen«, meinte Tharin und knetete sich reuig das Kreuz. »Von Sesseln habe ich genug, und Tobin wird mit Sicherheit nicht von Kis Seite weichen.«
    »Du hast dir ordentlichen Schlaf verdient«, meinte Iya. »Ich denke, ich mache dasselbe. Kommst du mit nach oben, Arkoniel?«
    »Ich bleibe noch eine Weile hier sitzen.«
    »Er wird wieder gesund«, sagte sie und bedachte ihn mit einem ermutigenden Lächeln. »Komm bald nach, ja?«
    Tharin folgte ihr in Richtung der Treppe, dann drehte er sich noch einmal zu Arkoniel um. »Kennst du jemanden, den die Jungen ›Bruder‹ nennen?«
    Arkoniels Herz schien in der Brust stillzustehen. »Wo hast du diesen Namen gehört?«
    »Ki hat ihn erwähnt, als er zu sich kam. Er sagte etwas von irgendjemandes Bruder, der ihm die Puppe gegeben hätte. Nein?« Er gähnte ausgiebig und fuhr sich mit der Hand übers Kinn. »Na ja, er war noch ziemlich benommen. Sein Verstand muss etwas durcheinander gebracht haben.«
    »Da hast du wohl Recht«, meinte Iya, hakte sich bei ihm unter und führte ihn zur Treppe. »Oder vielleicht hast du dich verhört. Komm jetzt, bevor wir dich noch nach oben tragen müssen.«
     
    Arkoniel wartete, bis alle schliefen, dann schlich er hinauf, um nach den Jungen zu sehen. Tobin war zu Ki ins Bett geklettert. Selbst im Schlaf wirkte er traurig und erschöpft, Ki hingegen lächelte. Während Arkoniel die beiden beobachtete, tastete Tobin nach der Schulter seines Freundes, als wollte er sich vergewissern, dass er noch da war.
    Arkoniel sank auf den Sessel, da er seinen Beinen nicht traute. Nachts war die Erinnerung an das, was er getan hatte, stets schlimmer. Und an das, was er beinah getan hätte.
    In den letzten Tagen hatte er jenen grässlichen Augenblick im Wald unzählige Male erneut durchlebt. Wenn er sich nachts im Bett hin- und herwälzte, sah er Ki durch die Bäume auf sich zukommen und das ihm eigene, herzliche Lächeln aufsetzen, als er Tobin über der Quelle kauern sah, offenbart in ihrer wahren Gestalt. Ki hob den Kopf und winkte – aber wem? Hatte er Tobin gesehen, sie erkannt, oder war es Arkoniel gewesen, den er grüßen wollte?
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