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Taltos

Taltos

Titel: Taltos
Autoren: Steven Brust
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befestigt war. Mein Puls schlug schneller.
    Einige Augenblicke später standen wir drei vor dem Zyklus des Dragaeranischen Imperiums.

    Raiet nahm sich am nächsten Tag eine Kutsche am Imperialen Palast und fuhr direkt in die Wohnung seiner Geliebten. Mit ihm fuhr ein Dragonlord, ein weiterer saß neben dem Kutscher, und ein dritter ritt auf einem Pferd neben der Kutsche oder davor oder hinterher. Loiosh flog über ihnen, allerdings gehörte er nicht zu ihren Vorkehrungen.
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    Wie ich ihnen durch die Augen meines Vertrauten zusah, mußte ich ihre Präzision bewundern, obwohl sie vergeblich war. Der vorne beim Kutscher gesessen hatte, stieg als erster ab, überprüfte die Umgebung und ging direkt weiter in das Gebäude und in die Wohnung hinauf, die sich im zweiten Stockwerk eines dreigeschossigen Backsteinhauses befand.
    Hättet ihr zuschauen können, hättet ihr den Reiter be-hende absteigen sehen, während der Kutscher den beiden die Tür öffnete und dabei straßauf, straßab, ja sogar zu den Dächern hinaufblickte. Raiet ging zusammen mit den beiden Dragon ins Haus. Der erste war ja bereits drinnen und hatte es überprüft. Raiets Geliebte, die Treffa hieß, nickte dem Dragon zu und bereitete weiter den gekühlten Wein vor. Dabei wirkte sie ein wenig nervös, aber während dieser ganzen Sache mit der Aussage vor dem Imperium war sie sowieso immer angespannter
    geworden.
    Nachdem der Dragon die Wohnung durchsucht hatte, brachten die beiden anderen Raiet herein. Treffa lächelte kurz und trug den Wein in die Schlafkammer. Er wandte sich kopfschüttelnd an einen der Dragon: »Ich glaube, sie hat das alles langsam satt.«
    Wahrscheinlich hat es den Dragon nicht gekümmert; er war abgestellt worden, einen Jhereg zu beschützen, aber deswegen mußte es ihm ja nicht auch noch gefallen, geschweige denn der Typ selbst, und ich nehme an, so war es auch. Raiet ging in die Schlafkammer und schloß die Tür hinter sich. Treffa ging zur Tür und machte dort etwas.
    »Was war das, Schatz?«
    »Ein Zauber, der Geräusche zurückhält. Hab ich eben gekauft.«
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    Er kicherte. »Machen die dich nervös?«
    Sie nickte.
    »Ich nehme an, es geht dir langsam an die Nieren.«
    Sie nickte noch einmal und goß ihnen beiden ein Glas Wein ein.
    Als er nach den üblichen paar Stunden nicht wieder herausgekommen war, klopften die Dragon an die Tür.
    Als niemand antwortete, brachen sie sie auf. Sie fanden seinen leblosen und seelenlosen Körper mit einem Morgantimesser in der Brust auf dem Bett. Sie fragten sich, warum sie nicht gehört hatten, wie er um Hilfe schrie oder das Fenster geöffnet wurde. Neben ihm lag Treffa, betäubt und bewußtlos. Sie konnten sich nicht erklären, wie die Betäubungsmittel in den Wein gelangt waren, und Treffa war dabei auch keine Hilfe.
    Natürlich hegten sie einen Verdacht gegen sie, aber beweisen, daß Treffa tatsächlich Geld angenommen hatte, damit er in eine Falle ging, konnte niemand. Ein paar Monate später ist sie dann verschwunden, und bis heute geht es ihr sehr gut, nur heißt sie jetzt nicht mehr Treffa, und ich verrate nicht, wo sie sich aufhält.

    Man nimmt gemeinhin an, daß jemand, der die Kraft hätte, das große Rad, das der Zyklus ist, zu ergreifen und eigenhändig weiterzudrehen, die Zeit des gegenwärtigen Hauses vorübergehen lassen und ein neues an die Macht bringen könnte. Außerdem glaubt man allgemein, daß dafür so viel Kraft vonnöten wäre, daß die Mächte der Geschichte, der Tradition und des Willens überwunden würden, die den Zyklus in Bewegung halten. Da dies der Fall ist, scheint die erste Annahme strittig, insbesondere als ich davorstand und mir kaum vorstellen konnte, daß 245
    jemand die Kraft besitzt, auch nur das verdammte riesige Rad als solches zu bewegen.
    Und das ist es eigentlich bloß. Ein großes Rad, das mitten im Nirgendwo in eine Mauer gesteckt ist. Auf diesem Rad sind symbolische Zeichen jedes der siebzehn Häuser eingraviert. Die Phönix waren an der Spitze, als nächstes kamen die Dragon, die Athyra gerade
    vergangen. Wie aufregend es sein muß, hier zu stehen, wenn es gerade umspringt und das Vergehen einer weiteren Epoche in der Geschichte Dragaeras anzeigt. Zu jenem Zeitpunkt würde entweder die Imperatorin
    abdanken oder sie hätte es kürzlich getan oder würde es bald tun, oder vielleicht würde sie sich auch weigern, und Blut würde fließen im Imperium, bis das Politische und das Mystische sich einmal mehr im Einklang befanden.
    Wann würde
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