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talon018

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Titel: talon018
Autoren: Gesprengte Ketten
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Männern und hatte daher die undankbare Aufgabe, die Pferche zu bewachen, in denen die Gefangenen untergebracht waren. Nicht, dass die Aufgabe gefährlich gewesen wäre; die Männer, die in diesem Bereich von den Frauen getrennt waren, stellten keine Gefahr dar. Hitze und Resignation ließen ihren Widerstand schnell zusammenbrechen. Aber der Gestank machte Kano zu schaffen. Seine Familie hatte eine große Ziegeherde, doch er fand, dass nichts so sehr stank wie eine Ansammlung von Menschen, die in ihren eigenen Extrementen hausten.
    Er zog erneut an der Zigarette. Die Spitze loderte kurz hell auf, dann blies der junge Mann den Rauch nach oben. Kano sah den dünnen Schlieren nach, die sich im Nachthimmel verloren.
    Wie eine Klammer legte sich der muskulöse Unterarm um seinen Hals. Ein gurgelnder Laut entfuhr dem Sudanesen überrascht, der mit einem Ruck nach hinten gerissen wurde. Instinktiv griffen seine Hände nach hinten, doch im gleichen Augenblick zerschnitt ein heller Blitz sein Bewusstsein. Mit gebrochenem Genick erschlaffte der Körper des Mannes in der Umklammerung.
    Talon wartete einen Augenblick, um sicher zu gehen, dass sein Gegner tatsächlich tot war, und legte ihm dann im Schatten der Mauer nieder. Seine Augen sahen sich um und suchten die Umgebung ab. Er hatte den ganzen Nachmittag in der Nähe der Pferche gelauert und die Abfolge studiert, in der die Wachen die Gefangenen bewachten. Ibn Said schien sich seiner Sache sehr sicher zu sein, wenn er nur einen Mann zur Nachtwache einteilte.
    Doch Talon wusste nicht, wann die Ablösung für den Mann kommen würde, und so war er gezwungen gewesen, schnell zu handeln. Es war erst früh am Abend. Die wenigsten der Männer, die hier eingesperrt wurden, schliefen bereits. Manche von ihnen hatten offenbar etwas von dem mitbekommen, was gerade geschehen war. Eine leichte Unruhe breitete sich in einem der Käfige aus.
    Während Talon die Ausrüstung des Toten untersuchte, fragte er sich selbst, was ihn hierher zurück trieb. Er hätte gehen können, nachdem er den letzten Überlebenden der Jagd der Wildnis überlassen hatte. Doch der Gedanke an zwei dunkle Augen hatte ihn nicht losgelassen.
    Nisheki … er wusste nicht, was er für die junge Frau empfand. Er glaubte nicht, dass er sie liebte. Vielleicht fühlte er wegen der gemeinsam verbrachten Stunden etwas wie eine Verpflichtung ihr gegenüber. Eine Schuld, die er einlösen wollte. Vielleicht waren aber auch das nur Vorwände, um sich keine Gedanken über seine tatsächlichen Beweggründe machen zu müssen.
    Ein leises Rufen riss ihn aus seinen Gedanken.
    Aus einem der Käfige reckten sich ihm zwei Arme entgegen, und eine raue Stimme fragte heiser, wer er sei. Talon hatte dem Toten neben dessen Sturmgewehr auch das Bajonett abgenommen, das er getragen hatte und ging damit auf den Käfig zu. Er wusste, dass er alleine gegen Ibn Saids Männer keine Aussicht auf Erfolg hatte. Also musste er für eine Ablenkung sorgen.
    Er ging vor dem hölzernen Verschlag in die Knie und blickte in die hellen Augen, die ihn aus der Dunkelheit anleuchteten.
    „Werdet ihr gegen Ibn Said kämpfen, wenn ich euch freilasse?“, fragte er die Männer unvermittelt. Ein unterdrücktes, kehliges Lachen war die Antwort.
    „Lass uns hier raus, und Ibn Said wird den Tag verfluchen, an dem er geboren wurde!“, kam die Antwort. Talon lächelte bitter und zerschnitt mit der Klinge die unterarmdicken Taue, die die einzelnen Holzstäbe zusammenhielten. Mehrere Männer krochen aus dem Käfig. Ihre ausgemergelten Körper hatten Mühe, sich aufrecht zu halten, doch in den müden Augen brannte ein Feuer voller Entschlossenheit, das ihren Zustand Lügen strafte.
    Sobald Talon jedoch den zweiten Verschlag geöffnet hatte, ging einer der dort eingesperrten Männer auf einen jener los, die sich gerade an einem Trog erfrischten. Sofort war Talon zwischen ihnen und hielt sie auseinander.
    „Ruft Saids Wachen am besten gleich zusammen!“, herrschte er sie mit gedämpfter Stimme an. „Was ist los?“, wollte er wissen.
    Nur mühsam konnte der Angreifer seine Erregung unterdrücken. „Seine Miliz“, erklärte er heiser. „Die haben dafür gesorgt, dass ich hier stecke!“ „Und wer hat unsere Felder geplündert, heh?“, folgte die Antwort. Talon spürte förmlich, wie die Situation eskalierte und rief beide Männer zur Ordnung, bevor ihre Unruhe auf die andere überschlug.
    „Ihr seid hier immer noch Gefangene“, machte er ihnen klar. „Denkt
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