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talon015

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Titel: talon015
Autoren: Jagdbeute
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aufgestiegen war. Der Punkt lag kaum einen halben Kilometer von Talon entfernt.
    Er beschleunigte seine Schritte. Seine nackten Füße berührten dabei kaum die trockene, brüchige Erde. Knorrige Akazienbäume warfen mit ihren weit ausladenden Kronen große Schatten auf den Boden. Ihre Stämme standen bald so dicht beieinander, dass sie einen freien Blick erschwerten.
    Das Geräusch des nächsten Schusses vermischte sich mit dem leisen, aufheulenden Jaulen eines Motors, das rasch lauter wurde. Talon kniete sich nieder und verbarg sich im Unterholz eines der Bäume. Sein Blick richtete sich auf eine offene Fläche zwischen den verkrümmt gewachsenen Stämmen. Er spürte etwas, das sich ihm mit hoher Geschwindigkeit näherte. Etwas Vertrautes, das ihn mit Unruhe erfüllte.
    Dann brach die Löwin aus dem Schatten der Bäume aus und hastete über die kaum bewachsene Lichtung direkt auf den Mann zu, ohne ihn bisher wahrgenommen zu haben. Talons Herz schlug schneller. Seitdem ihn das Rudel verstoßen hatte, hatte er den Kontakt zu den Löwen der Umgebung völlig verloren. Sie mieden ihn aus Furcht wegen seines Sieges über Shion.
    Nahezu lautlos erhob er sich aus dem Unterholz. Die Löwin war kaum dreißig Meter von ihm entfernt. Aus seiner Kehle lösten sich tiefe, grollende Laute, von denen er selbst nicht wusste, wann er sie sprechen gelernt hatte.
    [Hierher, rasch!] drang seine Stimme über die Lichtung.
    Die Löwin hielt inne. Überrascht sah sie die Silhouette des Mannes im Schatten des Akazienbaums und wusste nicht, wie sie das Gehörte mit dem Bild in Verbindung bringen sollte. Doch noch bevor sie die Richtung ändern konnte, bellte ein weiterer Schuss auf. Der kräftige Körper wurde von der Wucht des Geschosses getroffen und mitten im Lauf durch die Luft gewirbelt. Mehrmals überschlug sich die Raubkatze und blieb dann regungslos im Gras liegen.
    „Nein!“, schrie Talon auf und jagte aus seiner Position hervor. In diesem Augenblick brach ein Geländewagen aus dem gegenüberliegenden Ende der offenen Lichtung. Der Motor röhrte unangenehm laut auf. Ruckend kam der schwere Wagen zum Stehen. Sofort öffneten sich die Seitentüren, und zwei Schwarze sprangen aus dem Innenraum. Einer von ihnen hielt eine lange Stange in der Hand, während der andere bereits im Laufen gekonnt ein Netz ausbreitete, das er mit beiden Armen hielt.
    Überrascht sahen sich die Männer Talon gegenüber, der auf die tote Löwin zusprang. Nur mit einem Lendenschurz bekleidet passte der halbnackte Mann mit weißer Hautfarbe nicht zu dem, was sie erwartet hatten. Unschlüssig blieben sie stehen und warfen einen Blick in das verdunkelte Foyer des Wagens.
    Aus dem beigefarbenen Rover löste sich ein Schatten, der sich durch eine Öffnung im Dach nach oben schob. Der Mann bildete einen völligen Kontrast zu den beiden, die den Wagen bereits verlassen hatten. Nicht nur die gepflegte Kleidung unterschied ihn von den Afrikanern, die gespannt abwarteten. Auch die hellere Hautfarbe wies auf eine andere Herkunft hin. Während der Mann, dessen Gesicht halb durch einen Hut verdeckt wurde, den beiden Schwarzen einen Befehl auf Arabisch gab, zog er sein Jagdgewehr vom Sitz und legte es vor sich auf das Dach des Geländewagens.
    Die beiden Männer, die nicht mehr als ein ausgeblichenes T-Shirt und eine speckige Jeans trugen, sahen sich trotz der Anweisung unschlüssig an. Ein weiterer scharfer Ruf vom Wagen trieb sie vorwärts. Sie taxierten den Weißen, der nun neben der Raubkatze in die Knie ging und sie untersuchte. Sekunden später richtete er seinen Blick auf die Schwarzen, die sich vorsichtig näherten. Sie zuckten förmlich unter dem Blick zusammen, in dem viel mehr die Wildheit eines Tieres als der Verstand eines Menschen zu schimmern schien.
    Knurrende Laute lösten sich von Talons Lippen. Wut und Schmerz brannten wie ein loderndes Feuer in seiner Brust. Er sah, wie die Afrikaner versuchten, ihn zu umzingeln. Lauernd erhob er sich, die Muskeln bis aufs Äußerste angespannt.
    Nervös zupfte der Mann mit dem Netz an den Maschen und achtete darauf, sich nicht in einem der Enden zu verfangen, die über den Boden schleiften. Sein Partner stieß mit dem langen Stock, an dessen einem Ende eine Schlaufe befestigt war, zögerlich nach dem Mann mit der hellen Hautfarbe. Die Situation erschien so unwirklich, dass er ungewollt kicherte. Erst die scharfen Worte vom Landrover brachten ihn wieder zur Besinnung. Der Mann schrie ihnen auf Arabisch zu, sich um den
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