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talon007

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Titel: talon007
Autoren: In den Hallen
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auf sie einprasselte. Ihr Unbehagen Talon gegenüber wuchs. So sehr sie es versuchte, es war ihr nicht möglich diesen Mann zu verstehen. Er wirkte so fremdartig, so völlig anders als alle Menschen, die ihr bisher begegnet waren. Und er beunruhigte sie.
    Sie wusste nur nicht, was stärker in ihr wütete. Die Angst vor diesem ‚Wilden’ oder die Furcht, Amos Vanderbuildt mit leeren Händen gegenüber zu stehen. Sie wollte nach dieser Reise an nichts erinnert werden, das mit diesen Ereignissen zusammenhing.
    Talon lauschte den Worten in sich.
    Zerschlage den Stein – – mit all deiner Wut!
    Ohne zu zögern, ballte er seine Fäuste. Er fühlte, wie Kräfte durch seine Fasern strömten, die er nie zuvor erlebt hatte. Sie schienen wie lebendige Energie durch seinen Körper zu fließen und sich in seinen Händen zu bündeln. Tief in sich hörte er ein weit entferntes Lachen voller Siegesgewissheit.
    Er riss die rechte Faust hoch und hämmerte sie gegen die steinerne Platte.
    Mit einem lauten Krachen zerbrach die Barriere. Kleine Splitter sirrten wild durch die Luft und mischten sich mit dem aufgewirbelten Staub, der die Stelle andeutete, an der eben noch die Tür gestanden hatte.
    „Shions Leib!“, hörte Talon eine erschrockene Stimme hinter der Mauer. Durch den Staub, der sich langsam legte, konnte er einen Wächter erkennen, der sich nur knapp vor den Steinsplittern in Sicherheit gebracht hatte. Mehrere kleine Schrammen zeichneten sich blutig auf der dunklen Haut ab.
    Ohne einen Augenblick zu zögern, riss der Hüne seinen langen Speer hoch und richtete ihn stoßbereit auf Talon. Seine Arme zuckten vor. Doch er hatte nicht mit der katzengleichen Geschwindigkeit des Weißen rechnen können. Talon wich dem Stoß aus und umklammerte die Waffe mit beiden Händen.
    Trotz seiner Kraft hatte der Hüne dem Angriff nichts entgegenzusetzen. Seine Hände rissen schmerzhaft an dem Holz auf, als ihm die Lanze entrissen wurde. Der wuchtige Stoß mit dem Ende des Speers ließ ihn zu Boden taumeln.
    Noch bevor er wieder auf die Beine kommen konnte, rammte Talon dem Hünen die Lanze in die Brust. Der lang gezogene Todesschrei verhallte ungehört in der Tiefe der Hallen.
    Als Talon keine Bewegung in seinem Gegner spürte, zog er den Speer aus dem toten Körper und sah zu den beiden Frauen herüber, die die Szene entsetzt mit angesehen hatten. Seine Brust hob und senkte sich rasch. Der Atem ging fliegend über seine Lippen.
    „Kommt“, rief er ihnen rau zu und machte sich dann auf den Weg. Er wartete nicht ab, ob sie ihm tatsächlich folgten. Den langen Speer hielt er fest umklammert in seiner rechten Hand.
    „Gott, was geschieht hier nur?“, kam es tonlos über Alices Lippen, während sie sich neben Janet an dem toten Krieger vorbeizwängte. Sie wünschte sich, aus diesem Albtraum endlich aufwachen zu können.
    „Shion!“, antwortete Talon ihr nur knapp. In seine Gedanken hatte sich das Ziel fest eingebrannt.

    Das Ritual forderte, dass eine von beiden Seiten die andere als Sieger anerkannte. Shion erwartete jeden neuen Herausforderer, der den Sieg für sich beanspruchen wollte – und damit mehr, als er es sich hätte vorstellen können.
    T’chre war jung, ungestüm, ohne ein eigenes Rudel. Auch er kannte den schwarzen Löwen nur aus der Erinnerung der Alten. Nach seinem Verständnis war Shion etwas, das es nicht geben durfte. Er wusste nicht um die Macht, die Kraft, die er erlangen konnte. Er wollte sich nur den Respekt der anderen erkämpfen. Und zumindest ein oder zwei Weibchen auf sich aufmerksam machen.
    Der Kampf dauerte erst wenige Minuten, doch schon jetzt spürte T’chre, dass er seinem übermächtigen Gegner nicht gewachsen war. Die Verzweiflung schenkte ihm die nötige Kraft, um sich gegen Shion behaupten zu können. Für ihn war es mehr als ein Ritual. Es ging um sein Leben, all das, das er erreichen wollte.
    Doch der König, der Shion war, spielte nur mit seinem Gegner. Fast mühelos wehrte er die Attacken des jungen Löwen ab. Seine Pranken gruben sich tief in das ockerfarbene Fell und zogen lange Spuren.
    Und dann fiel T’chre, gezeichnet von Wunden, die ihn nie mehr aufstehen ließen.
    Shions Triumph hallte durch die Emporen wie ein mächtiger Wind, der über die karge Savanne zog. Den Kopf weit zurück geworfen, stand er am Rande der Plattform. Seine glutroten Augen glitten über die Reihen der Leiber, die die Ränge füllten.
    Und ein neuer Herausforderer antwortete ihm. Ein tiefes Grollen hallte durch
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