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talon007

talon007

Titel: talon007
Autoren: In den Hallen
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Kampffläche.

    Alice Struuten bebte am ganzen Körper. Nur mit Mühe konnte sie die Tränen unterdrücken. Ihr Rachen brannte. Sie stolperte zu dem Belgier herüber, der am Boden lag und sich keuchend wand. Er schrie unterdrückt auf, als ihn die Fotografin stützte. Sie ging neben ihm in die Knie und zog ihn nach oben, so dass er sich mit seinem Rücken gegen ihren Oberkörper lehnen konnte.
    „Eugene, nein!“, flüsterte sie betroffen. „Scheiße …“. Im Halbdunkel des schmalen Ganges zeichnete sich der Schatten eines der beiden Wächter ab. Seine Lanze war nun auf den Boden gerichtet. Von der breiten Klinge tropfte es rot auf den grauen, marmorartigen Stein.
    „Alice, lass’ …“ brachte Mauris mit zusammengepressten Lippen hervor. Schweiß perlte trotz der kühlen Luft auf seiner Stirn. Er stöhnte unterdrückt auf und hielt sich mit der Hand die rechte Seite. Die Fotografin legte beruhigend ihre Hand auf die seine. Dann jedoch spürte sie die Nässe, die zwischen ihren Finger hindurch rann. Ohne es wirklich zu wollen, zog sie die Hand zurück und betrachtete sie. Entsetzt weiteten sich ihre Augen, als sie das dunkelrote Blut sah, das ihr in breiten Bahnen den Unterarm herab lief.
    „Oh Gott“, presste sie tonlos hervor. Hilfesuchend ging ihr Blick zu den Personen, die um sie herum standen. „Oh, mein Gott“, konnte sie nur wiederholen. Talon ging neben ihr in die Knie und legte ihr behutsam eine Hand auf die Schulter. Der Körper der jungen Frau zitterte heftig.
    Der Wächter, dessen Klinge den Belgier verwundet hatte, trat vor, während sich sein Begleiter im Hintergrund hielt und jede Bewegung der Eindringlinge beobachtete.
     Seine Augen blickten ungerührt auf die kleine Gruppe vor sich. Mit einer herrischen Handbewegung forderte er die Menschen auf, sich zu erheben.
    „Ihr da, kommt mit“, folgte der kurze Befehl.
    Alice sah ihn ungläubig an. Sie hatte den Oberkörper des Belgiers fest an sich gepresst und streckte dem Hünen ihre blutverschmierte Hand entgegen.
    „Aber … er braucht einen Arzt“, entgegnete sie fassungslos. Mauris zuckte kraftlos in ihren Armen und versuchte sich zu erheben. Talon drückte ihn behutsam aber bestimmt zurück und sprach auf die Fotografin ein.
    „Alice, ruhig!“, beschwörte er sie leise. Er befürchtete, sie könnte sich in Gefahr bringen, wenn sie den beiden Hünen nicht bedingungslos folgte. Ihre Augen flackerten wild, als sie den Mann aus dem Dschungel an ihrer Seite wahrnahm und hoffend in seinem Blick nach einer Lösung suchte.
    Talon senkte die Augen und stützte Mauris.
    „Ich werde ihn tragen“, erklärte er Alice. Beunruhigt stellte er fest, wie mühsam sich der Belgier zusammenriss, um sich keine Blöße zu geben. Das schmutzige Hemd war inzwischen blutdurchtränkt. Er ächzte unterdrückt auf, als Talon ihn anhob und ihn auf den Händen trug. Müde ließ er seinen schweißnassen Kopf auf die Schulter des Mannes sinken.
    „Geht’s, Eugene?“, fragte Talon nach, um ihn bei Bewusstsein zu halten. Der Körper schien mit jedem Augenblick weiter in sich zusammen zu fallen. Zitternd bewegte der Ex-Söldner die Lippen, doch es dauerte viel zu lange, bis er die Worte hervorbrachte.
    „So kalt …“ krächzte er rau.
    Talon nickte kurz und drückte den Mann etwas fester an sich, um ihm etwas Körperwärme zu geben. „Ich weiß“, folgte seine knappe Antwort. Sie beide wussten, wie es um die Verletzung stand.
    Einer der Wächter nahm den Revolver auf und schlug ihn gegen eine Mauerkante, bis etwas in der Waffe knirschend brach. Achtlos warf er das Stück Metall beiseite und tastete dann die Gruppe nach weiteren Waffen ab. Janet schrie empört auf, als sie die großen Hände auf ihrem Körper fühlte, doch der Hüne überging die Beschwerde nur kommentarlos und suchte weiter. Talon machte keine Anstalten, das Messer am Gürtel verstecken zu wollen. Dennoch war es für ihn wie eine Niederlage, als die Wächter es aus dem Schaft zogen und verschwinden ließen.
    Ein knapper Wink mit der Speerspitze deutete den Weg an, den die Gruppe einschlagen sollte. Talon ging mit dem verletzten Mauris voran. Direkt hinter ihm folgte Alice, die das Geschehen entsetzt verfolgte und die ganze Zeit leise, undeutliche Laute von sich gab. Janet Verhooven hatte wie zum Schutz die Arme um ihren Oberkörper geschlossen und hielt den Abstand zwischen sich und den Farbigen so groß wie möglich.
    Sie war es nicht gewohnt, einer Situation so hilflos ausgeliefert zu sein.
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