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Talker (German Edition)

Talker (German Edition)

Titel: Talker (German Edition)
Autoren: Amy Lane
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zuhörte.
    „Mann, vielen Dank dass du meinen geistigen Durchfall erträgst. Du bist der beste Zuhörer aller Zeiten. Beim nächsten Mal werde ich einen zweiten Kopfhörer mitbringen, dann können wir uns Placebo in Stereo anhören, okay?“
    Tate hielt seine Versprechen immer und Placebo wurde eine seiner Lieblingsbands.
    Als Brian Talker über anderthalb Jahre kannte, bekam er plötzlich einen Einblick darin, wer Tate Walker wirklich war. Es war wie ein Fenster in eine komplett andere Welt.
    Brian hatte nach dem Training an diesem Tag noch etwas herumgebummelt. Es wurde schmerzhaft deutlich dass seine Schulter definitiv nicht einmal drei Jahre lang durchhalten würde und er wollte alles tun, um sein Stipendium solange wie möglich zu behalten. Er hatte den anderen Kids zugehört die über Jobs redeten und festgestellt, dass er wohl bis über beide Ohren in Restaurantjobs stecken würde, sobald die Leichtathletik für ihn nicht mehr möglich war, also wollte er versuchen so lange wie möglich so gesund zu bleiben wie es nur irgendwie ging.
    Da saß er also in seinen weißen Unterhosen und einem schlichten grauen T-Shirt, und hielt sich einen Eisbeutel gegen die Schulter als er hörte wie Talker aus vollem Hals zu den Dropkick Murphies sang. Er machte das wirklich passabel obwohl die Band irischen Rap sang und wirklich schnell war! Tate war wohl der Meinung dass er alleine war. Er kam um die Ecke, rubbelte sich mit einer Hand das Haar mit einem Handtuch trocken, und hielt mit der anderen Hand ein Handtuch um seine Hüften fest und er sang immer noch – aber er brach abrupt ab und fiel auf seinen Hintern als er Brian dort sah der nach Salbe stank und vorsichtig seine Schulter hin- und herdrehte.
    Brian blickte Tate überrascht an und dann sah er die Narben.
    Zu diesem Zeitpunkt hatte Talker sein Ärmel-Tattoo noch nicht und Brian hatte schon vor langer Zeit aufgehört sein Tattoo im Gesicht anzustarren wie ein Besucher im Zoo. Er wusste dass Tate die langärmligen Shirts das ganze Jahr trug, trotz mehr als 40° Hitze in Sacramento im Sommer, oder der Tatsache dass der Sommer sich meist bis Oktober hinzog. Er wusste sogar dass der Trainer Tate die langärmligen Wettkampf-Trikots tragen ließ wenn der Rest der Welt in Tanktops unterwegs war. Und nach mehr als anderthalb Jahren Bekanntschaft wusste Brian nun auch warum.
    Das ursprüngliche Tattoo endete am Halsausschnitt und die Narbe – eine verschlungene Kombination aus alten Verbrennungsnarben und Dellen in der Haut – erstreckte sich die gesamte rechte Seite seines Körpers hinunter. Plötzlich machten die scheinbar zufälligen Muster des Tattoos einen Sinn: Tattoos auf Narbengewebe aufzubringen war schwierig und schmerzhaft. Der Künstler war ganz einfach dem Muster der Narben gefolgt um den besten Effekt zu erzielen. Und nachdem Farben irgendwann ausbleichen würden, war es außerdem sinnvoll alles in schwarz zu machen. Das gesamte Tattoo war eine Maske und versteckte Tates Narben obwohl man direkt darauf schaute.
    Der Grund warum Tate immer der Letzte war der von der Laufbahn hereinkam und niemals mit den anderen aus dem Team duschte war damit ebenfalls klar.
    Der Blick in Tates braunen Augen war… herzzerreißend. Er sah Brian finster an, erhob sich dann so würdevoll wie möglich und eine dröhnende Stille legte sich über die beiden als Tate Brian praktisch herausforderte etwas zu sagen.
    Brian wollte eine Menge sagen. Er wollte sagen, „Oh, ich verstehe es jetzt“, weil so vieles in Tates Persönlichkeit plötzlich Sinn machte. Er wollte außerdem sagen „Die Narben kümmern mich nicht – ich werde mich nicht darüber lustig machen und du musst dir darum keine Sorgen machen. Ich bin einer von den Guten.“ Was er wirklich sagen wollte war „Heilige Scheiße! Was ist passiert?“ Aber sogar er wusste, dass das kein Stil wäre.
    Was er sagte war „Autsch“ und er sagte es leise, ohne großes Drama. Brian hatte mit Drama nichts am Hut – selbst als Kind war er ruhig und verschlossen gewesen.
    Und scheinbar sagte er damit genau das Richtige. Tate zuckte die Schultern und schob den Streifen langen Haares aus den Augen. Ohne den Pferdeschwanz oder die Irokesenspitzen und den Eyeliner sah er verletzlich und jung aus. Der Schwung seiner Lippen war sinnlich und voll – eine Sache die Brian bis zu diesem Augenblick nie bemerkt hatte.
    „Ja, es hat wehgetan“, sagte er als wenn der Schmerz keine Rolle gespielt hatte. „Ich war ein Kind als es passierte,
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