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Tal der Träume

Tal der Träume

Titel: Tal der Träume
Autoren: Patricia Shaw
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galoppierte, um ein erneutes Ausbrechen zu verhindern.
    »Danke, Kumpel.«
    Zack sah sich um und erblickte den schwarzen Treiber. Er lachte.
    »Du hast das schon richtig gemacht. Hättest mich nicht gebraucht, Junge. Nettes kleines Tier, das du da hast.«
    »Ja, ist eine echte Schönheit.«
    »Du arbeitest auf Big Run?«
    »Nein, ich bin Treiber. Bin jetzt seit zwei Jahren bei Paddy. Wir arbeiten meistens von Katherine aus, aber er bekam den Auftrag, die Herde hinzubringen. Hat sich gefreut wie sonst was, dass er sich mit den Bossen in Victoria River gut steht. Gibt sicher viel Arbeit da.«
    Zack war fasziniert. Der junge Bursche war ein waschechter Aborigine, kein Zweifel, hatte die gleichen breiten Gesichtszüge und den hoch gewachsenen, drahtigen Körper wie die meisten Schwarzen dieser Gegend, sprach aber nicht das übliche Pidgin-Englisch, das die meisten von ihnen benutzten.
    »Wie heißt du?«
    »Yorkey.«
    »Woher kommst du?«
    »Von überall her.«
    »Ich meine, von welchem Stamm?«
    »Was geht dich das an?«
    Zack war verblüfft. Als Besitzer von Black Wattle war er an derartige Zurückweisungen nicht gewöhnt, schon gar nicht von Seiten eines Schwarzen.
    »Nichts. Ich wollte mich nur unterhalten.«
    »Na denn«, sagte Yorkey schulterzuckend. Er trieb sein Pferd an, um ausbrechende Tiere wieder in die Herde zu lenken.
    Zack schaute ihm nach. »Da hol mich doch! So ein frecher Kerl.«
     
    Yorkey schämte sich. Warum hatte er bloß so etwas Dummes gesagt? Wollte sich ein bisschen wichtig machen, das war alles. Dem Neuen zeigen, wo es lang ging. Wieso hatte er nicht wie üblich »weiß nicht« geantwortet? Das gefiel den Weißen, sie konnten die Stämme ohnehin nicht auseinander halten. Yorkey hatte seinen Vater nie kennen gelernt, er war vor seiner Geburt gestorben, war aber ein wunderbarer Mann, ein großer Mann gewesen. Vom Volk der Whadjuck. Doch wenn man den Weißen am Lagerfeuer davon erzählen wollte, erntete man nur Hohn und Spott …
    »Ho! Ho! Wo juckt es, Yorkey? Am Rücken? Am Hintern? Oder sonst wo?«
    Und das war noch harmlos. Wenn man sich dann ärgerte, galt man als humorloser Spielverderber. Er hatte jedoch fasziniert ähnliche Gespräche der Weißen mit angehört und festgestellt, dass viele von ihnen mit Schiffen aus anderen Ländern gekommen waren. Zuerst hatte er geglaubt, sie gehörten verschiedenen Stämmen an, doch sie sahen alle gleich aus und sprachen dieselbe Sprache. Irgendwie rätselhaft, doch Yorkey verlor das Interesse und fragte nicht nach.
    Mit brennenden Ohren trabte er durch den Busch, um die Flanke der Herde an einer anderen Stelle zu schützen, mindestens eine halbe Meile von dem Burschen entfernt, der so höflich mit ihm gesprochen hatte. Doch er hatte auch gesagt, er wolle sich nur unterhalten. Meinte er damit, dass es ihn eigentlich gar nicht interessierte?
    Andererseits wusste Yorkey, dass er nur nach Ausflüchten suchte.
    Er ließ das Pferd dahintraben und dachte an seine Mutter …
    »Dein Vater war ein Whadjuck-Mann, nicht der Weiße, den wir jetzt hier haben. Und auch nicht der davor. Der Erste hat mich schnell rausgeworfen, als er erfuhr, dass ich ein Baby bekomme und dass es nicht seins war. Hat mich schlimm verprügelt. War ihm zu nichts mehr nütze.«
    Anscheinend hatte sie irgendwo in dieser Gegend auf einer Station als Hausmädchen gearbeitet. Zur Zeit der Wanderung durfte sie wohl die Schlucht mit ihren Angehörigen besuchen. Als sich herausstellte, dass sie schwanger war und keinen Mann vorweisen konnte, hatte sie sich so geschämt, dass sie mit einem Viehtreiber davongelaufen war.
    »Dein Daddy ist gestorben. Ich habe mich nicht getraut, seinen Namen zu nennen, nicht mal seinen Weißen-Namen. Wozu auch? Er war fort.«
    »Wie lautete sein Weißen-Name?«
    Sie hätte gelächelt, war ehrlich stolz gewesen. »Er hatte nicht bloß einen Namen wie wir, er hatte zwei, wie die Weißen. Er hieß Jimmy Moon.«
    Yorkey hatte oft daran gedacht. Eigentlich sollte auch er nach dem Gesetz der Weißen den Namen seines Vater tragen und sich Yorkey Moon nennen. Doch sie hatte niemandem davon erzählt, man würde daher glauben, er habe sich seinen Namen nur ausgedacht.
    Sie hieß Netta. Den zweiten weißen Mann hatte sie als ihren Ehemann bezeichnet, doch eine Heirat hatte nie stattgefunden. Sie war sein »schwarzer Junge«, so nannte man schwarze Eingeborenenfrauen, die ihr Haar kurz trugen, sich wie Jungen kleideten, ihr Bett mit dem Mann teilten und für ihn mit dem
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