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Tabu: Thriller

Tabu: Thriller

Titel: Tabu: Thriller
Autoren: Tom Egeland
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aber auch. Sie können nichts machen, und auch sie selbst ist machtlos. Sie hat es versucht. Hat alles probiert, ihn zu stoppen. Ohne Erfolg. Aber sie hat es wenigstens versucht. Sie war nicht feige, hat den Versuch gewagt. Jetzt liegt das Kommando wieder bei ihm. Und das kann niemand ändern. Sie nicht. Die Polizei nicht. Niemand.
    Die Tränen versiegen, und ihre Muskeln entspannen sich. Sie versucht, ruhig und tief zu atmen.
    »Gut«, sagt er. »Es ist ziemlich anstrengend, wenn du so hysterisch bist.«
    Sie sieht zu ihm auf. Er steht dicht an der Wand.
    »Können Sie nicht einfach aufgeben?«, fragt sie. »Bitte…?«
    Er grinst. Ein abstoßendes, boshaftes Grinsen.

14 Uhr 38
    Wenn sie nur mehr Zeit und eine bessere Ausrüstung hätten …
    Vang blickt auf sein Handy und das Megafon. Mehr hat er nicht. Vorläufig.
    Er weiß nicht, ob Kristin am Leben ist. Sollte sie tot sein, könnte er einfach die Hütte umzingeln und warten, bis er sich ergibt oder selbst erschießt.
    Er hofft, dass sie lebt.
    Der Schuss zeugt nicht gerade von Kooperationsbereitschaft. Aber es war bloß ein Schuss in die Luft – im wahrsten Sinne des Wortes. Er hat nicht gezielt. Wollte nur ein Statement abgeben.
    Wenn Vang doch nur einen Wärmedetektor hätte wie seine Kollegen in den USA, könnte er die beiden durch die Wände hindurch lokalisieren!
    Aber ihm stehen nur ein Handy und ein Megafon zur Verfügung, mehr nicht. Er beißt die Zähne zusammen, als er Kristin Byes Handynummer wählt.

14 Uhr 40
    Das Telefon klingelt.
    Beide zucken zusammen und sehen einander an. Es ärgert ihn, dass er so schreckhaft ist. Was muss sie von ihm denken?
    Das Handy liegt auf dem Tisch. Er starrt es an. Es klingelt. Er beugt sich vor, nimmt es in die Hand und drückt den Knopf.
    Er sagt nichts.
    Ein paar Sekunden ist es still. »Hallo?«, ruft eine Stimme.
    »Hallo«, antwortet er.
    »Mit wem rede ich?«
    »Stellen Sie sich nicht dumm.«
    »Mein Name ist Runar Vang. Ich bin…«
    »Polizeidirektor der Osloer Polizeibehörde«, vollendet er.
    »Gut, dann wissen Sie ja, wer ich bin.«
    »Was Sie umgekehrt wohl nicht behaupten können.«
    »Seien Sie sich da nicht so sicher. Wir waren bei Ihnen zu Hause.«
    »Sie bluffen.«
    »Wir haben Frøydis Vik in Ihrem Kellerverschlag gefunden. Oder in der Zelle, wenn Sie so wollen… Ich weiß ja nicht, wie Sie den Raum nennen.«
    Sie bluffen, sie haben keine Ahnung, wer er ist!
    »Ich habe keine Lust, mit Ihnen zu reden, solange Sie lügen.«
    Vang nannte seine Adresse.
    Und dann, nach einer kleinen Pause, seinen Namen – als wollte er Salz in eine offene Wunde streuen.
    Die Kälte beginnt irgendwo hinter der Stirn und breitet sich von dort durch den Körper nach unten aus. Ein prickelndes Gefühl von Frost und Finsternis. Sie wissen, wer er ist! Wo er wohnt! Sie waren zu Hause bei ihm. In seinem Haus. Haben Unordnung gemacht! Sind mit ihren Schuhen über seinen Boden gelaufen. Sie haben Frøydis gefunden. Weiß der Himmel, was sie sonst noch gefunden haben! In seinem Haus. Seinem Zuhause.
    Vangs Stimme wie aus einem anderen Sonnensystem: »Hallo?«
    Wie wimmelnde Ameisen sind sie in sein Haus eingedrungen und haben seine Sachen durchwühlt! Unordnung gemacht! Schubladen geöffnet, durch Tagebücher geblättert. Mein Gott, die Tagebücher !
    »Sind Sie noch da?«
    Er legt auf.
    Atmet schwer.
    Nach einer halben Minute klingelt das Telefon erneut. Er hat diese Zeit gebraucht, um sich zu sammeln.
    »Ich bin noch nicht verschwunden«, sagte er gespielt munter.
    »Ich weiß«, antwortet Vang, »ich habe die Hütte unter Beobachtung. Kann ich mit Kristin Bye reden?«
    »Warum?«
    »Ich will nur sichergehen, dass sie noch lebt.«
    »Sie ist unverletzt.«
    »Das würde ich gerne von ihr selber hören.«
    »Vertrauen Sie mir nicht?«
    Lachend: »Würden Sie sich an meiner Stelle trauen?«
    »Sie ist unverletzt«, wiederholt er.
    »Wir haben einen Schuss gehört.«
    »Das war sie. Sie hat versucht, mich zu erschießen. Ich war ein bisschen unvorsichtig. Es wird nicht wieder vorkommen. Nehmen Sie per Telefon Anzeigen entgegen? Ich würde sie gerne wegen versuchten Mordes anzeigen.« Er lacht.
    »Lassen Sie mich mit ihr reden!«
    »Nein.«
    »Können Sie sie mir am Fenster zeigen?«
    »Warum?«
    »Verkomplizieren Sie die Sache nicht.«
    »Sie ist unverletzt. Sie müssen mir glauben.«
    »Werden Sie sie gehen lassen?«
    »Sind Sie verrückt?«
    »Warum nicht?«
    »Sie gehört mir.«
    Pause. »Wie meinen Sie das –
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