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Symphonie der Herzen

Titel: Symphonie der Herzen
Autoren: Virgina Henley
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wurde. Sie freute sich sogar bereits auf die Konfrontation mit ihrem Ehemann und war fest entschlossen, ihm gehörig Kontra zu geben.
    Am Ende der Bettlaken angekommen, erlebte Lu dann aber doch noch einen kurzen Moment der Panik, als sie nämlich feststellte, dass das Seil zu Ende war und sie noch immer gute drei Meter über dem Boden schwebte. Mit einem flehentlichen Stoßgebet auf den Lippen schloss sie die Augen und ließ sich einfach fallen. Kurz darauf dankte sie Gott auch schon wieder, denn sie war weich und ohne ernsthafte Verletzungen in einem der Blumenbeete gelandet.
    Louisa war richtig stolz auf sich. Aber Vorsicht, denn der schwierige Teil kommt erst noch!, ermahnte sie sich. Schließlich galt es nun, möglichst nicht einem der Bediensteten von Barons Court in die Arme zu laufen, obgleich zu dieser frühen Stunde für gewöhnlich noch kaum jemand auf den Beinen war.
    Leise schlüpfte Louisa durch eine der unverschlossenen Hintertüren ins Innere des Hauses. Ein kurzer Blick verriet ihr, dass sie in der Speisekammer gelandet war, gleich neben der Küche. Hungrig schnappte sie sich aus einem der Obstkörbe einen rotwangigen Apfel und legte lauschend das Ohr an die Küchentür, doch alles, was sie vernahm, war tiefe Stille. Leise und ganz behutsam öffnete sie die Tür und schlich eine der Hintertreppen hinauf ins Obergeschoss. Anschließend huschte sie in den Gästeflügel und versteckte sich dort in einem der Gästeapartments. Lächelnd streckte sie sich auf dem komfortablen Bett aus - und wartete.
    Abrupt öffnete James die Augen, und gleich sein erster Gedanke war, wie sehr er es doch hasste, ohne Louisa an seiner Seite aufzuwachen; es war der gleiche Gedanke, den er auch schon am Vortag gehabt hatte. Verdammt aber auch!, schimpfte er vor sich hin. Erst braucht es eine Ewigkeit, bis ich es überhaupt schaffe, Louisa dazu zu bewegen, das Bett mit mir zu teilen, und dann, schneller, als man gucken kann, schlafen wir auch schon wieder in getrennten Zimmern! Ich muss wohl verrückt sein, dass ich diesem Theater nicht schon längst ein Ende bereitet habe.
    Mürrisch schlug er die Decke zurück und schwang die Beine aus dem Bett, während er im Stillen weiterwütete: Zumal Kitty ja auch gar nicht mehr hier im Hause wohnt! Der Stein des Anstoßes ist also längst aus dem Weg geräumt. Und darum sehe ich auch nicht ein, warum ich bei dieser Posse weiter mitspielen sollte. Louisa muss mir vertrauen, und das werde ich ihr jetzt ein für alle Mal einbläuen - auch wenn das wahrscheinlich wieder Krieg bedeutet.
    Entschlossen griff James nach seinem Morgenmantel, überlegte es sich dann aber doch noch einmal anders. Fertig angezogen - gespornt und gestiefelt, sozusagen - hätte sein Auftreten allemal mehr Gewicht, als wenn er nun im legeren Morgenrock vor Louisa träte. Hastig warf er sich ein Hemd über, schlüpfte in seine Reithose und zog ein Paar kniehohe Stiefel darüber; und kaum dass er angezogen war, kam auch schon Molly herein, um seiner Frau das Frühstück zu servieren.
    »Vielen Dank«, sagte er und nahm ihr das Tablett sogleich ab. »Aber ich werde der Dame des Hauses das Frühstück heute höchstpersönlich bringen.« Amüsiert beobachtete er, wie ein Ausdruck der Erleichterung über Mollys Gesicht huschte und die junge Zofe schleunigst wieder entschwand. Sorgsam entriegelte James die Tür zwischen dem Hauptschlafzimmer und dem Boudoir und stieß, während er das Tablett in den Händen balancierte, mit einem sanften Tritt die Tür auf. Entschlossen trat er in Lus Schlafzimmer, musste zu seinem Entsetzen aber feststellen, dass das Zimmer leer

    war. »Jesus, Maria und Josef!«, fluchte er. Rasch stellte er das Tablett ab und eilte zum Fenster hinüber. »Gott sei Dank!«, seufzte er kurz darauf, als er nämlich feststellte, dass Lu die Flucht offenbar gelungen war und sie keineswegs verletzt unten im Beet unter den zusammengeknoteten Bettlaken lag.
    Gleich im nächsten Augenblick aber begann sein Herz vor Zorn auch schon regelrecht zu rasen. »Wo mag sie bloß hin sein?«
    Jeweils zwei Treppenstufen aufeinmal nehmend, hechtete James hinab ins Erdgeschoss, wobei er wütend der erstaunten Dienerschaft zubrüllte: »Meine Frau hat das Haus verlassen! Hat irgendjemand sie gesehen?«
    Ohne jedoch auf eine Antwort zu warten, rannte er hinaus in den Innenhof und schaute zu jenem Fenster empor, hinter dem Lus Boudoir lag. Angstvoll krampfte sein Herz sich zusammen. Von hier unten sieht es doch deutlich höher
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