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Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack
Autoren: Freeman Jane
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Prise der drei verschiedenen Kräuter, die noch irgendwo hinten im Küchenschränkchen gammeln mussten.
    Clare verklopfte Eier und Sahne, wobei ihr erleichtert einfiel, dass ihr erst neulich jemand gesagt hatte, dass Verfallsdaten lediglich Richtwerte wären und nicht wirklich ernst zu nehmen.
    Während sie großzügig getrocknete Kräuter über die Mischung schüttelte, überlegte sie, in welcher Stimmung sich Leo wohl befinden würde, nun, da sein erstes Drehbuch verfilmt wurde und er das Ganze am Set hatte mitverfolgen können. Begeistert? Zufrieden? Irgendwie konnte sie sich Leo nicht zufrieden vorstellen. Nein, zufrieden würde Leo wohl nie sein. Er war der Typ, der stets hungrig blieb.
    Clare war Leo Robertson auf dem Set einer erfolgreichen Daily Soap begegnet, wo sie eins der Starlets für Verve interviewt hatte. Verve , die Zeitschrift »für die Frau, die alles hat«, hatte sich vor zwei Jahren dazu herabgelassen, Clare einzustellen, und irgendwie war sie, trotz etlicher gegensätzlicher Bemühungen, immer noch dort.
    Zum Mittag hatte sie sich mit Leo auf einer Bank wieder gefunden und versucht, dem köstlichen (und enorm dick machenden) Buffet zu widerstehen. Sie fragte sich oft, wie es die Schauspielerinnen schafften, so beneidenswert schlank zu bleiben, wo doch auf jedem Filmset, das sie bisher besucht
hatte, ein Buffet wie auf einem Luxusdampfer aufgebaut war. Nicht ohne Zynismus vernahm sie Leos Hinweis, er sei zwar Autor einiger Folgen von Down Town , in Wirklichkeit jedoch ein ernsthafter Drehbuchautor – für »echte Spielfilme« – und habe bereits mehrere Scripts in der Entwicklung.
    Obwohl sie ihn nicht auf Anhieb attraktiv fand, akzeptierte sie eine Einladung zum Dinner am selben Abend. Und bevor sie wusste, wie ihr geschah, verbrachte er mehrere Nächte pro Woche bei ihr.
    Isobel hielt sie für vollkommen verrückt. »Warum kannst du dir nicht zur Abwechslung mal jemanden suchen, dem wirklich was an dir liegt?«, hatte sie, den Arm voller Babys, Wäsche, Einkäufe und frisch zusammengelegter Windeln, missbilligend bemerkt.
    Clares Freundin und Arbeitskollegin, Fiona, erklärte ihr ohne Umschweife, dass Leo egoistisch und selbstzufrieden wäre. »Ich kann ja sehen, dass er ganz niedlich ist«, meinte sie, »aber mal ehrlich, wie lange kann ein Mensch eigentlich ruhig dasitzen und kommentarlos dem Geschwätz dieses eitlen Pfaus über seine Karriere zuhören?«
    Aber Clare fand seine Besessenheit aufregend. Einmal hatte sie ihm dabei zugesehen, wie er einen Entwurf für ein Drehbuch machte, und mit Erstaunen bemerkt, wie er zu schwitzen anfing, während er vor sich hinkritzelte. Da es ein kühler Abend gewesen war, konnte es nicht an der Temperatur gelegen haben.
    »Unglaublich«, hatte sie gemurmelt und war neben ihn getreten, um die dicken Schweißperlen, die auf seiner Stirn standen, zu berühren. »Dein Hirn arbeitet so hart, dass dir förmlich der Schweiß ausbricht.«
    »Yeah, besser als Kohleschaufeln«, hatte er spöttisch bemerkt.
    Seine stachelige, streitlüsterne Einstellung zum Leben faszinierte sie. Leo, der aus einer Arbeiterfamilie stammte, verachtete
die verwöhnten Fratzen aus der wohlhabenden Mittelklasse, die allesamt Privatschulen besucht hatten und zuhauf die Filmindustrie bevölkerten. Alles an ihm war aggressiv, von der finsteren Entschlossenheit, mit der er seine Karriere verfolgte, bis hin zu der Art, in der er Clare in sein (oder besser ihr eigenes) Bett gelockt hatte. Ja, gestand sich Clare, während sie ein Stück schon etwas schmierigen Schinkenspeck aufschnitt, sie fand ihn aufregend. Einmal hatte sie scherzend zu Fiona bemerkt, dass sie nun endlich ihren Lady-Chatterley’s-Lover gefunden hätte.
    Barchester miaute ungeduldig und hüpfte auf die Bank, um zu inspizieren, was Clare da machte.
    »Du weißt, dass du hier oben nichts verloren hast, du alter Halunke«, verwies sie ihn milde.
    Der Kater ignorierte sie und begann sich zu putzen. Sie hatte Barchester in einer ihrer »Dürrephasen« erworben, als sie gerade keinen Freund hatte und schon glaubte, dass sie nie mehr einen anständigen Mann kennen lernen würde und sich ebenso gut in ihr Schicksal fügen und eine verbitterte, katzenliebende alte Jungfer werden konnte.
    Natürlich war danach doch noch der eine oder andere Mann in ihr Leben getreten, aber nie etwas Festes. Und jetzt wurde Barchester alt, Clare war vierunddreißig und unverheiratet, und alles, was sie in ihrem Leben erreicht hatte, war der Erwerb
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