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Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben

Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben

Titel: Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben
Autoren: Helen D. Boylston
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unbehaglich fühlten. Susy setzte sich zu ihnen. Der große Raum war von Stimmengewirr, Gelächter und Tellergeklapper erfüllt. An jedem runden Tisch hatten acht Personen Platz. Schwestern mit müden Augen kamen und gingen. Fast alle waren jung. Trotz deutlicher Spuren einer durchwachten Nacht waren sie lebhaft und munter. Die Luft schien mit starken Energien geladen zu sein. Die Probeschwestern wirkten dagegen unsicher und verloren. Sie saßen sehr steif auf den Kanten ihrer Stühle, sprachen mit krampfhafter Höflichkeit und hielten die Augen meistens auf ihren Teller gerichtet.
    Erst nach dem Essen, als sie sich in dem geräumigen Wohnzimmer versammelten, wo sie von der Schulleiterin begrüßt werden sollten, bewegten sie sich etwas freier. Die neue Klasse war sehr groß. Ungefähr sechzig Mädchen fanden sich nach und nach in dem Raum ein und betrachteten sich gegenseitig mit verstohlener Neugier. Susy kuschelte sich in einen Sessel am Kamin und beobachtete die Eintretenden.
    Ein rotwangiges rundliches Mädchen, dem die Haare unordentlich ums Gesicht hingen, sprang kichernd durch die Tür und begann sofort, auf jeden einzureden, der ihr zuhören wollte. Ihre Stimme war laut und scharf.
    »Ich heiße Elfe Holton«, hörte Susy sie sagen. Sie dachte bei sich, daß der Name Elfe eigentlich nicht recht zu der Gestalt und zu der Stimme paßte.
    Dann betrachtete sie ein anderes Mädchen, das in einer Ecke des Zimmers an einem Schreibtisch saß. Sie wußte beim ersten Blick, daß sie nicht zu ihren engeren Freundinnen gehören würde. Sie war älter als die meisten anderen Mädchen, hatte eine gewisse Haltung und bewegte sich gewandt. Aber die Augen in dem blassen Gesicht blickten kühl und unbeteiligt, und sie hatte einen harten Zug um den Mund.
    Nun hatte Elfe Holton Susys rote Haare erspäht und stürzte mit lautem Lachen auf sie zu.
    »Hallo! Sie sehen nett aus. Wie heißen Sie? Darf ich mich zu Ihnen setzen?« Sie war so ausgelassen und tolpatschig wie ein junger Hund.
    »Gewiß«, antwortete Susy freundlich. »Ich heiße Susanne Barden.«
    »Nein, so was!« Elfe Holton tat, als klänge Susys Name wer weiß wie sonderbar und ungewöhnlich. »Sind Ihre Eltern reich?«
    »Reich? Nein«, antwortete Susy erstaunt und etwas peinlich berührt. »Warum?«
    »Na, ich dachte. Sie haben so was an sich - so was Apartes. Denken Sie nur, der Vater von einem Mädel aus unserer Klasse ist Millionär. Sie heißt Constance Halliday und soll aus Chicago stammen. Was die hier bloß will? Sie ist ein winziges Etwas, reicht mir knapp bis zur Schulter und hat ein Kostüm an, das bestimmt seine hundert Dollar gekostet hat. Ich sah sie, als sie ankam. Ein livrierter Chauffeur brachte ihr Gepäck ins Haus.«
    »Wirklich?« fragte Susy, die das nicht sehr aufregend fand.
    »Ja, ich habe es selber gesehen. Sie ist bestimmt schrecklich eingebildet. Ich kann eingebildete Leute nicht leiden. Sie auch nicht?«
    Susy wußte nicht recht, was sie darauf antworten sollte. Alles, was sie sagte, konnte gegen sie ausgelegt werden.
    Da mischte sich ein Mädchen, das links von Susy auf einer Couch saß, in das Gespräch ein. Ihr blondes Haar war so glatt nach hinten gekämmt, daß es auf den Kopf gemalt zu sein schien.
    »Verzeihung«, sagte sie mit einer öligen Stimme und verzog die dünnen Lippen. »Mein Name ist Luise Wilmont. Sie heißen Susanne Barden?« Ein vernichtender Blick traf die robuste Elfe.
    Bevor Susy antworten konnte, ergriff Elfe ihren Arm und drückte ihn krampfhaft.
    »Sehen Sie dort!« sagte sie in durchdringendem Flüsterton. »Das ist Constance Halliday. Die Reiche. Sieht sie nicht toll aus?«
    In der Türöffnung stand ein kleines schlankes Mädchen mit zarter elfenbeinfarbener Haut, welligem schwarzem Haar und großen haselnußbraunen Augen, die von langen schwarzen Wimpern beschattet wurden. Ihre Erscheinung wirkte auffallend, obwohl ihre Haltung vollkommen ungekünstelt war. Das dunkelgrüne Schneiderkostüm, das sie anhatte, sah elegant und vornehm aus. Dazu trug sie einen kleinen schwarzen Filzhut.
    Elfe versetzte Susy einen Rippenstoß. »Sieht sie nicht toll aus?« zischte sie. »Man könnte denken, sie wäre die Königin von Saba.
    Still, sie sagt etwas!«
    Ja, Constance Halliday sagte etwas. Ihre arglos hingeworfene Frage fiel in eine plötzlich eingetretene Stille und wurde auch in der entferntesten Ecke des Zimmers gehört. Sie hatte sich an ihre Nachbarin gewandt, ein dickes Mädchen mit krausem hellblondem
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