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sus

sus

Titel: sus
Autoren: Unknown
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leicht
entführt und verschleppt hat. Als Geisel. Glücklicher- — weise ist nichts
passiert. Sie haben den Braten gerochen, hm?“
    „Ja. Als Sie zu den Toiletten
marschiert sind, hab ich schon geahnt, daß Sie da rumschnüffeln. Sie lassen ja
keine Gelegenheit aus. Also hab ich Tchang-Pou nicht
aus den Augen gelassen. Da seh ich plötzlich ein
kleines Kontrollämpchen aufleuchten. Der Chinese
sieht es auch und ist überrascht, obwohl diese Leute nicht gerade ein
ausdrucksstarkes Gesicht haben. Na ja, jedenfalls hab ich eine Veränderung
bemerkt. Schien nachdenklich. Dann ließ er seine Kasse im Stich. Ohne Eile
natürlich, ohne Aufregung, ohne die geringste Gemütsbewegung zu verraten...“
    „So ist der Kerl nun mal.“
    „Ich hielt es für klüger, das
Weite zu suchen. Wenn etwas passiert wär, hätte ich Ihnen draußen mehr nützen
können als drinnen.“
    „Danke, Hélène. Sie sind ein
Schatz.“
    „Oh, hören Sie auf. Sie wissen
doch, daß ich dieses Wort hasse... Aber jetzt mal abgesehen von Ihren
unvorsichtigen Aktionen und blöden Scherzen: was ist eigentlich passiert?“
    „Fahren wir ins Büro. Da werd ich Ihnen alles erzählen.“
     
    * * *
     
    Im Büro spielt Hélène erst mal
Krankenschwester. Unzählige Kompressen sollen helfen, meinem Gesicht die
Attraktivität wiederzugeben. Danach gönne ich mir eine Ration Whisky, um den
Teegeschmack zu vertreiben, zünde mir eine Pfeife an und berichte meiner
Sekretärin von den gewalttätigen Auseinandersetzungen. Das mit dem Schrank
verschweige ich lieber...“
    „Und so haben Sie eine
geheimnisvolle Karte gefunden?“
    „Ja.
    „Von Tchang-Pou gedruckt?“
    „Höchstwahrscheinlich.“
    „Und die Karte
    Ich ziehe eine davon aus meiner
Tasche. Bevor ich sie Hélène gebe, seh ich mir noch
mal den englischen Text an.
    „Zwei Wörter davon gefallen mir
besonders gut. Zwei Wörter oder ein Ausdruck: fascinating girls …“
    Fascinating girls ! Wirklich sehr hübsch und vielversprechend.
    „Außerdem steht da noch was von
‘nem Arzt, glaub ich.“
    „Zeigen Sie mal.“
    „Sie können doch Englisch,
oder?“
    „Ja.“
    „Übersetzen Sie’s mal schnell,
ja?“
    Ich reiche Hélène das rosa
Kärtchen. Meine Sekretärin liest den Text erst laut, dann für sich alleine.
Dann schnappt sie sich Papier und Stift und fängt an zu übersetzen. Kurz darauf
hält sie mir das Ergebnis unter die Nase. Jetzt sieht der Text so aus:
     
    TAVERNE DU BRULOT
    28, Kane South Road
    (gegenüber Union Jack Club)
    mit den charmantesten und
gepflegtesten
    DAMEN
    der Stadt
    (Ärztliche Untersuchung
wöchentlich durch
    Dr. F. HARDING)
    SHANGHAI
     
    Ich lache in mich hinein.
    „Was heißt das?“ fragt Hélène.
    „Aber, aber, meine Kleine. Tun
Sie nicht so unschuldig.“
    „Ich schwöre Ihnen...“
    „Also, hören Sie mal. Sollten
Sie zufällig noch Jungfrau sein?“
    „Ich werde gleich rot.“
    „Sie werden ja bei jeder
Kleinigkeit rot. Und dann erst mal bei den großen Dingen... Gut. Lassen wir
das. Zurück zu der Karte hier. Sie haben also nicht die geringste Ahnung, worum’s geht? Das ist die Visitenkarte eines Bordells,
nichts anderes.“
    „Also... dieser Tchang-Pou ...“
    „...ist eine Puffmutter,
jawohl.“
    „Eine... also... äh... ich
meine von einem Dingsbums... äh... in Shanghai?“
    „Genau. Ein Dingsbums. Ich weiß
auch schon, was Sie jetzt sagen wollen: daß das Ganze wohl nur ganz entfernt
mit unserem Monsieur Goldy und den Russen zu tun hat,
vorausgesetzt, es spielen Russen überhaupt eine Rolle.“
    „Ja, natürlich.“
    „Ich bin ganz Ihrer Meinung,
aber weiß man’s?“
    „Jedenfalls ist dieser Tchang-Pou ‘n komischer Kerl.“
    „Ja, ‘n komischer Kerl. Noch
viel komischer. Obwohl... vielleicht ist komisch hier nicht ganz das passende
Wort.“ Hélène schaut mir tief in die Augen.
    „Sie haben mir noch nicht alles
erzählt.“
    „Stimmt.“
    „Sie haben noch was anderes
gefunden, außer dieser Karte.“
    „Stimmt.“
    „Und was, wenn man fragen
darf?“
    „Einen Schrank.“
    „Einen Sehr... O Gott! Erzählen
Sie mir nicht...“
    „Doch, ich erzähl’s Ihnen. Weil Sie gefragt haben. Hatte zwar nicht das Vergnügen, mit dem
berühmten Knüppel Bekanntschaft zu machen, aber dafür mit dem Schrank. Bei
unserer Schlägerei haben wir diesen Schrank angetickt .
Und dann ist eine Tür aufgegangen. Und dann lag da eine Blonde.“
    „Großer Gott!“
    „Splitternackt, genauso tot wie
‘ne Pekingente.“

3
     
    Am nächsten
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