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Sueßer Schmerz

Sueßer Schmerz

Titel: Sueßer Schmerz
Autoren: Lisa Renee Jones
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anzubieten.«
    »Doch, genau das habe ich vor«, antwortet sie. »Geld regiert die Welt. Außerdem ist es, nach allem, was wir wissen, Fiktion.«
    Ihre Worte klingen kalt und überraschen mich.
Sie
überrascht mich. Das ist nicht die Ella, die ich kenne. »Wir reden über die privatesten Gedanken einer Frau, Ella. Du willst doch bestimmt nicht von ihrem Schmerz profitieren.«
    Sie senkt die Brauen. »Welchem Schmerz? Für mich klingt es nach purem Vergnügen.«
    »Sie hat alles, was sie besitzt, bei der Auktion verloren. Das ist kein Vergnügen.«
    »Ich schätze, ihr reicher Mann ist mit ihr an irgendeinen exotischen Ort geflogen, und sie führt ein prächtiges Leben.« Ihre Stimme wird düster. »Ich muss so denken, um das tun zu können, Sara. Bitte, mach mir kein schlechtes Gewissen. Ich brauche das Geld, und wenn ich es nicht tun würde, täte es ein anderer Käufer.«
    Ich öffne den Mund, um Einwände zu erheben, gebe dann jedoch nach. Ella ist allein auf dieser Welt und hat keine Familie, abgesehen von einem alkoholkranken Vater, der die meiste Zeit seinen eigenen Namen nicht kennt, geschweige denn ihren. Ich weiß, sie hat das Gefühl, Geld für Notfälle zu brauchen. Ich kenne dieses Gefühl selbst nur allzu gut. Auch ich bin allein. Jedenfalls fast, aber darüber will ich in diesem Moment nicht nachdenken.
    »Es tut mir leid«, sage ich und meine es ernst. »Ich weiß, dass das ein Glücksfall für dich ist. Ich bin froh, wenn es klappt.«
    Ihre Mundwinkel ziehen sich leicht in die Höhe, und sie nickt, bevor sie sich erhebt. Ich stehe mit ihr auf und umarme sie. Sie lächelt, ihre Stimmung schlägt um, und prompt bringt sie, wie so oft, Sonnenschein in mein Leben. Ich liebe Ella wirklich.
    »David und ich freuen uns schon auf diese faszinierende Inspiration«, verkündet sie schelmisch. »Ich muss los.« Sie lacht und wedelt mit der Hand. »Genieße deine Nacht. Ich werde es auf jeden Fall.«
    Ich sinke in meinen Sessel zurück und beobachte, wie sich die Tür schließt.
    Ein Hämmern reißt mich unsanft aus seligem Schlaf. Ich richte mich im Bett auf, desorientiert und erst halb wach, und schaue nach, wie spät es ist. Sieben Uhr früh, und das an meinem ersten unterrichtsfreien Tag.
    »Wer zum Teufel schlägt da meine Tür ein?«, brumme ich, werfe die Decken von mir und schlüpfe in die pinkfarbenen, flauschigen Pantoffeln, die einer meiner Schüler mir letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt hat. Ich schnappe mir meinen pinkfarbenen Bademantel, der nicht so flauschig ist, auf dessen Rücken aber PINK geschrieben steht. Es klopft weiter.
    »Sara, ich bin es, Ella!«, höre ich, während ich durch das Wohnzimmer schlurfe. »Beeil dich! Mach schon!«
    Mein Herz flattert – nicht nur, weil Ella offensichtlich in Panik ist, sondern auch, weil sie im Gegensatz zu mir an ihren freien Tagen eigentlich nicht vor Mittag aufsteht. Sobald ich die Tür aufreiße, schlingt Ella die Arme um mich und verkündet: »Ich brenne durch!«
    »Du läufst weg?«, stoße ich hervor, trete zurück und zerre Ella in die Wohnung, hinaus aus der Kühle des frühen Morgens. Sie trägt noch immer ihre Kleider vom Abend zuvor. »Wovon redest du? Was ist los?«
    »David hat mir gestern Nacht einen Antrag gemacht«, ruft sie aufgeregt. »Ich kann es kaum glauben. Wir fliegen heute früh nach Paris.« Sie schaut auf ihre Armbanduhr und kreischt. »In zwei Stunden.«
    Sie drückt mir etwas in die Hand. »Da ist der Schlüssel zu meinem Appartement. Auf dem Küchentisch wirst du das Tagebuch finden und den Schlüssel zu dem Lagerraum. Wenn er nicht in zwei Wochen geräumt ist, muss man ihn mieten, oder die Sachen werden erneut bei der Auktion versteigert. Also nimm sie und verkauf den ganzen Kram. Der Erlös gehört dir. Oder lass es bleiben. So oder so, es spielt keine Rolle.« Sie grinst. »Ich brenne nach Paris durch, und dann machen wir in Italien Flitterwochen!«
    Mein Beschützerinstinkt erwacht. Ich will nicht, dass Ella verletzt wird, und ich habe sie nicht ein einziges Mal sagen hören, dass sie David liebt. »Du kennst diesen Mann erst seit drei Monaten, Liebes. Ich bin ihm nur ein einziges Mal begegnet.« Er ist passenderweise immer weggerufen worden, wenn wir uns kennenlernen sollten.
    »Ich liebe ihn, Sara«, sagt sie, als hätte sie meine Gedanken gelesen. »Und er ist gut zu mir. Das weißt du.«
    Nein, das weiß ich nicht, aber während ich noch nach den richtigen Worten suche, greift sie bereits nach der Türklinke.
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