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Suesser Als Blut

Suesser Als Blut

Titel: Suesser Als Blut
Autoren: Suzanne McLeod
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Zauber umwaberte ihn wie ein teuflischer grauer Nebel.
    »Sie hat die Schlüssel«, krächzte er.
    »Umso besser.«
    Toni atmete ruhig und stetig, als würde sie tief schlafen. Ihre weißen Shorts und das Top waren aus Leder, glatt und geschmeidig. Ich rutschte von ihr herunter und drehte sie auf die Seite. Eine ihrer Gesäßtaschen beulte sich, und ich zog die Schlüssel heraus: zwei zierliche kleine Silberschlüssel, beide mit Kristallen besetzt. Ich warf sie übermütig in die Luft und fing sie grinsend wieder auf.
    Dann ging ich zu Finn. Er hatte die Augen geschlossen. Ich legte die Hand an seine Wange; seine Haut fühlte sich heiß und feucht an. Er schlug die Augen auf, und ich lächelte ihm aufmunternd zu.
    »Hugh?«, flüsterte er.
    Ich blickte zum nächsten Plasmabildschirm hinauf. Rio hatte ihre Fänge in Hughs Hals geschlagen und schüttelte ihre
Beute wie ein tollwütiger Hund. Aber Hugh schien das nichts weiter auszumachen. Er hatte Rio mit seinen Bärenarmen umklammert und war dabei, ihre Rippen zu brechen. Offenbar behielt der Earl die Situation tatsächlich »im Auge«, da keiner der beiden die Oberhand zu gewinnen schien.
    »Er hält sich gut«, sagte ich. »Und du?«
    Finn schenkte mir ein müdes Zwinkern. »Amüsiere mich prächtig. Obwohl, ich muss zugeben, dein kleiner Stunt vorhin war bis jetzt das Beste.« Er begann zu husten.
    »Warte«, sagte ich und beugte mich über ihn. Die juwelenbesetzten Hand- und Fußschellen waren mit einer kurzen Silberkette verbunden. »Ich mache dich los.«
    »Noch nicht, Gen«, flüsterte er.
    Ich setzte mich ruckartig auf. »Wieso nicht?«
    »Die blöde Kuh hat nicht gemerkt …« Er holte pfeifend Luft, »dass die Handschellen den Zauber dämpfen.«
    »Schon kapiert«, sagte ich. Ich musste also zuerst den Zauber von ihm abziehen – denn das Letzte, was ich wollte, war, Rio einen magischen Boost zu verschaffen, der sowohl Hugh als auch Finn töten konnte.
    Ich riskierte einen zweiten Blick auf den Bildschirm. Hugh lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden, und Rio ließ einen Hagel von Faustschlägen auf seinen Schädel regnen. Ich presste die Lippen zusammen. Hoffentlich ließ die Konzentration des Earls jetzt nicht nach. Aber selbst wenn, ich konnte im Moment sowieso nichts tun.
    Jetzt kam erst mal der schwierigste Teil.
    Der Earl mochte ja der Ansicht sein, dass dies alles ein Kinderspiel für mich war, aber in Wahrheit kam es dem Versuch gleich, einen monströsen Kuchen mit einem Bissen zu verschlingen. Ich brauchte etwas, um die Riesenmahlzeit leichter hinunterzukriegen.
    Die Hauselfenmagie.
    Ja, damit könnte es klappen. Ich legte die Hand auf Finns
Schulter und zuckte zusammen, weil sich seine Haut heiß anfühlte – er brauchte weit dringender Trost, als ich, wie’s schien -, und machte die Augen zu. Ich holte tief Luft und beschwor Agathas runzeliges Nussgesicht, ihre Stimme, mit der sie sagte: Hauselfenmagie wirkt da, wo sie gebraucht wird .
    Orangerote Staubflöckchen tauchten vor meinem inneren Auge auf. Ich stellte mir meine Küche vor, die Salzschachtel, die in einem der Oberschränke stand. Ich begann die Schachtel mit den orangeroten Staubflocken zu bewerfen, wie mit Farbspritzern. Mit eiserner Konzentration ging ich zu Werke … komm schon … komm schon … es musste einfach klappen. Ich kaute auf meiner Unterlippe, mein Magen zog sich zusammen und dann … dann traf mich etwas am Oberschenkel.
    Ich riss die Augen auf.
    Das Salz war eingetroffen. Nur leider war die Schachtel aufgeplatzt, und ich saß in dem weißen Pulver. Aber das machte nichts. Immerhin war es mir gelungen, die Schachtel samt Inhalt herbeizurufen . Ich reckte triumphierend die Faust. Nummer eins geschafft.
    Blieben nur noch Nummer zwei und Nummer drei.
    Ich raffte eine kräftige Prise Salz zusammen und hielt sie Finn an den Mund. »Klappe auf«, befahl ich sanft, »das wird mir helfen, den Zauber von dir abzuwerfen.«
    Er streckte die Zunge raus, und ich streute das Salz darauf. Er schnitt eine Grimasse und zwang sich zu schlucken. Auch ich verzog das Gesicht und hoffte, dass er sich nicht übergeben musste. Ich wartete einen Moment, dann gab ich ihm noch eine Prise.
    Finns Arm streichelnd, rief ich das Nächste, was ich brauchte, zu mir. Die Lakritzspiralen trafen ohne ihren Behälter ein und regneten zu Tausenden, wie es schien, auf mich herab. Ich stopfte mir eine Handvoll in den Mund und kaute wie ein Hamster. Erleichtert spürte ich, wie sich der Zucker in meinem
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