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Sueße Verfuehrung an der Cote d'Azur

Sueße Verfuehrung an der Cote d'Azur

Titel: Sueße Verfuehrung an der Cote d'Azur
Autoren: Christina Hollis
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verwandtschaftlicher Beziehungen scheint nicht jedermanns Sache zu sein. Meine eigene Mutter hätte mich bei einer polizeilichen Gegenüberstellung wohl kaum unter Gleichaltrigen wiedererkannt.“
    Michelle war schockiert und vergaß sämtliche Höflichkeitsregeln. „Sie übertreiben. Jeder weiß doch, dass Sie aus einer guten Familie stammen.“
    Er wandte den Kopf und tat so, als betrachtete er die Hecke. „Ich habe trotz meiner Familie etwas in meinem Leben erreicht. Nicht mit ihrer Unterstützung.“
    War das der Grund, weshalb er seine Verwandten gefeuert hatte? Sie hätte ihn gern gefragt, traute sich aber nicht.
    „Das wusste ich nicht. Entschuldigen Sie. Wenn Ihre Mutter wirklich so schlimm war, dann …“
    „Verschwenden Sie kein Mitgefühl an mich“, unterbrach er sie. „Das könnte unangenehme Folgen haben.“ Er sah verärgert aus.
    Warum eigentlich? Sie legte den Kopf zur Seite. „Wie meinen Sie das?“
    „Wenn Sie mich weiter so anschauen, Michelle, kann ich Sie nicht davor bewahren, es herauszufinden.“
    Er musterte sie mit durchdringendem Blick. Ihr wurde kalt. Nicht nur, weil aus ihrem Haar das Wasser auf Schultern und Rücken tropfte. Es war sein Blick, der ihr Unbehagen verursachte. Bis auf den Grund ihrer Seele wollte er vordringen. So hatte sie noch kein Mensch angeschaut.
    Überhaupt war sie es nicht gewohnt, dass man ihr Aufmerksamkeit schenkte. Ihre Mutter hatte sie nur wahrgenommen, wenn sie etwas falsch machte oder versäumte. Wie damals, als sie einen Gesprächstermin nicht eingehalten hatte und Spicer und Co. dadurch ein Auftrag entging. In ihrer Verzweiflung darüber, dass ihre Mutter die preisgekrönte Kunstmappe zerstört hatte, war er ihr einfach entfallen.
    „Sie haben ein faszinierendes Gesicht, Michelle. Ich möchte es gern zeichnen“, sagte Alessandro plötzlich.
    In all den Jahren, die sie schon zeichnete, hatte sie nie den Mut gefunden, einen Menschen zu fragen, Modell für sie zu sitzen. Dabei hatte sie so oft das Bedürfnis verspürt. Immer war sie zu schüchtern gewesen. Viele verpasste Gelegenheiten gingen ihr nun durch den Kopf, und sie wünschte, sie wäre mutiger gewesen. Warum hatte sie es nicht so gemacht wie Alessandro?
    Aber sich zeichnen lassen?
    „Ich weiß nicht …“ Sie strich sich das nasse Haar aus dem Gesicht. „Mr Bartlett könnte den Eindruck gewinnen, ich arbeite nicht genug für mein Gehalt, wenn ich für Sie Modell sitze. Schließlich habe ich hier Aufgaben zu erfüllen.“
    Alessandro machte eine abwehrende Handbewegung. „Im Moment bin ich es, den Sie zufriedenstellen sollen. Schließlich bin ich der Gast Ihres Arbeitgebers. Terence will, dass ich mich hier wohlfühle und entspanne.“
    Sie zuckte die Schultern. „So gesehen, kann ich Ihnen die Bitte nicht abschlagen.“
    Er lächelte. „Ja“, sagte er gedankenverloren, „je besser ich Sie kennenlerne, desto deutlicher wird mir, dass Sie zu schade für diese Arbeit sind. Sie sollten verewigt werden. Und das werde ich tun. Warten Sie hier. Ich hole schnell meine Sachen.“
    Welche Wahl hatte sie?
    Er stemmte sich aus dem Wasser, bückte sich nach dem Handtuch, das er am Beckenrand abgeworfen hatte, und eilte zur Villa.
    Währendessen hatte Michelle Gelegenheit, ihn unbemerkt und in Ruhe zu betrachten, die vollendeten Proportionen seines Körpers, seinen geschmeidigen Gang, seine kraftvolle Ausstrahlung. Die Nähe dieses Mannes erregte sie. Wenn er nicht da war, besetzte er ihre Gedanken, und nachts raubte er ihr den Schlaf. Seit seiner Ankunft hatte sich ihr Leben vollkommen verändert.
    Kaum war er verschwunden, frischte der Wind auf. Das Wasser kräuselte sich, und sie fror. Sie ließ sich zurück ins Wasser gleiten. Obwohl sie wusste, dass ihr nach ein paar kräftigen Schwimmstößen wieder warm werden würde, ließ sie sich lieber treiben und träumte von Alessandro. Einerseits verkörperte er glaubhaft den erfolgreichen Unternehmer mit an Arroganz grenzendem Selbstbewusstsein. Andererseits sprachen seine schwarzbraunen Augen, die sie an bittere Schokolade erinnerten, oft eine andere Sprache und von einer Seite in ihm, die er gern versteckt hielt. Von diesem Alessandro fühlte sie sich angezogen, über ihn hätte sie gerne mehr gewusst, ihn wünschte sie zu verstehen.
    Nach einer Weile kam Alessandro zurück, nun bekleidet mit perfekt sitzenden Jeans und einem engen weißen T-Shirt. Das Skizzenbuch unter seinem Arm war in Leder gebunden. Außerdem trug er eine lange
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