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Sueß, naiv und intrigant

Sueß, naiv und intrigant

Titel: Sueß, naiv und intrigant
Autoren: Cecily von Ziegesar
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Callie musste lächeln. Easy konnte es wohl nicht ertragen, eine Weile ohne sie zu leben. Gut. So sollte es sein.
    Als sie sich gestern Abend ausgezogen hatte, hatte sie in ihrem Pullover ein Büschel Heu gefunden. Sie hatte es in ihre Schreibtischschublade gesteckt, damit sie sich jedes Mal, wenn sie die Schublade öffnete, an gestern Abend erinnern würde. Fast wünschte sie, sie hätte ein Tagebuch oder Sammelalbum, aber dann fand sie doch, dass es ein bisschen schräg war, so etwas einzukleben. Sie sah schon, wie ihre Mutter das Album durchblätterte und wissen wollte, warum sie ein Büschel Heu für die Nachwelt aufbewahrte.
    Callie warf einen Blick auf das Bett ihrer Mitbewohnerin und stellte fest, dass es leer war. Bettzeug und Decke lagen, zu einem großen Klumpen zusammengeknüllt, am Fußende. Wahrscheinlich war das Jennys Art, nach ihrer Auseinandersetzung gestern Abend »Du kannst mich mal« zu Callie zu sagen. Ha, putziger Versuch. Als ob es ihr was ausmachte, wenn Jenny das Zimmer so unordentlich zurückließ – sie selbst ließ es ja immer so unaufgeräumt zurück. Sie stelzte in die Dusche, entschlossen, keinen Gedanken mehr an ihre kleine selbstgerechte Mitbewohnerin zu verschwenden, die einfach noch lernen musste, Dinge gut sein zu lassen.
    Rasch schlüpfte sie in eine Stella-McCartney-Jeans und ihr neuestes Paar Stiefel – oberbequeme, aus schwarzem Wildleder gefertigte, pelzgefütterte Michael-Kors-Stiefel, die sie an die bevorstehenden Wintertage denken ließen, welche sie, an Easy gekuschelt, verbringen würde, ob mit oder ohne Schuhe. Sie eilte nach draußen und freute sich darauf, an Easys Arm in den Speisesaal zu schreiten und der ganzen Welt kundzutun, dass er wieder ihr gehörte.
    Ätsch, Miss Humphrey.
    Easy wartete auf den Stufen vor Dumbartons Eingang auf sie. Sie hielt inne, ehe sie die Tür öffnete und zu ihm trat. Durch die Glasscheibe betrachtete sie seinen Umriss, der sich gegen den leuchtend blauen Himmel und das bunte Laub der Bäume abhob. Sie hatte nie wirklich kapiert, was das ganze Getue um das Herbstlaub sollte. Aber jetzt bildeten die wunderbaren Farben einen perfekten Hintergrund für Easys Lockenkopf.
    Langsam öffnete sie die Tür und er drehte sich rasch zu ihr um. »Hey«, sagte sie ein wenig verlegen und trat hinaus ins Freie. Trotz des sonnig blauen Himmels war es eiskalt, und sie war froh, dass sie sich entschieden hatte, den cremefarbenen Marinemantel von Ralph Lauren anzuziehen. Sie spürte, wir ihr feuchtes Haar in der kalten Luft steif wurde.
    Easy sah noch verschlafen aus, aber unglaublich süß in seiner Jeans und der dunkelblauen Quilt-Weste. »Spaziergang? Ich hab Frühstück mitgebracht.« Sie bemerkte die zwei Pappbecher mit Kaffee, die auf den Stufen standen. Er schüttelte die Tüte in seiner Hand. »Bagels.«
    Callie versuchte, ihre Enttäuschung zu verbergen. Sie hatte sich doch so darauf gefreut, vor aller Augen an Easys Seite in den Speisesaal zu stolzieren und klarzumachen, wie die Dinge ab jetzt laufen würden. Andrerseits war es ja ziemlich süß von ihm, sie zu überraschen. Sie lächelte. »Was für’ne Sorte?«
    »Einen mit Zimt und Rosinen, frisch getoastet und mit Magerquark.« Seine Augen blitzten im Sonnenlicht auf. »Aber der ist für mich.«
    Callie schlug ihm neckisch auf die Brust und er hielt sie einen Moment mit seiner schwieligen Hand fest. Als er sie berührte, wurde ihr gleich wieder heiß. »Wo gehen wir hin?«, fragte sie mit belegter Stimme.
    Er nahm einen der Pappbecher und reichte ihn ihr. Der Kaffee dampfte noch. Dankbar legte sie die Hände um den warmen Becher, war sich aber der hellen Farbe ihres Mantels nur zu bewusst. Der Cremeton schien es geradezu herauszufordern, dass sie was verschüttete. »Vielleicht rauf an die Uferböschung?«, schlug er vor.
    Sie unterdrückte ein Stirnrunzeln. Da würde sie ja kein Mensch sehen! Aber... gut. Vielleicht wollte er das ja so. Sie gingen über den Rasen und unter ihren Schuhen knisterte das kalte bunte Laub.
    »Alle reden nur von dem Feuer«, sagte Easy.
    Callie warf ihm einen Seitenblick zu. »Na klar. Es gibt ja nicht alle Tage Partys außerhalb des Campus, bei denen’ne Scheune abbrennt.«
    Er nahm einen Schluck Kaffee. Als er die heiße Flüssigkeit schluckte, machte er einen lustigen kleinen Gluckser. Dann räusperte er sich und sah sie an und seine tiefblauen Augen wirkten besorgt. »Tja, leider scheinen viele anzunehmen, dass wir das verursacht haben.«
    »Was?!« Callie
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