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Sündige Sommernächte - Kent, A: Sündige Sommernächte

Sündige Sommernächte - Kent, A: Sündige Sommernächte

Titel: Sündige Sommernächte - Kent, A: Sündige Sommernächte
Autoren: Alison Kent
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den geringsten Zweifel. „Fürs Erste würde ich Cardin mal aus der Sache heraushalten. Das Gleiche gilt für Eddie und Delta. Wenn wir beide die Sache hier und jetzt aufklären können, muss niemand außer uns die Wahrheit erfahren.“
    „Du meinst, es bleibt unter uns?“
    Trey nickte und beschloss, erst zu entscheiden, was er tun würde, wenn er die ganze Geschichte kannte.
    Jeb atmete tief durch und fing an. „Ich war zu jung, um allzu viel über deinen Urgroßvater zu wissen, und kannte nur die Gerüchte, die man sich zuraunte. Damals sprach man über den sexuellen Appetit eines Mannes nicht am Abendbrottisch. Private Dingewurden überhaupt nicht offen besprochen. Mit neun Jahren wusste ich nicht, was Sex ist. Oh, natürlich wusste ich, dass männliche Tiere auf weibliche Tiere springen und weibliche Tiere Babytiere zur Welt bringen. Aber das war auch schon alles.“
    Trey fing an, sich ein wenig unbehaglich zu fühlen, aber jetzt musste er sich alles bis zu Ende anhören. „Mein Urgroßvater war also ein echter Schwerenöter. Ich habe zwar nicht besonders gut aufgepasst im Geschichtsunterricht, aber selbst ich weiß, dass das neunzehnhundertneununddreißig nicht mehr gegen das Gesetz verstieß.“
    „Du hast vollkommen recht. Schwerenöter kamen nicht hinter Gitter, aber sie wurden für ihre Potenz und ihre Eroberungen auch nicht bewundert. Zumindest nicht in anständigen Kreisen.“
    Zuerst war Treys Urgroßvater ein Schwerenöter, nun passte er auch nicht mehr in die anständige Gesellschaft. Falls Jeb vorhatte, den Ruf eines toten Mannes zu ruinieren, war er bei Trey an den Falschen geraten. „Als Nächstes wirst du mir erzählen, wen er alles geschwängert und sitzen gelassen hat und wen angeblich vergewaltigt.“
    „Nein, keine Sorge“, beschwichtigte Jeb ihn. „Wie ich schon sagte, ich war erst neun Jahre alt. Mir wären solche Gerüchte nicht zu Ohren gekommen. Aberals ich eines Tages aus der Schule nach Hause kam und ihn zusammen mit meiner Mutter im Bett überraschte – sie unter ihm, schreiend und stöhnend –, wollte ich ihn umbringen, wegen der Schmerzen, die er ihr zufügte.“
    Jetzt wartete Trey mit angehaltenem Atem darauf, dass Jeb fortfuhr.
    „Wenn man neun Jahre alt ist, hört man die Leute über den Tod reden, dass man in den Himmel kommt und seinem Schöpfer gegenübertritt. Aber es erklärt einem keiner, was der Tod genau bedeutet. Es ist nur ein Wort, und du weißt nur, dass jemand, der tot ist, nicht mehr da ist.“
    „Du hast ihn also umgebracht“, sagte Trey. „Du hast ihn mit deiner Mutter im Bett erwischt, und deswegen hast du ihn getötet.“
    „Ja, das habe ich“, gestand Jeb mit ernster Miene. „Ich rannte aus dem Haus auf die Veranda und schnappte mir eins von den Kanthölzern, die dort gestapelt waren, weil mein Pa das Geländer reparieren wollte. Es war ein kurzes Stück Holz, aber lang genug, um damit ordentlich auszuholen. Und bei den Kids war ich für meinen harten Schlag beim Baseball bekannt.“
    Trey wurde übel, und er richtete den Blick nach vorn. Es war schwer, sich das anzuhören, aber eskonnte auch nicht leicht sein, die Geschichte zu erzählen. Die Vorstellung von einem neunjährigen Jungen, der mit einem Kantholz auf einen erwachsenen Mann losging, war unheimlich.
    „Vermutlich hatten sie mich nicht hereinkommen hören, dafür allerdings, wie ich aus dem Zimmer rannte, denn Emmett kam auf die Veranda hinaus und war dabei, sich sein Hemd wieder anzuziehen. Ich trat hinter ihn und holte aus wie auf dem Baseballplatz. Er fiel. Wahrscheinlich war er schon nach dem ersten Schlag tot, aber ich lief die Verandastufen herunter und schlug immer wieder zu.“
    „Wo war deine Mutter die ganze Zeit?“, wollte Trey wissen.
    „Sie kam schreiend heraus. Ich ließ das Kantholz fallen und rannte weg, um mich im Wald zu verstecken, von wo aus ich sie beobachten konnte. Sie saß in all dem Staub und Blut, im Schoß das Kantholz, und weinte, wie ich noch nie jemanden habe weinen sehen. Irgendwann muss ich eingeschlafen sein – ich hatte mich in einem verrotteten Baumstamm zusammengerollt –, denn als ich wieder aufwachte, stand ein ganzer Haufen Männer vor unserer Veranda. Meine Mutter war nirgends zu sehen. Und wir sahen sie auch nie wieder.“
    Trey hatte keine Ahnung, was in Cardins Urgroßmuttervorgegangen war. „Sie ist einfach verschwunden?“
    „Ja, im Auto deines Urgroßvaters. Einen Tag später fand man den Wagen auf der Straße nach Nashville.
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