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Suche Traumprinz, biete Sandburg

Suche Traumprinz, biete Sandburg

Titel: Suche Traumprinz, biete Sandburg
Autoren: Brinx/Kömmerling
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herum, als wären Bonbons drin. Meike griff hinein, förderte einen Zettel zutage, entfaltete ihn und las vor, was draufstand. »Marvin .«
    »Congratulations, Meike. Marvin is your new English pen pal!«, tirilierte Frau Sonnenschein und erklärte uns das Projekt, während sie mit der Schachtel durch die Reihen lief. Jeder von uns sollte einen Schüler aus der Deutschklasse von Mr Garner ziehen und sich mit ihm hin- und hermailen. Wir auf Englisch, die auf Deutsch. Alles, was uns einfällt, sollten wir schreiben, über uns, unser Leben, unser Land. »It’s a way of improving your English and finding out more about the country and its people. Isn’t that great?«
    Alexandra neben mir nickte wie ein Wackeldackel auf Schotterstrecke und wartete mit leuchtenden Augen darauf, dass sie endlich an die Reihe kam. »Nur kein Junge!«, betete sie. »Nur kein Junge!«
    Wenn jemand ein Streber ist, dann Alexandra. Vielleicht liegt das daran, dass der Schneemann sie gezeugt hat. Schneemann heißt eigentlich Dr. Schneider und ist unser Rektor. Wir nennen ihn Schneemann, weil er der größte Schuppenproduzent des Landes, wenn nicht gar der ganzen Welt ist. Leise rieselt der Schnee.
    Alexandra und ich sind schon zusammen im Kindergarten gewesen. Sie hat es geschafft, seitdem immer gleich auszusehen. Aschfahler Pferdeschwanz, Pony und die abgetragenen Faltenröcke von ihren zwei Schwestern, ebenfalls Streberinnen mit Pferdeschwänzen, die vollkommen übermotiviert beim Gehen hin und her schaukeln. Mit Jungs hat Alexandra nichts am Hut, »stehen einem nur im Weg rum«, und umgekehrt ist das noch weniger der Fall.
    »Robin.« Alexandra zog zuerst ein Gesicht, als hätte sie eine Familienpackung saure Stäbchen im Mund, machte sich dann aber trotzdem schon gleich Stichpunkte, was sie ihrem neuen Mailfreund schreiben würde. Auf Englisch!
    Ich entfaltete langsam meinen Zettel. Wie ich mich und mein Glück kannte, würde ich den größten Klassentrottel ziehen. Mein Bedarf an Engländern war eh fürs Erste gedeckt, nachdem eine englische Reisegruppe in unser Hotel auf Formentera eingefallen war. Die Engländer hatten es geschafft, noch mehr zu saufen als die Typen vom Düsseldorfer Kegelverein, die sonst immer da waren.
    Justin. Ich hatte Justin.
     
    »Was hast du denn gegen die Engländer? Die sind doch nett!«, sagt meine Mutter mit ihrer rauchigen Stimme, eine Nachwehe aus dem Urlaub, wo sie sich hektisch eine nach der anderen angesteckt hatte, weil sie ja schließlich bald nicht mehr durfte. »Also ich hab mich ja selten so amüsiert wie dieses Jahr und mit diesem Steve hab ich schon ausgemacht, dass wir uns nächstes Jahr wieder …«
    »Nächstes Jahr fahren wir nach Italien. Schon vergessen?«
    »Natürlich, Häschen! War doch nur Spaß«, erklärt meine Mutter schnell und verduftet lieber.
    Meine Eltern haben noch mehr Bier getrunken als die Engländer, die wiederum mehr getrunken haben als die Düsseldorfer. Kein Wunder, diese Verbrüderung. Bierbrüder.
    Ich starte einen neuen Anlauf.
     
    Hello, Justin!
     
    Zurück, zurück, zurück. Hallo, Justin! Langweiliger geht es ja wohl nicht. Ich schaue genervt aus dem Fenster. Im Garten gegenüber ist Frida voll im Batikwahn, federt zwischen unzähligen Eimern hin und her, schüttet Farbe rein, verknotet weiße, unschuldige T-Shirts, Tücher, Bettlaken und versenkt sie darin, holt andere wieder raus, entknotet sie, schreit begeistert auf über das Ergebnis und hängt die Sachen zum Trocknen auf die Leine. Dabei hat sie quasi nichts an außer einem winzig kleinen Bikini und singt laut zu dem mit, was aus dem MP3-Player in ihre Ohren dröhnt. Frida hat es gut. Die geht in die Parallelklasse und hat einen öden Englischlehrer, der nur Unterricht nach Plan macht und sich nicht so einen übermotivierten Blödsinn ausdenkt.
    Frida ist meine beste Freundin. Wir kennen uns schon immer. Sie mich zumindest. Ich bin zwei Tage älter. Diese ersten zwei Tage musste ich ohne sie auf der Welt verbringen. Auch wenn ich mich nicht so genau daran erinnern kann, waren diese Tage bestimmt ganz und gar unerträglich. Dann kam Frida und ab da ging es rund, denn wenn Frida kommt, geht es immer rund.
    »Zwei Wochen lang haben die mich durch stinkige Museen und mit Weihrauch verseuchte Kirchen gehetzt.« Frida ist in der Nacht aus dem Urlaub zurückgekommen und am Morgen wie immer zu spät in der Schule gewesen, sodass ich erst in der großen Pause mit ihr quatschen konnte. »Zwei Wochen. Jeden
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