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Suchanek, Andreas - Heliosphere 2265 - Band 3: Enthüllungen

Suchanek, Andreas - Heliosphere 2265 - Band 3: Enthüllungen

Titel: Suchanek, Andreas - Heliosphere 2265 - Band 3: Enthüllungen
Autoren: Andreas Suchanek
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sich, wenn auch etwas widerwillig, in den Konturensessel sinken. Mit zittrigen Fingern legte er eine kleine Ampulle auf den Schreibtisch.
    "Das ist es also?"
    Der Wissenschaftler bejahte. "Wie abgesprochen habe ich es zurückgehalten."
    Er nahm die Ampulle auf, in der eine schwarze Flüssigkeit schwappte. "Damit kann man also die Parlidenrüstung auflösen und den darin gefangenen Menschen befreien? Sie sind ein Genie, daran besteht kein Zweifel."
    In untypisch zurückhaltender Weise wehrte von Ardenne das Kompliment ab. "Genau genommen befand sich das Mittel die gesamte Zeit vor unserer Nase.
    Es hat sich herausgestellt, dass diese Naniten auf der Parlidenrüstung klebten, die Captain Cross aus dem Elnath-System mitbrachte. Scheinbar hat dieses ominöse Artefakt versucht, die gefangenen Menschen von der Sklavenrüstung zu befreien. Wir glauben, dass die Rüstungen an Bord jenes Schiffes, auf das die HYPERION im Orbit traf, ihre Träger töteten, als dieses Lösungsmittel aktiv wurde."
    "Würde man den Stasetank, der sich auf der CAVE-Forschungsstation befindet also abschalten, würde sich die Rüstung auflösen?"
    Von Ardenne bejahte. "Wenn wir den neuralen Interface-Chip mit einem gerichteten EMP deaktivieren, kann die Rüstung ihren Träger nicht mehr töten.
    Normalerweise würde er dann ersticken. Doch wenn gleichzeitig die Naniten aktiv werden, wird die Sklavenrüstung zersetzt."
    "Und der gefangene Mensch ist befreit. Das sind ausgezeichnete Neuigkeiten, die zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht bekannt werden dürfen."
    "Das ist mir klar. Es würde Ihre Pläne zerstören."
    "Mitnichten", entgegnete er dem Wissenschaftler. "Michalew kann nicht mehr zurück. Er hat sein Schicksal besiegelt."
    Von Ardenne wurde bleich. "Es beginnt? Wann?"
    "Oh, mein lieber Doktor, der Admiral hat vor wenigen Minuten den großen roten Knopf gedrückt."
    Der Wissenschaftler schwieg. Als er die Tragweite dieses Satzes begriff, sprang er auf. "Dann sollte ich schnellstmöglich zurückkehren. Das Reisen ist bald nicht mehr sicher."
    "Tun Sie das."
    Von Ardenne schaute ihn noch kurz an, nickte abgehakt und verließ den Raum.
     
    Bereits zwanzig Minuten später unterbrachen die Nachrichtenkanäle ihr Programm für eine Sondersendung. Eine Bombe hatte den Flugwagen von Trevor Holden, dem Finanzminister, zerfetzt. Die Überreste des Ministers, seines Sekretärs und der Leibwache verteilten sich innerhalb von Sekunden in einer dunklen Wolke über Paris.
    Admiral Björn Sjöberg erhob sich und lachte schallend, während er den Ton des Nachrichten-Feeds deaktivierte. Ein klassisches Musikstück war der Würde des Moments eher angemessen. Zu den Klängen von Beethovens 9. Symphonie griff er nach einer Flasche achtzig Jahre alten Whiskeys, brach das Etikett und goss sich zwei Fingerbreit der bernsteinfarbenen Flüssigkeit in ein Whiskeyglas.
    All die Jahre hatten also tatsächlich etwas gebracht. Es hatte Zeiten gegeben, in denen er an sich selbst gezweifelt hatte - nicht viele natürlich. Es hatte ihn viel Mühe gekostet, die Maske des aufrechten Admirals zu geben. Gerade gegenüber Santana Pendergast hätte er sich ein ums andere Mal beinahe verraten. Doch sein kontinuierliches Vorgehen gegen Vetternwirtschaft und Klüngelei, gegen die Hardliner von Michalew, hatte sich ausgezahlt.
    Während er auf der einen Seite geheimes Material an einen Erzfeind, den er selbst erschaffen hatte, weiterleitete, hatte er auf der anderen gegen ihn gekämpft. Die Öffentlichkeit sah in ihm den pflichtbewussten Admiral, den loyalen Offizier, den Verfechter der Demokratie. Wenn die Sache mit den Parliden, und im speziellen seiner Frau, bekannt wurde, würde er noch einmal Sympathie hinzugewinnen.
    Juri Michalew hatte nie begriffen, dass man nur gewinnen konnte, wenn man aus dem Hintergrund agierte. Die Galionsfiguren trugen das Fadenkreuz auf der Stirn, die Puppenspieler strichen den Gewinn ein. Alles, was man tun musste, war dem Feind etwas zu geben, worauf er sein Augenmerk richten konnte. Und schon blicken sie alle in die falsche Richtung .
    In Gedanken überflog er die vielen Stationen, an denen er den Weg Michalews beeinflusst hatte, um ihn zu dem zu machen, was er heute war. Und natürlich das HYPERION-Projekt, sein Meisterstück. Er würde seinen Leuten noch einmal einschärfen müssen, den guten Juri nicht zu liquidieren. Dieses Vergnügen wollte er selbst genießen. Er wollte in die Augen von Juri Michalew blicken, wenn dieser begriff, dass er nicht
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