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Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah

Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah

Titel: Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah
Autoren: Richelle Mead
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»Abgemacht.«

Kapitel 26
     
    »Warum so deprimiert, Kincaid?«
    Ich sah vom Computer am Info-Schalter auf. Doug beugte sich lässig über den Rand der Theke. »Bin ich das?«
    »Aber ja. Du hast den traurigsten Ausdruck im Gesicht, den ich je gesehen habe. Er bricht mir das Herz.«
    »Oh. Tut mir leid. Bin vermutlich bloß müde.«
    »Na, dann verschwinde mal! Deine Schicht ist vorbei.«
    Ich warf einen Blick hinab auf die Zeitanzeige des Computers. Sieben Minuten nach fünf. »Schätze, ja.«
    Er sah mich von der Seite an, als ich lustlos aufstand und hinter dem Schalter hervorkam. »Du bist ganz bestimmt in Ordnung?«
    »Ja. Wie gesagt, einfach nur müde. Bis dann mal.«
    Ich wollte davon. »Oh, he, Kincaid.«
    »Ja?«
    »Du bist doch mit Mortensen befreundet, nicht wahr?«
    »In gewisser Hinsicht«, gab ich vorsichtig zu.
    »Weißt du, was mit ihm los ist? Er war eigentlich fast jeden Tag hier, und jetzt hat er sich schon die ganze Woche nicht blicken lassen. Paige flippt deshalb fast aus. Sie glaubt, wir hätten ihn irgendwie beleidigt.«
    »Ich weiß es nicht. So befreundet sind wir nicht. Tut mir leid.« Ich zuckte mit den Schultern. »Vielleicht ist er krank. Oder nicht in der Stadt.«
    »Vielleicht.«
    Ich verließ das Geschäft und trat hinaus in den dunklen Herbstabend. Am Freitag fielen die Leute scharenweise in Queen Anne ein, angezogen von den Aktivitäten und dem Nachtleben des Stadtteils. Ich beachtete sie nicht weiter, war verloren in den eigenen Gedanken. Ich ging zu meinem Wagen hinüber, der einen Block entfernt geparkt war. Sofort trat irgendein Typ in einem roten Honda auf die Bremse und setzte den Blinker, da er begriffen hatte, dass mein Parkplatz frei würde.
    »Du bist dazu bereit?«, fragte Carter, nachdem er sich auf dem Beifahrersitz materialisiert hatte.
    Ich legte den Gurt um. »So bereit, wie ich je sein werde.«
    Wir fuhren schweigend ins Universitätsviertel, wobei mir Hunderte von Fragen durch den Kopf schwirrten. Seit er Seth vergangene Woche aus meinem Apartment mitgenommen hatte, hatte der Engel mir gesagt, ich solle unbesorgt sein. Er würde sich darum kümmern, dass der Schriftsteller sich wieder erholte. Ich machte mir natürlich trotzdem Sorgen, sowohl um Seth als auch um den Handel, den ich mit Jerome abgeschlossen hatte. Ich war dabei, die größte Quelle von Chaos und Versuchung in Seattle zu werden; selbst Hughs schwindelerregend hoher Rekord würde nicht mehr so gut aussehen … äh, so schlecht. Ich wäre mehr als die Sklavin, die ich, Helenas Behauptung zufolge, sowieso schon war. Allein der Gedanke machte mich ganz krank.
    »Ich werde bei dir sein«, sagte Carter beruhigend, als wir uns später Seths Tür näherten. Der Engel flackerte kurz, und ich begriff, dass er für sterbliche Augen unsichtbar geworden war, nicht jedoch für die meinen.
    »Was weiß er?«
    »Nicht viel. Er war in den letzten Tagen immer länger wach, und ich habe ihm ein wenig erzählt, aber eigentlich … ich glaube, er hat auf dich gewartet.«
    Ich nickte seufzend und starrte die Tür an. Plötzlich fühlte ich mich außerstande, mich zu rühren.
    »Du kannst das«, sagte Carter sanft.
    Wiederum nickend drehte ich den Türknauf und trat ein. Seths Apartment sah noch ziemlich so aus wie damals, als ich zuletzt hier gewesen war, die Küche nach wie vor hell und fröhlich, das Wohnzimmer gesäumt von Kisten mit unausgepackten Büchern. Leise Musik ertönte aus dem Schlafzimmer. Ich hielt es für U2, erkannte den Song jedoch nicht. Ich ging auf die Töne zu, erreichte Seths Schlafraum und hielt auf der Schwelle inne, da ich Angst hatte, sie zu überqueren.
    Er lag halb aufgerichtet im Bett, gestützt von Kissen. In den Händen hielt er The Green Fairy Book, und es sah so aus, als wäre er etwa zu einem Drittel durch. Als ich herantrat, schaute er auf, und ich sackte fast vor Erleichterung zusammen, weil er so viel besser aussah. Die Farbe war zurückgekehrt, die Augen glänzten hell und munter. Nur dieser Bart wirkt zerzaust und ungekämmt. Wahrscheinlich hatte er sich eine Woche lang nicht rasiert. Das beantwortete meine Frage, ob Seth den dünnen, gepflegten Bart absichtlich stehen ließ.
    Er streckte die Hand nach einem Nachttisch aus und schaltete die Musik ab. »Hallo!«
    »Hallo.«
    Ich tat ein paar weitere Schritte ins Zimmer und hatte Angst, noch näher zu kommen. »Möchtest du dich hinsetzen?«, fragte er.
    »Gern.« Cadys und O’Neills Gesichter musterten mich von der Anschlagtafel
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