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Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Titel: Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste
Autoren: Christoph Hardebusch
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Jaquento kaum erkennen, da er einen breiten Schal vor dem Mund trug. Sein Haar hing ihm strähnig in die Stirn, und das bisschen Haut, das noch freilag, war blässlich und wächsern.
    »Das Salz ruiniert meine Kehle vollends«, erklärte er eben, »und dem ist nicht einmal die Macht der Vigoris gewachsen.«
    Roxane bedachte den Mann mit einem höflichen Nicken, doch Jaquento konnte die Ungeduld in ihrem Blick sehen. Er räusperte sich, um die beiden auf sich aufmerksam zu machen.
    »Der Käpt’n ließ mich rufen?«, erkundigte er sich mit einem Anflug von Spott, als er die Treppe hinaufstieg, die zum Achterkastell führte.
    Als Roxane sich ihm zuwandte, fügte er rasch noch ein »Thay« an. Idiot, schalt er sich selbst. Ich sollte wohl besser alles vermeiden, was ihre Lage vor ihren Leuten noch schwieriger macht, als sie es ohnehin schon ist.
    Nur einen Augenblick lang konnte er Ärger in Roxanes Zügen lesen, dann glättete sich ihr Gesicht wieder, und sie nickte ihm zu.
    »Ja. Ich möchte unser weiteres Vorgehen besprechen. Ich habe gerade mit Maestre Groferton über unseren Kurs nachgedacht und wüsste gern Ihre Meinung dazu.«
    »Die Meinung eines einfachen Seemanns?« Jaquento konnte sich die Frage nicht verkneifen.
    Roxane hob die Augenbrauen und hätte ihm sicher eine scharfe Erwiderung gegeben, hätte Groferton nicht laut gestöhnt,
die Hände an die Schläfen gehoben und die Augen geschlossen.
    »Werter einfacher Seemann«, erklärte der Maestre seufzend. »Können wir den Part, in dem Sie Anspielungen auf Ihre eigene fragwürdige Stellung innerhalb der Königlichen Marine von Thaynric machen, nicht einfach überspringen? Derlei Geplänkel ermüdet mich und raubt mir Lebenszeit, die, so möchte ich anmerken, kostbar ist, da mir wohl nicht mehr viel davon verbleibt.«
    Sowohl Roxane als auch Jaquento schwiegen verblüfft. Es war zwar nicht unüblich für Groferton, sich zu beschweren, so aus der Haut zu fahren hingegen schon.
    Der Hiscadi spürte, wie Zorn in ihm aufstieg. Zorn darüber, dass er sich in dieser albernen Rolle befand, dass seine Anwesenheit Roxane Ärger bereitete, dass ein Hypochonder wie Groferton sich über ihn lustig machen konnte. Doch dann verrauchte seine Wut so plötzlich, wie sie gekommen war. Die Worte des Maestre hatten ihn getroffen, weil sie wahr waren; seine Angriffe gegen die Marine liefen ins Leere, waren nichts als Spiegelfechterei.
    Er neigte den Kopf. »Ja, lassen wir das. Ihr habt Recht, Coenrad«, sagte er.
    Auf dem Gesicht der jungen Kapitänin zeichnete sich Erleichterung ab, während Groferton aussah, als könne er das eben Gehörte noch nicht fassen.
    »Der Maestre teilte mir gerade mit, dass er denkt, dass die Todsünde noch immer voraus ist. Oder zumindest die Ladung, falls sie das Schiff gewechselt hat«, erklärte Roxane und nahm der Situation damit endgültig die Schärfe.
    Groferton nickte bestätigend mit dem Kopf, hob aber warnend den Finger: »Die Eindrücke sind allerdings schwach, Thay. Ich kann mich unmöglich zu hundert Prozent festlegen. Dafür ist die Entfernung einfach zu groß.«

    »Notiert.« Roxanes Blick folgte dem Verlauf der Küste, an der sie entlangsegelten.
    »Das würde bedeuten, dass sich unsere Beute nach wie vor in Landnähe aufhält, nicht wahr?«, warf Jaquento ein.
    Die Kapitänin griff in die Tasche ihres schweren, gewachsten Mantels und holte eine zusammengerollte Karte hervor, die sie vorsichtig auf dem Geländer ausbreitete. Ihr rechter Zeigefinger tippte auf einen Punkt auf der Karte, während sie das Pergament mit dem Handballen offen hielt.
    »Ich schätze, dass die Todsünde sich in diesem Bereich befindet. Sie würde bei den momentanen Windverhältnissen gute Fahrt machen, sofern sie unversehrt wäre, doch so gut können sie sie nicht überholt haben. Wir nähern uns ihr vermutlich, aber nicht schnell genug.
    Hier, hier und hier gibt es größere Häfen, die das Ziel sein könnten. Dazu eine ganze Reihe kleinerer Fischerdörfer, Buchten und dergleichen, die zur Löschung der Fracht geeignet wären. Der Admiral hat zugesagt, die Ostflotte zu verständigen, aber ich bezweifle, dass uns das wirklich helfen wird. Ich sehe nicht, wie uns die Flotte schnell genug erreichen könnte, selbst wenn wir wüssten, wo die Todsünde anlanden wird.«
    Sie alle drei starrten auf die Karte, als würde ihnen die Zeichnung verraten, wohin ihr Zielobjekt floh.
    Jaquento runzelte die Stirn. »Warum steuern sie gerade diese Gegend an? Was ist das?«
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