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Sturmkönige 01 - Dschinnland

Sturmkönige 01 - Dschinnland

Titel: Sturmkönige 01 - Dschinnland
Autoren: Kai Meyer
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weniger Augenblicke loderten mannshohe Flammen empor. Ihr Schein riss einen breiten Abschnitt der Straße aus der Nacht und erleuchtete die Mauer bis hinauf zu den Zinnen.
    Das helle Wegstück lag genau vor ihm, noch fünfzig, sechzig Meter entfernt. Es gab keine Möglichkeit, es zu umfliegen. Er musste notgedrungen mitten hindurch, wenn er nicht vom vorgezeichneten Weg des Rennens abweichen und damit sein Ausscheiden in Kauf nehmen wollte.
    Der Pfeilhagel verebbte. Er wusste, weshalb. Sie warteten darauf, ihn deutlicher sehen zu können. Es gab nichts, das er dagegen tun konnte.
    Um den Winkel für sie noch ungünstiger zu machen, lenkte er den Teppich näher an die Mauer heran, bis der Fransenrand im Vorbeiflug fast den Lehmputz streifte. Zugleich zog er ein Stück nach oben, um den Flammen zu entgehen, die sich jetzt rasend schnell ausbreiteten. Sie sprangen von einem Stand zum nächsten über und würden in Kürze die halbe Mauer an dieser Seite des Palastes erleuchten. Für alle, die Tarik folgten, sah es schlecht aus.
    Nur einmal, bevor er den Lichtkreis der Feuer erreichte, blickte er nach hinten und sah noch immer niemanden, der ihm folgte. Der Sturz hatte Junis endgültig aus dem Rennen geworfen.
    Rasch wandte er sich wieder nach vorn. Starrte verbissen in die heranrasende Helligkeit. Oben auf den Zinnen blitzten Eisen und Stahl. Unverständliche Rufe ertönten. In den Schneisen zwischen den Häusern auf der gegenüberliegenden Straßenseite bewegten sich Schemen im äußeren Schein der Feuer.
    Noch zehn Meter.
    Fünf.
    Der Feuerschein erfasste Tarik. Er raste in eine Wand aus Hitze und Rauch, in den Lärm der prasselnden Flammen, in einen Schauer aus Pfeilen. Einer schlug neben ihm in den Teppich, bohrte sich durch das Gewebe und blieb stecken. Ein Hitzestoß fuhr durch Tariks Arm, als das Muster den Schmerz an ihn weitergab und ihn wutentbrannt aufstöhnen ließ. Er konnte nicht noch näher an die Mauer heran, ohne eine Kollision zu riskieren; eine Gefahr, die ständig wuchs, erst recht, wenn der Teppich durch weitere Treffer vom Kurs abgebracht würde und ins Schlingern geriet. Von oben musste das dunkle Rechteck vor den Flammen deutlich auszumachen sein.
    Er biss die Zähne zusammen und gab dem Teppich Befehl, stur geradeaus zu fliegen, komme was wolle. Wie weit war es noch bis zum Ende der Mauer? Solange er selbst sich in dem flammenhellen Bereich aufhielt, konnte er nicht erkennen, was jenseits davon im Dunkeln lag.
    Eine Lanze schnitt unmittelbar vor ihm durch den Rauch und verschwand im Feuer. Erneut schrie ein wildes Elfenbeinpferd, sicher nicht dasselbe wie vorhin; sie fürchteten Flammen noch mehr als ihre Artgenossen aus Fleisch und Blut. Aus dem Augenwinkel sah er es schemenhaft zwischen den Dächern aufsteigen und in Panik davonfliegen.
    Es grenzte an ein Wunder, dass Tarik noch immer nicht getroffen worden war. Vielleicht waren die Soldaten dort oben sparsam mit ihren Pfeilen, solange nur ein einzelner Teppichreiter durch ihr Schussfeld raste. Bald, wenn der Pulk der übrigen Teilnehmer die Palastpassage erreichte, würden sie leichtere Opfer finden, um ihre Hauptleute zu beeindrucken.
    Vor ihm endeten die Feuer, wo eine breite Lücke zwischen den Händlerständen klaffte. Der Boden wurde dort uneben, gleich darauf felsig, als wäre der Stein an der Palastmauer emporgewuchert. Von hier aus war es nicht mehr weit bis zum Ende der Mauer. Dann führte die Route zurück ins Labyrinth der Gassen. Der Rest der Strecke würde ein Kinderspiel sein.
    Tarik hielt sich weiterhin nah an der Mauer, musste aber höher aufsteigen, um den Felshöckern am Boden auszuweichen. Er wagte einen Blick zurück, wo Flammen und Rauch allmählich eine Wand bildeten, die gewiss auch den Soldaten auf den Zinnen zu schaffen machte. Möglich, dass sie sich mit dem Feuer die eigene Sicht auf die nachfolgenden Teppichreiter geraubt hatten. Gut für die anderen. Nicht so erfreulich für Tarik.
    Er atmete tief durch, um den Qualm aus seinen Lungen zu pressen, schaute wieder nach vorn – und sah im selben Augenblick die Bewegung vor ihm auf den Felsen, unmittelbar am Fuß der Mauer. Zu spät, um auszuweichen. Zu spät für einen Ruf, eine Warnung, sogar für einen Fluch.
    Eine schlanke Gestalt, direkt vor ihm. Sie hatte sich aus dem Schatten der Mauer gelöst, aus einer Öffnung oder einem Spalt, richtete sich jetzt aus der Hocke auf – und blieb stehen wie versteinert.
    Der Teppich erwischte sie am Arm, riss sie herum und
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