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Sturmflut: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)

Sturmflut: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)

Titel: Sturmflut: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)
Autoren: Kerstin Wassermann
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schummriges Halbdunkel. Außer durch das Fenster, durch das sie hereingekommen waren, fiel nur durch ein paar Schlitze zwischen den Brettern vor den anderen Fenstern ein bisschen Licht.
    Der Raum, in den sie eingestiegen waren, schien früher ein Wohnzimmer gewesen zu sein. Ein großer offener Kamin zierte die eine Wand. Der Boden war mit feinem Sand bedeckt, den der Wind im Lauf der letzten Jahre durch die Ritzen ins Haus geweht hatte. Die Wände des Hauses hielten zwar den größten Teil des Sturms ab, aber das Geräusch der Wellen drang fast unvermindert laut durch die scheibenlosen Fenster.
    »Ich denke, wenn Carolin hier ist, muss es frische Spuren im Sand geben«, meinte Suna. »Lass uns an der Haustür nachsehen.«
    »Gute Idee.« Daniel nickte und versuchte sich zu orientieren. »Es muss da vorn rechts sein«, meinte er dann.
    Suna nahm ihre Taschenlampe aus ihrer Umhängetasche und schaltete sie ein, bevor sie durch die Tür in einen langen Flur ging, der bis zur Eingangstür führte. Hier war es fast stockdunkel.
    Suna leuchtete auf den Boden. Die Spuren an der Haustür waren kaum zu übersehen. Halbrunde Schleifspuren der Tür mischten sich mit zahlreichen Fußabdrücken.
    »Na, hier war ja ganz schön was los«, bemerkte Daniel. »Die meisten Spuren sind wahrscheinlich von diesem Foto-Shooting.«
    Suna fluchte leise. »Verdammt, daran habe ich gar nicht mehr gedacht.« Sie leuchtete die Fußabdrücke noch einmal an. »Aber am besten müsste man doch die erkennen, die am neuesten sind«, sagte sie nach kurzem Nachdenken. »Die da zum Beispiel.« Sie wies auf die Spuren relativ großer Schuhe mit grobem Profil, die in beide Richtungen verliefen und die anderen Abdrücke teilweise verwischt hatten. Gefolgt von Daniel ging sie ihnen nach.
    Sie führten in einen Raum, der etwas kleiner war als das Wohnzimmer. Er schien als Küche genutzt worden zu sein. An den Wänden sah man noch deutlich, wo früher einmal die Küchenmöbel gestanden hatten.
    »Da!«, schrie Suna aufgeregt und leuchtete auf eine Klappe mit Griff im Boden. »Das muss es sein. Da drunter ist bestimmt so eine Art Vorratsraum.« Sie lief zu der Klappe und begann, am Griff zu zerren. »Carolin, bist du da unten?«, rief sie aufgeregt.
    Trotz des Rauschens der Nordsee konnten die beiden deutlich die gedämpfte Stimme hören, die ihnen antwortete.
    Daniel kniete sich neben Suna und schob sie sanft zur Seite. Mit beiden Händen packte er den Griff, drehte ihn und wuchtete die schwere Falltür nach oben. Feuchte, modrige Luft schlug ihnen entgegen.
    »Hier! Ich bin hier«, drang Carolins klägliche Stimme aus dem Dunkel.
    Suna nahm die Taschenlampe und leuchtete in die Öffnung hinein. Als der Lichtstrahl auf ein bleiches, halb unter Wasser liegendes Gesicht traf, schrie sie erschreckt auf.
    »Das ist Lobinski«, sagte Daniel emotionslos. »Hier schließt sich der Kreis.«
    Da Suna in diesem Augenblick nicht verstand, was er damit meinte, antwortete sie nicht. Stattdessen konzentrierte sie sich ganz auf Carolin, die durch das oberschenkeltiefe Wasser auf sie zu watete. Sie hatte die Augen gegen das helle Licht mit der Hand abgeschirmt. Trotzdem war nicht zu übersehen, wie elend sie aussah.
    Suna sah sich rasch um. Es gab keine Treppe, und sie entdeckte auch keine Leiter, weder in der dafür vorgesehenen Halterung unterhalb der Luke, noch im übrigen Raum.
    »Reich uns deine Hände, wir ziehen dich hoch«, wies sie Carolin an. Sie war selbst erstaunt, wie ruhig und gefasst ihre Stimme klang.
    Während Carolin wie in Trance gehorchte, legten sich Daniel und Suna flach auf den Bauch und versuchten, nach ihren Armen zu greifen. Doch der Vorratsraum unter ihnen war höher als vermutet. Suna erreichte gerade so Carolins rechte Hand. Daniel konnte immerhin das linke Handgelenk umgreifen.
    »Halt dich gut fest«, sagte er ruhig.
    »Ich kann nicht. Mir ist so kalt.« Carolin hörte sich so schwach an, als stünde sie kurz davor, das Bewusstsein zu verlieren. Sie taumelte. Nur dass sie von Suna und Daniel gehalten wurde, verhinderte, dass sie ins eiskalte Wasser und auf Lobinski fiel, der direkt unter ihnen trieb.
    Unter Aufbringung all ihrer Kräfte zogen Suna und Daniel den fast leblosen Körper hoch und hievten ihn auf den Küchenboden.
    Erschöpft blieb Suna neben Carolin liegen. In ihren vom Regen nassen Sachen setzte auch ihr die Kälte inzwischen heftig zu.
    Ein lautes Knacken ließ sie zusammenzucken. Sie fuhr hoch.
    »Was war das?«, fragte sie
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