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Sturmflut: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)

Sturmflut: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)

Titel: Sturmflut: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)
Autoren: Kerstin Wassermann
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Versteck an. Möglich wäre das schon.«
    »Nein«, widersprach Fenja mit neuer Energie. »Das ist nicht nur möglich. Ich bin mir sicher, dass Carolin dort gefangen gehalten wird. Ich weiß nämlich, dass Kristian zurzeit den Schlüssel zu dem Haus hat, weil er dort irgendein Foto-Shooting gemacht hat. Er hat es mir erst vor ein paar Tagen erzählt.«

*
    Zum mindestens hundertsten Mal an diesem Tag verfluchte Gerald Bachert seinen Boss. Er stellte den Motor des weißen Volvos wieder an, damit die Heizung wenigstens ein bisschen wohlige Wärme ins Innere des Fahrzeugs brachte, auch wenn es sofort wieder abkühlte, sobald er den Motor ausstellte.
    Er zog die Mütze ein Stück weiter über seinen kahl geschorenen Schädel und sah durch das Objektiv seiner Kamera zum Hynsteblom hinüber. Schon seit einer halben Ewigkeit hockte dieser Lemarchant da drin und trieb sonst was mit den beiden Frauen.
    Eigentlich hätte Bachert aussteigen müssen, um den Laden im Auge zu behalten. Aber das war wirklich zu viel verlangt bei diesem Scheißwetter. Also war er mit seinem Wagen einfach ein Stück in die Fußgängerzone hineingefahren. Alle waren mit den Vorbereitungen auf die Sturmflut beschäftigt, da interessierte das kein Schwein. Trotzdem wäre sein Boss ausgerastet, wenn er davon erfahren hätte, dass Bachert mit dem Wagen in der Fußgängerzone stand. Er duldete keine kleinen Ordnungswidrigkeiten, die die Bullen auf ihn aufmerksam machen konnten.
    »Weißt du, wie sie in New York die Verbrechensrate massiv gesenkt haben?«, hatte er ihn einmal gefragt. »Ich erklär es dir. Sie kontrollieren penibel die Fahrkarten in der U-Bahn und lassen Schwarzfahren nicht durchgehen. Und weißt du auch warum? Wer ein Verbrechen vorhat, kauft sich dazu nicht extra einen Fahrschein.«
    Bachert wusste nicht, ob die Geschichte stimmte. Und eigentlich war es ihm auch vollkommen egal. Wenn man ihn fragte, hatte sein Boss sowieso einen Schatten, diesen Schweizer rund um die Uhr beobachten zu lassen. Sicher, der Kerl hatte Lobinski beauftragt, die Wahrheit über Gramsers Machenschaften aufzudecken. So viel hatten sie aus dem anderen Privatschnüffler herausgeprügelt. Aber das hieß ja noch lange nicht, dass sein Auftraggeber über alles Bescheid wusste. Am einfachsten wäre es sowieso gewesen, Lemarchant gleich mit kaltzumachen und zu Lobinski in den Kellerraum zu schmeißen. Mit ein bisschen Glück würde die Sturmflut das Haus noch heute abreißen und die jämmerlichen Überreste des Kerls mit sich aufs offene Meer hinausziehen. Und wenn nicht, konnte man ja immer noch ein wenig nachhelfen.
    Bachert stutzte, als er eine Bewegung beim Hynsteblom bemerkte. Er nahm seine Kamera wieder hoch und stellte das Objektiv scharf. Es war Lemarchant, der den Laden verließ, zusammen mit dieser anderen Schnepfe, Suna Lürssen. »Ein nettes Paar«, murmelte Bachert höhnisch.
    Geduckt kämpften sich die beiden durch den Sturm hin zu Lemarchants Mietwagen, einem silbergrauen Geländewagen, der dem, den sein Chef fuhr, sehr ähnlich war.
    Als sie einstiegen und wegfuhren, folgte ihnen Bachert mit angemessenem Abstand. Die Scheinwerfer ließ er dabei ausgeschaltet. Auch wenn der Himmel durch die dicken Wolken dunkelgrau war, war es doch immer noch Tag.
    Während er hinter den beiden herfuhr, wurde die Furche über seiner Nasenwurzel immer tiefer. Was er sah, gefiel ihm überhaupt nicht. Sie schlugen den Weg Richtung Rantum ein, und das konnte eigentlich nur eines bedeuten.
    Hektisch griff er nach seinem Telefon und wählte die Nummer seines Bosses.
    »Verfluchter Mist«, brüllte er dann und schmiss das Handy auf den Beifahrersitz. Er bekam keine Verbindung. Die Leitung war tot.
    Er musste seinen Boss warnen. Kurz entschlossen riss er das Lenkrad herum, wendete den Wagen und raste in Richtung Kampen zu Konstantin Gramsers Villa.

*
    Die Scheibenwischer liefen auf höchster Geschwindigkeit. Trotzdem schafften sie es kaum, die Regenmassen zu bewältigen, die auf die Windschutzscheibe von Daniels Mietwagen prasselten.
    Während Suna angestrengt den rechten Straßenrand im Auge behielt, versuchte Daniel, den Wagen einigermaßen in der Spur zu halten. Immer wieder wurde der von schweren Sturmböen erfasst und zur Seite gedrückt, sodass Daniel gegenlenken musste.
    Es schien immer dunkler zu werden. Obwohl es erst früher Nachmittag war, ließen die dunkelgrauen Wolken am Himmel beinahe den Eindruck entstehen, dass die Abenddämmerung bereits eingesetzt hatte. Zudem
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