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Strom der Sehnsucht

Titel: Strom der Sehnsucht
Autoren: Jennifer Blake
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eröffnet, sie auch auszuüben. Als sie dann zu Max ging und sich ein letztes Mal den Weg in sein Bett erschmeichelt hat, bist du eingedrungen, hast ihn erschossen und wolltest auch Claire töten, um es nach einem Doppelselbstmord aussehen zu lassen. Leider hast du daneben gezielt.«
    Angeline schlug das Herz bis zum Hals. Sie hatte rasende Kopfschmerzen. Gebannt beobachtete sie die beiden ebenbürtigen Gegner und konnte den Blick auch dann noch nicht abwenden, als von unten das Dröhnen von Gewehrfeuer kam und eine graue Rauchspirale im Treppenhaus aufstieg. Der Ruf »Feuer! Feuer!« war zu hören.
    Meyer antwortete nicht, und Rolf fuhr fort: »In der Zwischenzeit hast du - als eifriger Ränkeschmied - dem König eingeflüstert, wie neidisch und ambitioniert sein zweiter Sohn sei. Eine hübsche Deckung, wenn etwas schiefgehen sollte. Die Sache klappte ausgezeichnet: Für die Öffentlichkeit mußte die Theorie vom Doppelselbstmord herhalten, während die andere für das Privatvergnügen unseres Vaters bestimmt war, und du hofftest, in seiner königlichen Gerechtigkeit würde er kurzen Prozeß machen und mich dir schnell aus dem Weg räumen.«
    Rolf stürzte vorwärts, sein Messer zielte auf Meyers Herz. Der
    Gegner wich aus, aber nicht schnell genug. Ein Riß zeigte sich in seinem Leinenhemd. Meyer reagierte zu langsam. Rolf wich zurück. Meyers Seite färbte sich rot. Er ächzte, und seine Antwort klang atemlos. »Äußerst scharfsinnig, aber ich habe auch nie erwartet, Euch bis zuletzt hinters Licht führen zu können.«
    »Doch Claire starb nicht«, fuhr Rolf mit schneidender Stimme fort. »Sie mußte zum Schweigen gebracht werden, und in dem Augenblick, als sie den Betrug durchschaute, erkannte sie alles. Sie rannte heim zu ihrer Mutter, ich hinterher, und du in meinem Gefolge mit - daran zweifle ich nicht - einem königlichen Erlaß im Gepäck, mit dem du zu meinem Henker ernannt warst.«
    »Ja, aber die Liebe des Volkes machte es nötig, behutsam vorzugehen, und erst mußte Euer Ableben, möglichst in Form eines Unfalls, arrangiert werden, bevor man sich daran machen konnte, Euren Ruf zu untergraben.«
    »Nicht zu vergessen: die Garde.«
    »Ja, die Garde und alle anderen, die Euren Tod gerächt hätten, ohne einen Erlaß eines Blickes zu würdigen.«
    Das mühsame Ringen um die günstigste Stellung, die Finten und schnellen Rückzüge erinnerten Angeline an Rolfs Kampf mit McCullough. Sein jetziger Gegner war viel gefährlicher, denn er machte keine unnötige Bewegung und konzentrierte sich nur auf das eine: den Tod seines Feindes.
    Was war aus dem Schotten geworden? Hatten er und seine Leute den Schußwechsel auf der Straße angefangen?
    »All die Intrigen, die niederträchtigen Gerüchte, die nächtlichen Anschläge, um mich ins Jenseits zu befördern, und drei sinnlose Morde - wozu das alles?«
    »Wozu? Das wißt Ihr doch. Ich will das haben, was Euch gehört, Euch und Max. Und ich werde es bekommen.«
    Im trüben Dämmerlicht stand den Männern der Schweiß auf der Stirn und durchnäßte ihre Kleider. Rolfs blonde Haare waren dunkel geworden und sein Gesicht gerötet. Als er wieder sprach, klang seine Stimme brüchig.
    »Wie denn? Kind der Liebe, dir fehlt die Legitimität, eine unabdingbare Voraussetzung für die Erbfolge.«
    »Mir genügt die Macht. Ich werde ein einflußreicher Berater werden und großen Lohn...«
    »...aber nicht die Krone ernten. Der König ist ein alter Mann. Was wird, wenn er stirbt?«
    Hatte Rolf über der Wahrheitssuche die Treppe vergessen? Er kam ihr gefährlich nahe. Rauch wirbelte auf, Feuer züngelte empor, Qualm und Hitze stiegen auf wie aus dem Schlund der Hölle. Die Schüsse waren verstummt, und man hörte deutlich das Knistern der leckenden Flammen.
    »Leopold ist der nächste in der Thronfolge«, erwiderte Meyer.
    »Ein König mit einer Abneigung gegen Kronen.«
    »Was habt Ihr denn gedacht? Seine Sorge um Euch war rührend. Er wird bekümmert sein über seinen Mißerfolg und einen hübsch lenkbaren Regenten abgeben; ich werde ihn führen und leiten.«
    Der Treppenschacht war nahe, zu nahe. Rolf wurde mit einer Serie von heftigen Stößen darauf zugetrieben. Er war der Erschöpfung nahe und konnte nicht mehr kontern, nur noch zurückweichen. Angeline riß entsetzt die Augen auf, als Rolf keine Anstalten machte, der Gefahr auszuweichen. Sie wollte ihn warnen, aber die Angst, daß ein Augenblick der Ablenkung sein Tod sein könnte, hielt sie zurück.
    Meyer drang jetzt
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