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Strandgefluester

Strandgefluester

Titel: Strandgefluester
Autoren: Nik S. Martin
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nicht zu nahe zu kommen, seufzte er hörbar.
    „Immer wieder bin ich erstaunt, wie schön es hier ist und wie schnell man das vergisst, wenn der Alltag einen einholt.“
    „Das unterschreibe ich sofort. Ich habe schon einige schöne Plätze auf der Welt gesehen und ihr Zauber verblasst viel zu schnell, wenn man wieder zu Hause ist.“
    Er dreht mir den Kopf zu und lächelt. Ich komme nicht daran vorbei zu erkennen, dass tatsächlich ein Knistern zwischen uns liegt. Doch weil ich nicht der Typ für Affairen bin, ignoriere ich es. So gut es eben geht, wenn ein hübscher Mann einen anlächelt.
    „Wo wohnst du eigentlich?“, fragt er mich.
    „Köln, du?“
    Er grunzt. „Düsseldorf“, entgegnet er trocken und wir beide verfallen in lautes Gelächter, das in leichtem Übermut endet. Kyle legt mir den Arm um die Schultern und zieht mich kumpelhaft an sich. Eine vertraute Geste, als würden wir uns schon Ewigkeiten kennen und nicht erst ein paar Stunden … Eine Geste, die mir trotz der abendlichen Hitze eine Gänsehaut beschert. Ich lasse mich darauf ein und schiebe meinen Arm um seine Hüfte. Daraufhin ernte ich ein Lächeln, das mir das Herz bis zum Hals schlagen lässt. Das Funkeln in seinen Augen ist mir nicht entgangen.
    Mein Grundsatz, keine Abenteuer zu wagen, wankt bedrohlich. In Kyles Nähe fühle ich mich wohl und nicht so, als säße ich neben einem Fremden.
    „Bist du gebunden, Felix?“, durchbricht er die friedliche Stille zwischen uns.
    „Nein, schon länger nicht mehr“, gebe ich zu und werde sofort an den Schmerz erinnert, den Sebastian mir zugefügt hat. Die Bilder der Nacht springen wie ein Fluch aus der Gedankenschublade, wo ich sie die ganze Zeit verwahrt hatte. Basti … in unserem Bett … mit einem blutjungen und knackigen Kerlchen … seine Hände an den Hüften des braun gebrannten Jungchens … wie er keuchend seinen Harten in dessen Arsch rammte …
    „Tut mir nicht wirklich leid“, sagt Kyle und vertreibt die Bilderflut.
    „Danke“, krächze ich sarkastisch.
    „Es ist die Wahrheit. Wärest du vergeben, dann würde ich jetzt aufstehen und gehen. Da dem nicht so ist …“, begann er und beugt sich zu mir.
    Ich bin so überrumpelt, dass ich wie erstarrt da sitze. Sein Gesicht kommt immer näher, bis er schließlich meine Lippen streift. Ganz sachte nur. Kaum berührt, zieht er sich wieder zurück.
    Blinzelnd sehe ich ihn an.
    „Jetzt guck nicht so überrascht. Du gefällst mir.“
    „Äh“, ringe ich nach Worten, wo ich doch sonst nicht auf den Mund gefallen bin. „Ich gebe das mal genauso zurück – trotzdem fühle ich mich etwas überfahren gerade“, erkläre ich.
    Er lacht und zwinkert mir zu. „Lass uns was essen gehen.“ Kyle steht auf und hält mir die Hand hin. Ich greife sie und lasse mich von ihm hochziehen.
     
    Zwei Stunden später kommt es mir wirklich so vor, als würden wir uns schon ewig kennen. Während des Essens haben wir über alles Mögliche geredet und eine Menge Gemeinsamkeiten entdeckt. Wir schwimmen sozusagen auf einer Wellenlänge und besitzen trotzdem noch genügen Unterschiede, was ihn für mich noch anziehender macht. So ungern ich es mir eingestehen will, Kyle trifft einen Nerv in mir, den ich eigentlich tot geglaubt hatte. Ich vermute, ich bin drauf und dran, mich in ihn zu verlieben …
    „Noch ein Drink?“, fragt er, als wir den Tisch im offenen Speisesaal verlassen. Ich nicke und folge ihm. Entgegen meiner Vermutung will er nicht zur Strandbar. Zielsicher läuft er nach links, wobei er erklärt, dass dieser Teil des Hotels zum nachträglichen Anbau gehört.
    Schließlich erreichen wir die Bar und lassen uns weitere Cuba Libre geben. Diesmal beobachte ich den Kerl hinter der Theke, der es ausgesprochen gut mit dem Rumanteil meint. Ich habe da schon so etwas vermutet, denn die ersten beiden Becher sind mir mehr zu Kopf gestiegen, als sie sollten. Jetzt, mit den Essen im Bauch, hoffe ich auf eine schwächere Auswirkung.
    Kyle greift meine Hand und zieht mich mit sich. Ich habe keine Ahnung, wo er hin will. Ich folge ihm blind, da er die Anlage im Gegensatz zu mir schon kennt. Schließlich finden wir uns an einem weiteren Strandabschnitt wieder, der von Klippen gesäumt und kleiner als der andere ist. Die Sonnenliegen stehen gestapelt am hinteren Ende und Kyle zieht mich mit dorthin. Es ist so dunkel, dass man das Meer nicht sieht, nur die Brandung hört. Der Strand wird schwach von den Lichtern der Anlage beleuchtet, sodass man wenigstens
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